Ungesundes Wildfleisch

Ungesundes Wildfleisch

März 5, 2020 Aus Von mfsimba

Erlegtes Wild ist grundsätzlich Aas und daher eigentlich gar nicht für den Verkauf sowie Konsum statthaft!
Wildfleisch (Wildbret) wird oftmals als besonders naturnah, regional, gesund und tierfreundlich angepriesen. Hier erfahren Sie, dass dem nicht so ist und warum Sie niemals Fleisch von Wildtieren essen sollten.

Ist Wildfleisch naturnah?

Die Populationen vieler Wildtiere werden durch die Jagd maßgeblich gestört. [1] In der Natur regulieren sich die Bestände durch Umwelteinflüsse selbst – dazu gehören Witterung, Nahrungsverfügbarkeit und Krankheiten. Die natürliche Selektion hält die Geburten- und Sterberate im Gleichgewicht. Beispielsweise überleben schwache Tiere den Winter nicht und nur die stärksten Tiere setzen sich bei der Partnerwahl durch.

Durch Jagdmaßnahmen wie das Töten der Tiere oder die Zufütterung werden diese regulierenden Faktoren gestört. Jäger greifen massiv in die Altersstrukturen und sozialen Gefüge der Wildtiere ein. Studien haben gezeigt, dass die Bejagung von Wildschweinen eine frühere Geschlechtsreife der Tiere zur Folge hat, was die Geburtenrate ansteigen lässt. [2]

Ist Wildfleisch gesund?

Nur, weil Wildfleisch nicht von Tieren aus der Intensivtierhaltung stammt, ist es nicht automatisch gesünder. Wildbret kann sogar stark belastet sein – durch Blei, radioaktive Strahlung oder Keime.

So gab das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) bekannt, dass Wildfleisch zu den am höchsten mit Blei belasteten Lebensmitteln gehört [3]. Der Grund: Die bei der Jagd verwendeten Bleikugeln zersplittern häufig im Tier – dabei verteilen sich Fragmente und winzige Bleisplitter. Eine oft empfohlene „Entfernung des Fleisches um den Wundkanal“ reicht meist nicht aus, um die kaum erkennbaren Bleisplitter zu entfernen. Blei kann Organe und das Nervensystem schädigen und die Blutbildung hemmen.

Nach der Tschernobyl-Katastrophe von 1986 ist das Wild in einigen Gegenden Deutschlands noch immer stark mit radioaktivem Cäsium-137 belastet, besonders das Fleisch von Wildschweinen. [4] Immer wieder zeigen Messungen eine Radioaktivität weit über dem für Fleisch festgesetzten Grenzwert. [5] Laut des Bundesinstituts für Risikobewertung enthalten Fleisch und Innereien von Wildtieren außerdem vergleichsweise hohe Konzentrationen von Dauergiften wie Dioxinen und polychlorierten Biphenylen (PCB). Diese gelangen durch die Industrie in die Umwelt.

In Deutschland ist es nicht verpflichtend vorgeschrieben, getötete Wildtiere durch einen Tierarzt untersuchen zu lassen. Jeder Jäger entscheidet somit selbst, ob er ein Tier für eine „amtliche Fleischuntersuchung“ anmeldet. Die einzige Ausnahme bildet eine vorgeschriebene Untersuchung auf die Fadenwürmer Trichinen bei Wildschweinen – doch auch hier gibt es Berichte über ungeklärte Differenzen zwischen der Anzahl der getöteten und untersuchten Wildschweine.

Ist Wildfleisch regional?

Trugschluss „regional“: Viele Verbraucher glauben, beim Kauf von Wildfleisch ein Produkt aus der Region zu beziehen. Weit weniger bekannt ist jedoch die Tatsache, dass Deutschland zu den weltweit größten Abnehmern neuseeländischer Hirsche gehört und jährlich Tausende Tonnen Hirschfleisch importiert. Auf Verpackungen und Speisekarten in deutschen Restaurants ist die Herkunft des Wildfleisches häufig nicht sofort ersichtlich. [6] Hinzu kommt, dass Hirsche in Neuseeland für die Fleischproduktion in Gattern gehalten werden und nicht, wie oftmals behauptet, in Freiheit leben, bis sie vom tödlichen Schuss getroffen werden.

Ist Wildfleisch tierfreundlich?

Auf diese Frage gibt es eine klare Antwort: Nein, Wildfleisch ist nicht tierfreundlich! Nicht nur, weil für jedes „Stück Wildbret“ ein fühlendes Lebewesen getötet wurde, sondern auch, weil die Tiere bei der Jagd oftmals schreckliche Qualen erleiden.

Bei Drück- und Treibjagden werden die Wildtiere in Todesangst versetzt und von Jagdhunden und Treibern durch die Gegend gehetzt. Sie rennen im wahrsten Sinne des Wortes um ihr Leben. Oftmals trifft sie der erste Schuss nicht tödlich und die Tiere schleppen sich oft tagelang schwer verwundet mit kaputten Knochen und heraushängenden Innereien dahin, bis sie einen qualvollen Tod sterben.

Doch auch, wenn der erste Schuss des Jägers sein Ziel trifft – er beendet das Leben eines Tieres und zerstört die Struktur seiner Bezugsgruppe. Das kann niemals mit einer kurzen Gaumenfreude aufgewogen werden.


Quellen:

[1] Reichholf, J. H. (15.05.2014): Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen, SWR BW

[2] Servanty S., Gaillard J., Toigo C., Brandt S. & Baubet E. (2009): Pulsed resources and climate‐induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of animal ecology, 78.6, S. 1278-1290

[3] Bundesministerium für Risikobewertung (03.12.2010): Bleibelastung von Wildbret durch Verwendung von Bleimunition bei der Jagd, https://www.bfr.bund.de/cm/343/bleibelastung-von-wildbret-durch-verwendung-von-bleimunition-bei-der-jagd.pdf, zuletzt eingesehen am 09.12.2019

[4] Merkur (02.03.2015): Warnung vor verstrahlten Wildschweinen, https://www.merkur.de/lokales/garmisch-partenkirchen/landkreis/warnung-verstrahlten-wildschweinen-4779796.html, zuletzt eingesehen am 09.12.2019

[5] Bundesamt für Strahlenschutz: Radioaktive Belastung von Pilzen und Wildbret, https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/pilze-wildbret/pilze-wildbret.html, zuletzt eingesehen am 09.12.2019

[6] Welt (19.04.2015): Was wir essen, wenn wir Hirsch essen, https://www.welt.de/print/wams/lifestyle/article139749119/Was-wir-essen-wenn-wir-Hirsch-essen.html, zuletzt eingesehen am 09.12.2019