Der Rothirsch (Cervus elaphus)

Der Rothirsch (Cervus elaphus)

November 20, 2019 Aus Von mfsimba

Seit dem Verschwinden des Braunbären aus den Wäldern Mitteleuropas ist der Edel- oder Rothirsch hierzulande das größte Säugetier. Dieses beeindruckend mächtige Tier trägt ein spektakuläres Geweih zur Schau.

Rothirsche sind die größten und mächtigsten Tiere unserer Wälder.
Für mich ein faszinierendes Tier. Meine Aufnahmen vom Rotwild entstehen in den nahen Wäldern Wittgenstein´s.

Die Körperlänge kann über zwei Meter betragen, die Körperhöhe 1,50 m. Ein alter, stattlicher und kapitaler Hirsch kann ein Gewicht von über 300 kg erreichen. Das durchschnittliche Gewicht ist allerdings deutlich niedriger und beträgt für fünfjährige Hirsche etwa 110 kg. Das auffälligste und imponierendste Merkmal des Hirsches ist jedoch sein Geweih.

Solange das Geweih sich im Wachstum befindet, kann der Rothirsch es allerdings gar nicht verwenden, weil es viel zu weich ist. Es dauert nur etwa hundert Tage vom Wachstumsbeginn an, bis das neue Geweih seine endgültige Größe hat. Das Geweih besteht aus abgestorbenen Knochen und wiegt bis ungefähr 15 Kilogramm. Nach der Brunftzeit wirft der Hirsch sein Geweih wieder ab, um im nächsten Jahr ein neues zu bekommen. Rothirsche können circa 17-20 Jahre alt werden. Noch älter werden sie auch in Gefangenschaft nur sehr selten.

Natürliche Feinde haben Rothirsche in unseren Wäldern kaum noch, weil Wolf, Bär und Luchs mehr oder weniger ausgestorben sind. So meint der Mensch die Regulierung des Rothirsches übernehmen zu müssen. Etwa 30.000 Rothirsche werden in Deutschlands Wälder jährlich erlegt. Insgesamt leben schätzungsweise 100.000 Rothirsche in ihnen.

In der fünf- bis sechswöchigen Brunftzeit im September und Oktober kämpfen die Hirsche darum wer sich mit den Hirschkühen paaren darf. Den stärksten, der dann beim Rudel bleibt, nennt man Platzhirsch. Eine schwangere Hirschkuh bringt nach rund 230 Tagen Tragzeit in der Regel nur ein Kalb zur Welt.

Der Lebensraum der Rothirsche sind ursprünglich offene Landschaften. Sie fressen am liebsten Gras. Durch die Beschränkungen in ihrem natürlichen Lebensraum aufgrund von Straßenbau, Verkehr und Jagddruck haben sie sich bei uns jedoch weit in die Wälder zurückgezogen. Sie sind sehr intelligent und höchst sensibel, reagieren schnell auf Bedrohungen und geben das Wissen durch ihr verändertes Verhalten an ihre Jungen weiter.

Davon unabhängig ist der Schutz des stolzen Wilds eine wichtige Angelegenheit. Besonders im Winter brauchen die Hirschrudel Ruhe. Störungen und Stress setzen ihrem Energiehaushalt in der nahrungsarmen Zeit zu – und dies sorgt umso mehr für Schäden im Wald. Wenn ihr also winterliche Waldspaziergänge, Skilanglauf oder Schneeschuhtouren unternehmt, bleibt unbedingt auf den vorgesehenen Wegen, Loipen und Trails, lärmt nicht und hinterlasst keinen Abfall. Das nützt auch den anderen Tieren im Winterwald.

Jeder kennt Bambi mit seinem weiß gepunkteten Fell aus Disneys berühmtem Zeichentrickfilm. Ist das nun ein Rehkitz oder ein Hirschkalb? In der Buchvorlage des österreich-ungarischen Schriftstellers Felix Salten ist Bambi ein Reh gewesen. Bei der Verfilmung durch das amerikanische Filmstudio aber hat es sich in einen Weißwedelhirsch verwandelt. Wohl, weil es in Amerika keine Rehe gibt. Als der beliebte Zeichentrickfilm dann aber ins Deutsche übersetzt wurde, wurde Bambi wieder zum Reh. Ein grober Fehler, da Bambi im Film einen Schwanz bekommen hat, den aber nur Hirschkälber tragen. So ist der in Deutschland weit verbreitete Irrglaube entstanden, dass die Frau des Hirsches das Reh sei.

Das große und weitverzweigte Geweih ist ein Merkmal von Rothirschen. Da es eine beliebte Jagdtrophäe ist, werden die männlichen Tiere besonders gerne abgeschossen. Das Töten von Wildtieren aus Spass und Passion ist etwas Primitives und Barbarisches, zu dem sich nur eine kleine Minderheit der Gesellschaft hingezogen fühlt.

“Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.”
– Albert Schweitzer –