Die geheime Kunst des Gemeindeklüngels

Die geheime Kunst des Gemeindeklüngels

August 25, 2024 Aus Von mfsimba

Wenn Vetternwirtschaft zum Volkssport wird!

Von unserem Insider im Rathaus…

Wenn es eine olympische Disziplin im Kleinstadtleben gäbe, dann wäre es zweifellos der „Gemeindeklüngel“. In den geheimen Gängen der Gemeindeverwaltung, wo Papierstapel so hoch wie der Kirchturm aufgetürmt sind, wird Vetternwirtschaft nicht nur praktiziert – sie wird perfektioniert! Hier ein augenzwinkernder Einblick in die hohe Kunst des Klüngelns.

Der Vetter ersten Grades: Der unantastbare Posten

Es beginnt schon bei der Stellenbesetzung. Während andere Gemeinden mühsam Stellenanzeigen schalten und Bewerbungsgespräche führen, setzt unsere  Verwaltung anscheinend auf den bewährten „Onkel-Heinz-Modus“. Was soll man auch lange suchen, wenn der Neffe des Bürgermeisters gerade „zufällig“ seinen Studienabschluss in „Irgendwas mit Verwaltung“ gemacht hat? Das spart Zeit und erhöht die familiäre Stimmung im Rathaus – schließlich ist man unter sich.

Das Ordnungsamt

Im Ordnungsamt läuft alles nach strengen Vorschriften – zumindest auf dem Papier. Hinter den Kulissen sieht das jedoch ganz anders aus: Hier wird der Parkplatz fürs Auto des Schwagers doch mal schnell freigemacht, während der Rest der Stadt fieberhaft nach einem Stellplatz sucht. Und wer hätte gedacht, dass die Baugenehmigung für den neuen Carport des Neffen des Abteilungsleiters so fix durchgeht? Kein Wunder, wenn der ein oder andere Strafzettel „aus Versehen“ im Papierkorb landet, statt im Briefkasten. Geklüngel im Ordnungsamt? Oder auch mal ein Vergehen der netten Kollegin im Handumdrehen vom Ansprechpartner für Ordnungsangelegenheiten (Ordnungsangelegenheitspolizist), der Ordnungspolizei (OPo), auf dem Ordnungsamt der Gemeinde  zu den Akten gelegt wird, hier ist das Regelwerk manchmal eher eine „kreative Empfehlung“.

Der Klüngel-Kaffee: Die wichtigsten Entscheidungen am Kaffeetisch

Der offizielle Sitzungsraum? Total überbewertet. Wichtige Entscheidungen werden bei uns ganz informell im „Klüngel-Kaffee“ getroffen. Dieses geheime Treffen findet täglich um 10:30 Uhr an der Kaffeemaschine statt. Hier werden Deals besiegelt, die besten Kuchenrezepte ausgetauscht und ganz nebenbei auch die Weichen für die nächsten Jahrzehnte gestellt. Wer hier nicht mittrinkt, bleibt auf der Strecke.

Die goldene Heugabel: Wie der Cousin des Nachbarn doch noch an den Auftrag kam

Wettbewerbsverfahren sind in der Gemeindeverwaltung so etwas wie Schnürsenkel bei Flip-Flops – völlig unnötig. Stattdessen wird die „goldene Heugabel“ eingesetzt. Dieses Instrument sorgt dafür, dass Aufträge immer in der Familie bleiben, und sei es über drei Ecken. Wer sonst könnte das neue Dorffestzelt so schön aufbauen wie der Cousin des Nachbarns Schwager? Der ist schließlich bekannt für seine „einmalige“ Expertise im Bereich Zeltaufbau und – ähm – Bierzapfen.

Das große Schweigen: Der Anti-Klüngel-Plan

Natürlich gibt es auch in der Gemeindeverwaltung Stimmen, die sich gegen diese Art des Netzwerkens stellen. Sie haben den „Anti-Klüngel-Plan“ ins Leben gerufen. Dieser besteht hauptsächlich aus der Idee, tatsächlich externe Bewerber zu bevorzugen und Aufträge auszuschreiben, an denen nicht nur Verwandte teilnehmen. Ein skandalöser Vorschlag! Die Resonanz? Schweigen im Walde. Die Papiere wurden im Aktenordner „W“ wie „Wunschdenken“ abgeheftet – und niemand hat sie je wieder gesehen.

Die Weihnachtsfeier: Wenn alle Klüngelnde zusammenkommen

Das wahre Highlight des Jahres ist jedoch die Weihnachtsfeier. Hier kommen alle Klüngelnde zusammen und feiern ihre Erfolge. Der Höhepunkt? Die Verleihung des „Goldenen Krawattenhalters“, der an den Mitarbeiter geht, der im abgelaufenen Jahr die meisten Vettern und Basen untergebracht hat. Man munkelt, dass die Konkurrenz hart ist und die Krawatten so manches Mal bis zur Weihnachtsgans um den Hals gewickelt bleiben.

Fazit: Der ganz normale Wahnsinn

Klüngel und Vetternwirtschaft gehören zur Gemeindeverwaltung wie der Maibaum auf den Dorfplatz. Sicher, es gibt Kritik, aber die Stammgäste im „Klüngel-Kaffee“ wissen: Es läuft doch gut so! Warum sollte man ein funktionierendes System ändern, nur weil es ein bisschen – nun ja – eigenwillig ist?

Also, wenn Sie das nächste Mal jemanden sagen hören: „Das läuft hier wie geschmiert!“, dann wissen Sie: Es ist wieder Klüngel-Zeit im Rathaus! Und ehrlich gesagt, wir würden es doch vermissen, wenn es anders wäre, oder?


Fotos: Pixabay.com