Das Gehirn des Hobbyjäger’s
Die Strukturen des Gehirns von Gewalttätern ähneln sich. Insbesondere Hobby-Jäger, denen der gesunde Menschenverstand eine schwere Form der antisozialen Persönlichkeitsstörung bescheinigen kann, besitzen ähnliche Gehirne. Im emotionalen Cortex, in dem die Gefühlsregulation stattfindet, sind bei diesen Menschen einige Bereiche auffallend inaktiv.
An der Stelle, wo Gewalt sich entlädt, werden genauso Schäden verursacht, wie am Punkt, auf den sie gerichtet ist. Und dies denkbar konkret auf neuronaler Ebene. Wissenschaftler haben dies bei Untersuchungen herausgefunden. Auch Neuropsychologen bestätigen: Die Amygdala, ein Kerngebiet im Gehirn, ist bei Gewalttätern auffällig zurückgebildet oder gestört. Ist dieser zentrale Teil des Gehirns defekt, ist unter anderem das Ekelgefühl ausgeschaltet.
Hirnareale, die für Einfühlungsvermögen, moralische Urteilskraft und Angst zuständig sind, sind schlechter durchblutet. Hobby-Jäger empfinden keinen emotionalen Stress und können die Gefühle anderer nicht nachvollziehen, deshalb können manche morden und töten, ohne mit der Wimper zu zucken.
Bei solchen Menschen gibt es dunkle Bereiche im orbitalen Cortex und um die Amygdala herum – deutlich dunkler im Vergleich zu einem durchschnittlichen Gehirn. Dies sind Bereiche, die für die Selbstkontrolle und die Verhaltenssteuerung zuständig sind. Eine Person mit dieser Hirnbiologie ist wahrscheinlich sehr impulsiv und sollten auf keinen Fall im Besitz einer Waffe sein.
Diese Menschen können kaum Empathie empfinden, ausserdem sind wichtige Bereiche des Gehirns, die für Sprache zuständig sind, unterentwickelt. Hobby-Jäger sprechen fliessend dummes Zeugs. Hobby-Jäger freuen sich, wenn sie ein Lebewesen töten durften bzw. es “ernten”.
Um zu verhindern, dass einen Hobby-Jäger angesichts des Tierleids die Gefühle überkommen, hat sich im Laufe der vergangenen Jahrhunderte das primitive Jägerlatein bzw. das Idiotendeutsch entwickelt.
Ziel dieser Jägersprache ist es, eine tiefgreifende Distanz zwischen Tier und Mensch zum Ausdruck zu bringen, um den Tötungsakt bei der Jagd zu verharmlosen.
Zum Beispiel wird eine Rehdame „angesprochen“ (beurteilt in Bezug auf Alter, Geschlecht und Gesundheit), ihr wird die Kugel „angetragen“. Dem erlegten Wild wird ein „Bruch“ (letzter Bissen) in den „Äser“ (Maul) gelegt und es wird anschliessend „aufgebrochen“ (ausgenommen). Füchse haben keine Jungen, sondern ein „Geheck“. Blut ist „Schweiss“, ein angeschossenes Tier ist „angeschweisst“ und „krankgeschossen“. Der Bauchschuss eines Rehs mit heraushängenden Eingeweiden ist ein „waidwundes Stück Wild“. Die Haut von Wildtieren nennt man „Decke“. Hobby-Jäger töten keine Tiere, sondern erlegen ein „Stück“ Wild. Rabenvögel, Katzen usw. sind „Raubzeug“, und so weiter und so fort im Jägerlatein.
Jedem Menschen wird klar, dass sich hinter dieser Jägersprache eine Herabsetzung und Verhöhnung von Lebewesen verbirgt. Fühlenden und schmerzempfindlichen Geschöpfen nimmt man so neben dem Leben auch noch die letzte Würde. Die Jägersprache ist sowohl für den Alltagsgebrauch als auch im wissenschaftlichen Kontext irrelevant. Sie ist eine Verschandelung der deutschen Sprache.
Menschen jagten Wildtiere seit Jahrtausenden hauptsächlich während klimatischer Notzeiten. Im Laufe der Zeit hat sich jedoch die Begründung für die Jagd stark verändert. Jagdaktivitäten dienten früher als Mittel für Nahrung, Kleidung, wirtschaftliche Notwendigkeit, Vergnügen und als Ritual.
Das heutige Töten von Tieren durch den modernen Hobby-Jäger resultiert hingegen hauptsächlich aus Habsucht, Gewinnsucht, Dummheit, Genuss, Gleichgültigkeit, Ärger, Neid, Wichtigtuerei, Protzerei, Angeberei, Eifersucht, Tradition, Arroganz, Unwissenheit, Gier, Überheblichkeit, Egoismus, Missgunst und Geringschätzung von Lebewesen allgemein gegenüber.
Heute dient die Jagd dem Hobby-Jäger zum Abbau von Aggression und derartigem Entschleunigen in der Natur. Wer den Jagdschein macht, erhält immer zweierlei: ein Schein fürs Töten und einen Schein fürs Verblöden.
In der neuzeitlichen, weitgehend von Menschen bestimmten und gestalteten Umwelt ist es laut namhaften Wissenschaftlern, Forschern, Wildbiologen und Fallbeispielen ohne Weiteres möglich und ethisch verantwortungsvoll, Wildbestände sich selbst zu überlassen. In der Schweiz (Kanton Genf) kennt man dieses moderne Wildtiermanagement bereits seit über 40 Jahren. Was dort früher hunderte Hobby-Jäger auch schlecht gemacht haben, erledigen heute ein Dutzend professionelle Wildhüter, die bei Bedarf regulatorisch eingreifen und nicht anhand von willkürlichen Jagdzeiten sowie aus Freude am Töten Fuchs, Dachs, Vögel und Co. massakrieren oder Leid antragen.
Forschungen in der Psychologie und der Kriminologie zeigen, dass Menschen, die Gewalttaten an Tieren ausüben, es nicht dabei belassen; viele von ihnen machen an ihren Mitmenschen weiter. Derartige Fallbeispiele gibt es heute zuhauf. Jäger sind Killer! „Jagd, das ist eine Leidenschaft, eine Sucht gar, die uns beglückt, die uns beherrscht und die uns quält“ schreibt der Jäger Luzius Theler.
Fotos: pixabay.com, B. Haberzettl