Vom edlen Wild und der banalen Büchse

Vom edlen Wild und der banalen Büchse

Februar 4, 2025 Aus Von mfsimba

Es ist eine sonderbare Leidenschaft, die der Mensch hegt, wenn er mit Gewehr und Patronengurt hinauszieht in die Wälder, jene grünen Kathedralen der Natur, um dort das Leben zu beenden, das nicht ihm gehört. Die Hobbyjagd nennt man dies mit einer Nonchalance, die so gar nicht passen will zu der Ernsthaftigkeit des Akts, der doch nichts weniger bedeutet als den Tod.

Der Jäger, so behauptet er von sich, sei ein Heger und Pfleger, ein Bewahrer des Gleichgewichts. Welch fromme Lüge, verborgen hinter der Maske der Selbstrechtfertigung! Es ist nicht das Gleichgewicht, das ihn treibt, sondern das egoistische Verlangen nach Triumph, nach jenem Rausch des Überlegenseins, der in der Stunde des Schusses den Puls beschleunigt. Der Hirsch, das Reh, der Fuchs – sie sind keine Widersacher in einem fairen Kampf, sondern bloß Ziele, leblos in ihrer Unterlegenheit gegenüber der Technik des Menschen.

Man spricht von Tradition, als ob Jahrhunderte der Wiederholung eine Handlung edel machten. Doch Tradition allein adelt nicht; sie kann ebenso ein Kainsmal sein, ein Erbe der Grausamkeit, sorgsam über Generationen weitergegeben. Die feine Gesellschaft, in grünem Loden gewandet, spricht mit pathosgeschwängerter Stimme von Weidgerechtigkeit, während das Blut des erlegten Tieres die Erde tränkt.

Es ist eine Anmaßung sondergleichen, dass der Mensch sich zum Herrn über Leben und Tod erklärt, nicht aus Not, nicht aus Hunger, sondern aus Lust. Die Jagd, nicht als Mittel zum Überleben, sondern als Spiel, ist ein Spiegelbild jener Hybris, die den Menschen seit jeher antreibt: der Glaube, über der Natur zu stehen, statt Teil von ihr zu sein.

Wer mit stiller Ehrfurcht im Walde wandelt, wird die Würde des Wildes erkennen, ein stolzes Dasein fern menschlicher Eitelkeit. Der Jäger jedoch – er sieht nur Trophäen, Märchen für sein eigenes Ego. Doch in Wahrheit ist er es, der verarmt: um die Fähigkeit, zu staunen ohne zu besitzen, zu betrachten ohne zu zerstören.

So sei dieser Text ein leiser, aber beharrlicher Protest gegen das laute Krachen der Büchsen, ein Plädoyer für das Leben um seiner selbst willen. Denn das edelste Wild ist nicht jenes, das getötet an der Wand hängt, sondern jenes, das frei durch den Wald streift, unbehelligt von des Menschen blutiger Leidenschaft.


M. Fuchs