Wir sind dann mal weg

Wir sind dann mal weg

Dezember 2, 2019 Aus Von mfsimba

“Oben beten – unten treten”

Den Kirchen laufen in Zeiten von Missbrauchs- und Finanzskandalen die Mitglieder davon: In den zehn größten deutschen Städten ist die Zahl der Kirchenaustritte 2018 um 17 Prozent gestiegen – wie eine Recherche von Christ&Welt zeigt.

Es ist ehrlicher, anständiger, durch Austritt aus der Kirche offen darzutun, daß man das alles für veralteten Unsinn, unnütze Relikte aus dem Mittelalter hält, daß man die Liaison von Kirche und Staat unerträglich findet, statt mitzutun, um nicht unangenehm aufzufallen, um der eigenen Karriere in einer verlogenen Gesellschaft nicht zu schaden. “Mitläufer” wollen wir doch eigentlich alle nicht gern sein. Oder?

Die Kirchen haben ein Image-Problem. Vor allem die Katholische, und das schon lange bevor täglich neue Fälle von Missbrauch und Misshandlung bekannt wurden. Vielen Menschen erscheint das Zölibat genauso unzeitgemäß wie ein Papst, der sich trotz AIDS-Epedemie gegen Verhütungen aussprach. Dabei übersieht man leicht: Aus der Evangelischen Kirche treten Jahr für Jahr mehr Menschen aus als bei den Katholiken. Da helfen auch keine Predigten als Podcasts oder die Bibel in Twitter-Version. Viele glauben einfach nicht mehr.

Ist es wirklich der Glaube an Gott, der verloren gegangen ist? Braucht es eine Auseinandersetzung mit den Menschen, welche die Kirche verlassen haben oder verlassen wollen? Was bewegt sie eigentlich? Wie ist es zur Distanzierung von der Kirche gekommen? Was hätte helfen können oder könnte künftig helfen, Kirchenaustritte zu vermeiden?
Das sind Fragen, die sich die Kirchen stellen sollten. Statt dessen steht oft nur die Kirchensteuer im Fokus.

Viele Jugendliche bezweifeln inzwischen, dass die Kirche Antworten auf Fragen hat, die sie wirklich bewegen.

Nach den hohen Steuern, im Schnitt ca. 500 Euro pro Kirchenaustritt im Jahr, ist die fehlende emotionale und praktische Bindung zur Kirche der meistgenannte Austrittsgrund, oft verbunden mit persönlichen Glaubenszweifeln oder der Begründung, dass man die Kirchenmitgliedschaft vom persönlichen Glauben trennen wolle.
Viele Menschen treten aufgrund einer persönlichen Enttäuschung in der Seelsorge aus, was sich durch bessere Personalplanung und Fortbildungen vermeiden ließe.

Braucht man/frau die Kirche, um Christ zu werden oder Christ zu sein?

Als Jesus nach seiner Auferstehung wieder in den Himmel auffuhr, ließ er keine „Kirche“ zurück, sondern eine Schar Jünger (Nachfolger), die an Pfingsten alle mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden. Die ersten Christen bildeten keine tote Organisation, sondern einen lebendigen Organismus – den „Leib Christi“ (1.Kor 12,27).  Sie versammelten sich meist in Wohnhäusern zu „Hausgemeinden“ (z.B. Apg 5,42;  Röm 16,3.5;  Kol 4,15), um gemeinsam ihren Herrn anzubeten und seine Worte zu hörten. Dort erlebten sie das, was Jesus ihnen verheißen hatte: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)

Die Kirche, wie wir sie heute kennen, entwickelte sich erst im Laufe der Jahrhunderte. Sie entfernte sich dabei immer mehr von ihrem Ursprung.

Albert Schweitzer formulierte es treffend:
„Man wird kein Christ, nur weil man in die Kirche geht.
Man wird ja schließlich auch kein Auto, nur weil man in eine Garage geht.“

Oftmals “versammeln” sich die Gläubigen aus Tradition, oder weil es “so schön fromm und heilig” ist.

Karl Marx (1818-1883) äußerte den Satz „Religion ist Opium für das Volk.”

Ich bin kein Kommunist – aber mit dieser Aussage hatte er Recht. Opium wirkt berauschend und erzeugt ein inneres Glücksgefühl, ohne dass man etwas tun muss – nur genießen. Dass es letztendlich zerstörerisch wirkt, interessiert “die Glücklichen” nicht. „Es ist sooooo schön !“
Genau dies bewirken auch die unterschiedlichen Religionen. Sie gaukeln den Menschen vor, dass sie sich lediglich bequem zurückzulehnen brauchen, um ins Paradies zu gelangen. Sagt ein Mutiger die Wahrheit, dann wird derjenige sofort als jemand angesehen, der das schöne Glück zerstören möchte.

Ich kann dies ruhigen Gewissens behaupten, denn auch Jesus war gegen äußerliche Frömmigkeit und Religion. Er nahm diesbezüglich kein Blatt vor den Mund, sondern äußerte sich frei und offen zu diesem Thema. Jesus Christus bot den Menschen keine schöne, neue Religion an, sondern er warnte und ermahnte sie.

Im Mittelalter wäre ich für manche Äußerungen warscheinlich auf dem Scheiterhaufen gelandet.

Ich bin dankbar, dass ich in einem Land und während einer Zeit leben darf, wo ich keine Verfolgungen und Folterungen erdulden muss, sondern wo Meinungs- und Glaubensfreiheit besteht.
Unsere Meinungs- und Glaubensfreiheit ist keine Selbstverständlichkeit. In sehr vielen Ländern ist dies auch heute noch ein großes Problem. 

Aber heute “basteln” sich die Menschen ihren Glauben so zusammen, wie er ihnen am besten gefällt. Kritik ist da unerwünscht.

Unheilige Allianz von Kirche und Jagd

Kirche und Jagd – das war schon immer eine unheilige Allianz. Bis heute halten sowohl katholische, als auch evangelische Kirchen alljährlich Hubertusmessen ab und segnen die Waidmänner, ihre Waffen und die »Strecke« der getöteten Tiere. Und dies, obwohl der heilige Hubertus der Legende nach der Jagd entsagte, als er im Geweih eines Hirsches ein strahlendes Kreuz erblickte und die Stimme von Christus hörte: »Hubertus, warum jagst du mich?« Wann folgen Jäger und Pfarrer Hubertus nach?

In den indianischen Traditionen ist alles vom Schöpfer Erschaffene beseelt, egal, ob es belebt oder unbelebt ist. Alle Dinge stehen daher miteinander in Verbindung und gelten als heilig. Die Beziehungen zwischen den Menschen, Mutter Erde, den Tieren und den Vorfahren sind genau festgelegt. Die Erde sorgt für die “Zweibeiner” -die Menschen- ebenso wie für alle anderen Kreaturen. Von den Menschen wird folglich erwartet, daß sie die Erde mit Respekt behandeln. Viele “Vierbeiner” -die Tiere- opfern sich bereitwillig als Nahrung und Kleidung der Menschen und müssen daher geachtet werden. Die in den Gefilden der Geister weilenden Vorfahren schenkten den jetzt Lebenden das Leben, und auch sie sind dafür zu achten. Schließlich müssen die Menschen ihre Verwandten respektieren und füreinander sorgen, um überleben zu können.

Für mich war es daher die beste Entscheidung aus der Kirche auszutreten. Sich von dieser Gemeinschaft loszusagen, denn:

„Viele Chefs sind nicht unbedingt oben, weil sie besonders gut in ihrem Job sind, sondern weil sie die Machtspielchen beherrschen.

Macht bei den Frommen …

Weil es einen guten „Machtgebrauch“ gibt, wir aber auch einen fatalen „Machtmissbrauch“ zu beklagen haben, müssen wir von „Machtspielchen“ in der christlichen Gemeinde ausgehen. Denn die Ursache liegt im Menschen. In seinem Herzen, wie Albert Einstein schon feststellte: „Das Problem ist heute nicht die Atomenergie, sondern das Herz des Menschen.“ Und auch Stephen Hawking, den einige für den wohl klügsten Menschen der Welt halten, stellte unlängst fest: „Unser eigenes Verhalten ist eine größere Gefahr als Umweltkatastrophen. … Die Aggression sei der „größte Fehler der Menschheit.“ Der tatsächlich Klügste sagte:Was jedoch aus dem Mund herauskommt, kommt aus dem Herzen, und diese Dinge sind es, die den Menschen unrein machen…Jesus!

Und so sieht es heute leider aus, „Vereinsmeierei“, nicht nur hier, sondern auch in vielen anderen Kirchengemeinden. Wochenendfromme… die oben beten und unten treten…! Dies scheint das Motto der heutigen Kirche zu sein.


Fotos: pixabay, Bruno Haberzettl