Das Julfest – Weihnachten

Das Julfest – Weihnachten

Dezember 19, 2019 Aus Von sfsimba

Julfest – das ursprüngliche Weihnachtsfest der Kelten und Germanen

Wie zu keiner anderen Jahreszeit verändert Weihnachten die Stimmung und das Verhalten der Menschen. Im Rausch von Konsum und Alltagshektik wird vergessen was Weihnachten überhaupt bedeutet. Neben den üppigen Leckereien und den völlig überzogenen Geschenken, steht der Glaube oder die Bedeutung des Weihnachtsfestes der meisten Menschen an letzter Stelle. Ob Jesus nun wirklich am 24. Dezember geboren wurde, lässt sich nach über 2000 Jahren nicht wirklich belegen. Sicher ist aber, dass Weihnachten seit dem 4. Jahrhundert gefeiert wird. Das Christentum wurde so nach und nach zur Staatsreligion, jedoch verlief die Christanisierung der vielen Heiden nur oberflächlich, denn die Menschen hielten sich noch stark an die alten Bräuche und Riten.

So wurden dann einige christliche Feiertage denen der Heiden angeglichen, um ihnen eine Verbindung zu ihrem alten Glauben zu geben. Weihnachten geht dem zu Folge auf das heidnische Sonnenwend zurück. An diesem Tag wird die Winter Tag- und Nachtgleiche gefeiert, also Beginn des neuen Sonnenjahres. Bei unseren direkten Vorfahren, den Germanen und Kelten war dieses unter dem Namen „Jul“ bzw. „Yule“ bekannt, das sogenannte Julfest / Wintersonnenwende. Auch als Lichtfest oder Sonnenfest bezeichnet. Der 21. Dezember ist der kürzeste Tag des Jahres, auf dem die längste Nacht folgt.

Die Germanen sahen die Wintersonnenwende als Geburtsfest der Sonne, sie schöpft aus diesen Tagen wieder neue Kraft für ein neues Jahr und wird bald das Leben, das starr im Boden ruht, zu neuem Leben erwecken. Schaut man sich heute noch in den skandinavischen Ländern um und betrachtet die dortigen Weihnachtsfeste, werden die keltischen Wurzeln noch oft sichtbar. Es gibt den Julbock, der aufgestellt wird und unser hier gern veranstaltetes Wichteln, nennt sich dort Julklappen. Der zentrale Punkt des Julfestes, ist das Julfeuer, Entzündung eines Lagerfeuers, denn es wirkt reinigend und symbolisiert die wiederkehrende Kraft der Sonne. Dabei halten wir inne und lassen das vergangene Jahr revue passieren, und freuen uns auf das nächste. So kann jeder, der Dinge oder Wünsche loslassen will, es auf einen Zettel schreiben und dem Feuer übergeben.

Es lohnt sich, die alten heidnischen Bräuche des Julfests neu zu entdecken. Wer sich mit den alten heidnischen Weihnachtsbräuchen näher beschäftigt, der wird merken, vieles davon wirkt bekannt und vertraut. Im Laufe der Jahrhunderte haben christliche Herrscher heidnische Weihnachtstraditionen übernommen, sie umbenannt oder umgedeutet, damit aus dem heidnischen Julfest das „christliche Weihnachtsfest“ entstehen konnte.

Bräuche:

  • Die typischen Jul-Farben sind Rot, Grün und Gold. Rot ist die Farbe der Menschen und Tiere, steht für Leben und Liebe. Grün symbolisiert die Natur, die Fruchtbarkeit und die Hoffnung. Gold ist die Sonne: Rund, hell und leuchtend.
  • Advent: Die Zeit vor der Wintersonnenwende war für die Menschen stets eine stille Zeit, sie gab Gelegenheit zur Rückschau auf das vergangene Jahr und zum Gedenken an die Ahnen. In der Adventszeit konnte man “auftanken”, sich einen Teil der Lebensenergie wieder zurückholen, die man im vergangenen Jahr verbraucht hatte. Nicht die vier Sonntage vor dem 24. Dezember gelten dabei als Adventszeit, sondern die vier Wochen vor der Wintersonnenwende. Dabei symbolisiert jede Woche einen Abschnitt des vergangenen Jahres: Die 1. Woche den vergangenen Winter, die 2. Woche das Frühjahr, die 3. Woche den Sommer und die 4. Woche den Herbst. Dafür stehen auch die vier roten Kerzen des Adventskranzes.
  • Adventskranz oder “An-der-Wend-Kranz”? Nach heidnischer Tradition soll der Adventskranz (auch Vorweihnachtskranz) ein Symbol für den Jahreskreis sein, für den Sonnenlauf und die Wiedergeburt der Sonne. Entstanden ist die Tradition vermutlich aus dem Winden der Kränze zum Gedenken an die Ahnen.
  • Auch Kerzen symbolisieren das Licht der Sonne. Weitere Sonnensymbole sind außerdem alle Kreis- und Bogenformen, die Brezel, die Schnecke und die Spirale. 
  • Der geschmückte Weihnachtsbaum erinnert an alte Fruchtbarkeitssymbole und an die Opfergaben, die man zum Julfest den Göttern bereitete. Besonders der Apfel spielt eine wichtige Rolle, er steht für Fruchtbarkeit, Nahrung und Leben. Den Germanen galt er außerdem als Symbol für Unsterblichkeit. Die erst viel später entstandene Tradition, den Weihnachtsbaum mit bunten Kugeln zu schmücken, hat den Apfel als Weihnachtsbaumdekoration allmählich abgelöst.
  • Gebäck schmeckt nicht nur gut, sondern diente den Menschen in früherer Zeit auch als wichtiger Energielieferant während der kalten, für den Körper so belastenden Wintermonate. Die Form des Julgebäcks lässt erkennen, welche Dinge für unsere heidnischen Vorfahren eine wichtige Rolle spielten: Radkreuz, Sonne und Stern, Tanne, Reiter, Hahn (als Künder des Lichts), Hase, Herz oder (Knecht) Ruprecht. Die Stolle zu Weihnachten erinnert an den gespickten Rücken des Julebers, ein wichtiges Opfertier der Germanen, und wurde zu Ehren des germanischen Gottes Freyrs, des Fruchtbarkeitsgottes, gebacken. Die Weihnachtsnacht, die Geburtsnacht der Sonne, nannte man früher auch die Mütternacht. Figuren wie das Wickelkind, zum Beispiel als Lebkuchenmodell oder Weihnachtsstollen, sind ebenfalls typische Symbole dieses Brauchtums.
  • Traditionelle Leckerbissen der Julzeit sind außerdem frisches oder getrocknetes Obst, Nüsse und Pilze. So wie die Samen in der Erde schon auf neues Leben hinweisen, sind diese lebensspendenden Samen auch in Äpfel und Nüssen veborgen.
  • Die Weihnachtspyramiden und Lichterbögen aus dem Erzgebirge sollen ebenfalls auf eine alte, vorchristliche Tradition zum Lichterfest zurückgehen. Lichttragende Figuren wie der Engel und vor allem der Bergmann erinnern daran, dass vor allem für die Bergleute unter Tage das Licht der Sonne besonders wichtig war.
  • Heute kennen die meisten den 6. Dezember als Nikolaustag, als Ehrentag des Nikolaus von Myra, eines Heiligen der katholischen Kirche. Vermutet wird, dass die Germanen bereits in vorchristlicher Zeit diesen Tag ihrem Gott Wotan gewidmet haben, dem Gott der Ahnen, dem Vermittler zwischen Mensch und Götterwelt. Man kennt Wotan als Verwandlungskünstler – er kann in Tiergestalt auftreten oder als alter Mann mit langem weißen Bart. Wotan – auch Odin – war in der Gestalt des Oski als Wunscherfüller unterwegs. Ein Schlag mit seiner Rute galt nicht als Bestrafung, sondern als Fruchtbarkeitssegen.

Das Julfest dauert bis zum 6. Januar und wird 12 Nächte, die sogenannten Raunächte, gefeiert. Das sind die heiligen 12 Nächte um den Jahreswechsel, auch „Zwölften“ oder „Die wilde Jagd“ genannt. Warum es genau 12 Nächte sind, hat damit zu tun, dass das Mondjahr um genau 12 Tage kürzer ist als das Sonnenjahr. Man hat zum Ausgleich diese Tage dazwischen geschaltet, deswegen sprechen wir auch heute noch von „der Zeit zwischen den Jahren“. Mit dieser Zeit wird allerlei magisches verbunden.

Zurück zu der Beziehung zum Christentum: Wie kam es dann eigentlich dazu, dass heute Weihnachten für ein christliches Fest gehalten wird? Ganz einfach: Die hohen Würdenträger der Kirche machten sich Gedanken, wie man die ungläubigen Heiden doch am besten zum Wüstengotte hin bekehren könne.  Da kam ihnen die Wintersonnwendfeier, welche ja im ganzen Abendland verbreitet war, gerade recht. Entstehungsgeschichtlich wurde dann zum ersten mal im Jahre 325 Weihnachten im christlichen Festverzeichnis erwähnt. Papst Julius, welcher in den Jahren 337 bis 354 die Macht inne hat, legte den Geburtstag des Zimmermanns dann willkürlich auf den 25. Dezember. Willkürlich deshalb, da in den ältesten Urkunden der Christenheit, ganz andere Monate bzw. Tage in Erwähnung gezogen wurden. Also wieso nicht gleich “zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen”, dachte sich dann wohl auch die Kirche…

Für die Christen wurde das Julfest dann die Geburt des Erlösers.

Es ist wichtig auch einfach mal genauer hin zu schauen, zu hinterfragen, nicht alles einfach so hinzunehmen, wie es ist. Wenn man auch mal hinter die „Kulissen“ schaut, entdeckt man oft wunderbare Dinge. Ich bin einer von vielen Menschen, die das Julfest und den ganzen Jahreskreis, den schon unsere Vorfahren feierten, als etwas sehr Wertvolles ansieht. Die Verbundenheit mit der Natur ist etwas, das in mir sowie auch in vielen anderen, stark verankert ist.

Jeder sollte aber die Feste so feiern wie es sich für ihn gut anfühlt, und nicht weil man sich an gesellschaftliche Konventionen verpflichtet zu sein scheint.


Ein keltischer Segen
Ein populärer keltischer Segen, der durch die Generationen gedauert hat, bietet einen positiven Start in das neue Jahr:

Slainte maith, h-uile latha, na chi ‘snach fhaic!
Gun cuireadh do chupa thairis le slainte agus sonas,
Ein h-uile la sona dhuibhs Waffe la idir dona dhuib.
Nollaig Chridheil agus Bliadhna mhath ur!

Das bedeutet:

Gute Gesundheit, jeden Tag, ob ich dich sehe oder nicht!
Möge deine Tasse mit Gesundheit und Glück überlaufen
Mögen alle deine Tage glücklich sein.
Frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr!



Fotos: Pixabay
Text: Susanne Fuchs