Spottvers auf die Bürgermeister
Spottvers eines unbekannten Simmersbacher über die Bürgermeister von 1850 bis 1960
Spottvers auf die Bürgermeister Simmersbachs
Vor etwa 80 Jahren war das Simmersbach noch klein,
doch einig war es, so muss es ja auch sein.
Der „alte Heinzel“ (1) war im Amt als Bürgermeister tätig,
er freute sich an seinem „Volk“, man achtete ihn nicht wenig,
Als er nun seinen Dienst getan bis in sein hohes Alter,
da kam der „Rährersch Vater“ (2) dran und wurde dann zum „Verwalter“.
Er hatte einen weiten Blick zum Wohle der Gemeinde,
dazu war er auch ein treuer Christ und hatte viele Freunde.
Es war zu Kaiser Wilhelms Zeit auch gut Bürgermeister sein,
drum blieb er viele Jahr im Amt bis in sein Alter hinein.
Dann wählt man Maurer Heinrich Beck (3) zum ehrenamtlichen Bürgermeister,
auch er war treu in seinem Amt, doch gab‘s schon böse Geister.
An Ehrlich- und Aufrichtigkeit suchte man wohl seinesgleichen,
doch waren der Neider gar zu viel, drum musste er auch weichen.
Der Daniel Theiss (4), der wagt es nun und wollt Bürgermeister werden,
obwohl er Gemeinderechner war, schon lange auf Erden.
Und als er einige Jahre war in seinem Amte tätig,
da brach der 1. Weltkrieg aus, das war für ihn sehr schädlich.
Als nun der Krieg zu Ende war, konnt er sich nicht halten.
Die „Landser“ warfen ihn hinaus, er durft nicht mehr „verwalten“.
Der Kaufmann Blecher (5) wurde dann zum Oberhaupt gewählt,
er war sehr klug und intelligent, es hat an nichts gefehlt.
Als seine Zeit gekommen war, da musste er auch gehen,
die „Fünfe“ stießen ihn vom Thron, es war bestimmt nicht schön
Die „Fünfe“ wählten nun den „Fritz“, es war ein schwerer Kampf,
denn Friedrich Reh war noch recht jung für dieses schwere Amt.
Friedrich Reh hat gut gewirkt in seinen fünfzehn Jahren,
zum Wohle der Gemeinde schon, das haben wir erfahren.
Da brach der 2. Weltkrieg aus, das war nun sein Verhängnis,
denn als der Krieg zu Ende war, musst er wohl ins „Gefängnis“.
Und als das „tausendjährige Reich“ hinweggefegt war,
da kam der „Brauersch“ (7) an die Reih mit seiner „Erika“
Der „Rudolf“ war ein kluger Mann und zugleich auch hilfsbereit,
er war ein guter Steuermann in seiner schwersten Zeit.
Der Flüchtlingsstrom vom Osten her, der macht ihm viel zu schaffen.
Er bracht sie alle unters Dach, wer konnt’s wohl besser machen?
Es war eine ganz mis‘rable Zeit, viel dufte man nicht essen,
denn Brot, Fleisch und auch das Kleid, die waren arg bemessen.
Trotzdem hat er der Neider viel wie es ist wohl überall,
der „Borns“, der „Fritz“ und „Kindermann“, die brachten ihn zu Fall.
Er war kein rechter „Nazimann“ drum konnt er sich nicht halten,
wer soll denn wohl die Gemeinde nun so väterlich verwalten?
Dann kam der „Rährersch Heinrich“ dann, schwang sich aufs „Hohe Ross“.
Er sprach: „Ich bleib nicht lang“ was manche arg verdross.
Es sollt ja nur ne Brücke sein, bis zum Finanzamt hin,
und als die Zeit erfüllet war, da machte er sich dünn.
Nun holte man den Fritz herbei und fragt: „Was soll denn nun geschehen“?
Doch als man sagt „der Russe kommt“, lies er sich nicht mehr sehen
Die „Väter“ war‘n in großer Not, sie fragten hier und dort,
ein jeder sagt: „ich mach es nicht“, so ging das immerfort.
Doch endlich kam zum Erwin Reh (9) der „Väter Schar“ gegangen,
oh „Erwin“ hilf uns aus der Not, was sollen wir sonst anfangen?
Der Erwin setzt sich auf den Thron und hat es auch geschafft.
Jedoch gebt mir zu meinem Lohn auch noch ne Arbeitskraft.
Dann legt man ihm die „Dora“ zu und sagt: „Nun müsst ihrs schaffen“,
die Dora ist ein kluges Kind, kann wirklich vieles machen.
Der Erwin und die Dora sind tatsächlich gute Geister,
sonst wäre nicht in Simmersbach der „Glasnersch“ Bürgermeister.
Nun lasst den Erwin Reh in Ruh, wen er auch nicht so mächtig,
vier Jahre lasst ihm Zeit dazu, bis Neunzehnhundertsechzig.
Ach Simmersbach ach Simmersbach mach nur die Augen auf
Und schau dir Deine Führer an, sind „Neun“ ein ganzer Hauf‘.
Es waren Männer von „Struktur“, vom Anfang bis zum End,
kein Dorf im ganzen Hessenland, wo man noch sowas kennt.
Drum Simmersbacher „Bürgersleut“ hört mehr auf „Schmidt“ und „Henrich“
Dann ist’s im Dorfe wohlbestellt, wo „Gottes Wort“ lebendig.
Dies wird man dann im ganzen Dorf in kurzer Zeit erfahren,
ein „einig Völkchen“ wirst Du dann grad wie vor achtzig Jahren.
Oh Simmersbach, oh Simmersbach! Oh „Sodom und Gomorra“,
tust Buße nicht wie „Ninive“ (11) geht’s Dir wie der „Rotte Korah“ (12)
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Jost Heinzel, Bürgermeister von 1849-1881)
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Johann Adam Wagner, Bürgermeister von 1886 – 1906
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Bürgermeister von 1906 – 1912
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Bürgermeister von 1912 – 1919
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Reinhard Blecher, Bürgermeister von 1919 – 1930
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Bürgermeister von 1930 – 1945
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Rudolf Heinzel, Bürgermeister von 1945 – 1949
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Heinrich Wagner, Bürgermeister von 1949 – 1950
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Erwin Reh, Bürgermeister von 1950 – 1960
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Dora Wagner war Sekretärin im Bürgermeisteramt bis 1974
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Ninive war die Hauptstadt des antiken Königreichs von Assyrien
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Der Ausdruck Rotte Korah geht auf das 4. Buch Mose zurück, in dem geschildert wird, wie ein Mann namens Korah sich mit zweihundertfünfzig Leuten gegen Moses auflehnt und wie diese dafür von Gott durch Feuer getötet werden. (4. Buch Mose, Kap. 16, Vers 5, 6 und 16)
Quelle Verfasser unbekannt, vermutlich Mitte der 1950-ziger Jahre geschrieben