Die Wildkatze (Felis silvestris)

Die Wildkatze (Felis silvestris)

November 19, 2019 Aus Von mfsimba

Verborgen in unseren Wäldern…

…sind sie nachtaktiv und leben versteckt in naturnahen Laub- und Mischwäldern. Deshalb bekommt sie kaum jemand zu Gesicht. Aber sie sind da: die Europäischen Wildkatzen (Felis s. silvestris).

Die Europäische Wildkatze stammt aber nicht etwa von verwilderten Hauskatzen ab. Sie streifte schon durch unsere Wälder, lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen mit über die Alpen brachten. Das Verbreitungsgebiet der Wildkatze erstreckte sich noch bis ins 20. Jahrhundert hinein fast über den ganzen Kontinent. Heute zählt die Wildkatze bei uns zu den gefährdeten Arten.

Wildkatze in ihrem natürlichen Lebensraum

Wichtigstes Erkennungsmerkmal der Wildkatze ist ihr breiter, buschiger Schwanz mit zwei bis drei schwarzen Ringen und einem schwarzen stumpfen Ende. Gegenüber häufig silbrig-grauen Hauskatzen haben Wildkatzen ein sehr verwaschenes grau-gelbes Fell.

Europäische Wildkatze im Rothaargebirge

Wildkatzen sind mit drei bis acht Kilogramm in der Regel etwas schwerer als Hauskatzen, wobei ausgewachsene Wildkater (auch Wildkuder genannt) deutlich schwerer als die Weibchen sind. Besonders im langen Winterfell wirken Wildkatzen kräftiger und größer als Hauskatzen.

Wie alle Katzenartigen benötigt auch die Wildkatze täglich frisch erbeutetes Fleisch. Dabei stehen vor allem Mäuse auf ihrem Speiseplan. Zu einem bedeutend geringeren Anteil werden auch große Insekten, Vögel und Eidechsen gefressen. Nach der nächtlichen Jagd suchen Wildkatzen morgens ihre Schlafplätze auf. Häufig umgeben von Brombeeren bieten Reisighaufen, hohle Baumstämme und anderes Holz am Waldboden geeignete Versteckmöglichkeiten. Auch am Wegrand gelagerte Holzpolter ziehen Wildkatzen an.

Wildkatzen brauchen zum Leben große, ruhige Wälder mit Totholzbestand. Sie meiden offene Flächen ohne Deckung, weswegen Felder zwischen Waldstücken für sie ein echtes Problem darstellen.

Wildkatzen sind Einzelgänger*innen mit eigenen Streifgebieten. Als Streifgebiet wird die Fläche bezeichnet, auf der sich eine Wildkatze regelmäßig aufhält. Auf ihr befinden sich eine Reihe von Ruhezonen und beliebte Jagdflächen, die immer wieder aufgesucht werden. Die Streifgebiete der Kater sind mit 20 bis 30 Quadratkilometer mehr als doppelt so groß wie die weiblicher Katzen. Sie nutzen mit sechs bis zehn Quadratkilometer deutlich kleinere Räume.

Die Hauptverbreitungsgebiete der Wildkatze in Hessen befinden sich im Taunus, Rothaargebirge, Kellerwald, Spessart, dem hessischen Bergland und im Reinhardswald.

Für Bereiche des Lahn-Dill-Berglands fehlten bislang belastbare wissenschaftliche Nachweise für ein Vorkommen der scheuen Waldkatze. Eine große Lockstockuntersuchung im Jahr 2009 vom Taunus bis ins Lahn-Dill-Bergland mit insgesamt rund 400 Lockstöcken deckte in diesem Bereich eine Verbreitungslücke auf. Es galt zu untersuchen, ob sich diese Lücke geschlossen hatte.
Circa die Hälfte der eingesammelten Haarproben stammen tatsächlich von Wildkatzen, hinterlassen von mindestens 16 unterschiedlichen Tieren. Der Anteil an Männchen ist dabei fast doppelt so hoch wie der der Weibchen, was aber daran liegt, dass die Kuder, so nennt man die männlichen Wildkatzen, besser auf den Baldrian ansprechen.

Mir ist dieses faszinierende Wesen in den letzten Jahren drei mal begegnet.
Beim letzten Mal, während der Hirschbrunft im September 2019 kam sie bis auf wenige Meter an mich heran, bevor sie mich bemerkte und im Unterholz verschwand.



Quellen: BUND Naturschutz (BN ), Naturpark Lahn-Dill-Bergland
Fotos: Mirko Fuchs