Gustav Lunte – Der selbsternannte Kaiser unserer Straße
Es gibt einen Mann namens Gustav Lunte, besser bekannt als „Bürgermeister unserer Straße“ oder auch „LuntenGustav“. Eigentlich hat ihn niemand gewählt, aber das hat Gustav nicht davon abgehalten, die Rolle mit einer Leidenschaft zu übernehmen, die fast schon bewundernswert ist. Mit einer Bierflasche in der Hand steht er am Zaun, regiert wie ein Monarch – nur ohne Krone, dafür mit Bierbauch.
Gustav hat natürlich seine eigene Auslegung von Regeln. Die Straßenordnung? Ein übler Scherz! Parkverbote? „Das gilt doch nicht für mich,“ lallt er, während sein rostiger PKW halb auf dem Gehweg, halb auf einem Beet geparkt steht. Die Mülltrennung? „Das ist doch was für Schwächlinge,“ ruft er, während er seinen Altpapiermüllbeutel fachmännisch in den Restmüllcontainer stopft – und was nicht in den Müll passt, wird in der Feuertonne bei einer Flasche Hopfensaft verbrannt – ihm gehört die Straße!
Die eigentliche Geheimzutat von Gustavs „Regierung“ ist jedoch seine persönliche Sekretärin – nennen wir sie Frau Paranoia. Eine gelernte Sekretärin mit erstaunlicher Geduld und der Fähigkeit, selbst die absurdesten Anweisungen auszuführen. Ob es darum geht, Bier zu holen, Socken zu waschen oder die neueste Beschwerde des Nachbarn mit einem charmanten „Joa, da können wir nix machen“ abzuwürgen, Frau Paranoia ist Gustavs treueste Mitstreiterin. Sie weiß über alles Bescheid, wer in die Straße kommt, wer geht…einfach alles.
Manchmal fragt man sich, warum sie das tut. Vielleicht ist es die Liebe zur Ordnung – oder die stille Freude, Teil eines absurden Straßentheaters zu sein. „Der Gustav ist eben der Gustav,“ sagt sie mit einem Schulterzucken, während sie eine Kiste Bier aus dem Kofferraum seines Autos hievt und gleichzeitig am Handy die nächste Waschladung plant.
Gustavs Herrschaft ist nicht völlig unumstritten. Die Anwohner, die gelegentlich von seiner improvisierten „Musikübertragungsanlage“ – ein Ghettoblaster mit beeindruckender Bassleistung – um 3 Uhr morgens geweckt werden, wären vermutlich anderer Meinung. Doch auch sie müssen zugeben: Ohne Gustav wäre die Straße ein langweiliger Ort.
Manchmal trifft man ihn auf „Inspektionsrunde“ – ein elegantes Wort für seinen Spaziergang zur Alkoholgarage. Mit erhobenem Bier grüßt er die Nachbarn und lässt charmante Bemerkungen wie „Na, wieder den Rasen nicht gemäht?“ fallen, bevor er zur nächsten Person weiterzieht. Eine Mischung aus Freundlichkeit und Dreistigkeit, die man nur schwer nachahmen kann.
Am Ende des Tages bleibt Gustav ein Symbol für alles, was wir an unserem Mikrokosmos lieben und hassen: Chaos, Anarchie und eine gute Portion Bieraroma. Und Frau Paranoia? Sie bleibt die wahre Heldin in diesem epischen Straßendrama, während sie stillschweigend die Welt eines Mannes zusammenhält, der nur selten geradeaus läuft.
Eine kurze und satirische Neujahrsgeschichte