Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke

Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke

Dezember 13, 2022 Aus Von mfsimba

Spontanität und Mitleid sind schlechte Ratgeber beim Kauf eines Heimtiers. Dies gilt insbesondere für den Kauf von jungen Katzen und Hunden übers Internet. Sehr oft stehen hinter den Online-Plattformen mafiös organisierte Banden, die sich am Verkauf von Welpen skrupellos bereichern. In den Coronajahren 2020 und 2021 ist der Import von Welpen aus mutmasslich tierquälerischen Zuchten im Ausland massiv angewachsen. In der Folge wurden 2021 knapp 10 Prozent mehr Verzichttiere von ihren Haltern in Tierheimen abgegeben.

Alle Jahre wieder überlegen vor allem Eltern, ihren Kindern ein lebendes Weihnachtsgeschenk zu machen.

Regelmäßig werden Hunde, Katzen, Kaninchen und Co. wenige Wochen nach dem Fest bereits wieder abgegeben, weil sie eben doch nicht so gut zu den Lebensumständen der Menschen passen wie ursprünglich gedacht. Ohnehin haben viele Tierheime bereits erhebliche Kapazitätsprobleme; viele Menschen haben sich im Zuge der Covid-19-Lockdowns unbedacht ein Haustier zugelegt, das dann wenig später wieder im Tierheim landete.

Tiere sind keine Dinge, die man einfach kaufen und dann wieder weglegen kann, wenn man ihrer überdrüssig geworden ist. Ein Tier ist ein fühlendes Lebewesen, das für den Halter bzw. die Halterin sehr viel Verantwortung bedeutet und für das eine Trennung bzw. die Abgabe in ein Tierheim traumatisch sein kann. Abgesehen davon erfordert das Halten eines Haustieres auch beträchtliche finanzielle Ressourcen. Viele Menschen sind von der aktuellen Teuerung stark betroffen; sie sollten sich umso mehr gut überlegen, ob sie auch genügend Geld für Futter, Pflege und Tierarzt aufbringen können.

Veronika Weissenböck

Vor der Anschaffung eines Haustiers sollte man sich genau anschauen, ob es zur Familiensituation und zum Lebensstil passt. Weissenböck: „Viele unterschätzen die Zeit, die man aufbringen muss, etwa bei Hunden für das erforderliche Training. Außerdem bedeutet die Aufnahme eines Haustiers eine sehr langfristige Verpflichtung, die artspezifischen Bedürfnisse für die gesamte Lebenszeit des Tieres zu erfüllen – das sind bis zu 14 Jahre für einen Hund und bis zu 20 Jahre für eine Katze. Auch diverse Tierhaarallergien spielen eine große Rolle und gehören unbedingt vorab abgeklärt.“

Gerade wenn es sich bei den Beschenkten um Kinder handelt, kann es problematisch werden. Obwohl Kinder eine emotionale Bindung zu Tieren empfinden, sind sie in der Regel nicht in der Lage, die volle Verantwortung für ihre Pflege und ihr Wohlergehen zu übernehmen. „Auch wenn viele Eltern ein Haustier für ein tolles Geburtstags- oder Urlaubsgeschenk halten, muss man einfach in Betracht ziehen, dass viele Kinder nach kurzer Zeit das Interesse an dem Tier verlieren. Haustiere sind aber kein Accessoire, sondern Gefährten, die ihr ganzes Leben lang Liebe, Pflege und Hingabe benötigen“, so Weissenböck.

Tiere, die unter dem Weihnachtsbaum landen, werden oft zu Beginn der Urlaubssaison im kommenden Jahr, oder wenn die ersten Verhaltensprobleme auftauchen, ins nächste Tierheim gebracht. Noch tragischer ist es aber, wenn sie ausgesetzt oder anderweitig „entsorgt“ werden – was immer wieder passiert, trotz drohender Strafe. „Das Aussetzen von Tieren fällt im Strafgesetzbuch unter Tierquälerei und wird mit einer Strafe von bis zu zwei Jahren Haft geahndet“, berichtet Weissenböck. „Trotzdem passiert es leider immer wieder.“

Kleintiere sind keine „Einsteigerhaustiere“

Den eigenen Kindern Kleintiere wie Meerschweinchen, Kaninchen oder Mäuse als „Einsteigerhaustiere“ zu schenken, ist ebenfalls eine schlechte Idee. „Besonders kleine Säugetiere haben den Ruf, Kuscheltiere zu sein. Das ist leider schlicht falsch“, erklärt Weissenböck. „Meerschweinchen, Kaninchen oder auch Mäuse sind von Natur aus Fluchttiere, die sich nur ungern anfassen lassen. Hochgehoben oder gar festgehalten zu werden, stellt für sie eine regelrechte Bedrohung dar.“ Gerade Kleintiere werden häufig angeschafft, weil sie als anspruchslos und pflegeleicht gelten. Leider stimmt das überhaupt nicht. Das fehlende Wissen über die individuellen Ansprüche bzw. das natürliche Leben dieser Tiere führt in vielen Fällen zu schweren Haltungsfehlern. Die viel zu kleinen Käfige, die man in Tierhandlungen kaufen kann, vermitteln ein falsches Bild der Bedürfnisse der Tiere. Aus Tierschutzsicht sollten beispielsweise Kaninchen zusammen mit mindestens einem weiteren in einem großzügigen Freigehege gehalten werden, das dem natürlichen Lebensraum der Tiere am nächsten kommt.

Wer sich nach reiflicher Überlegung für die Anschaffung eines Heimtiers entschieden hat, sollte sich zunächst in einem Tierheim umschauen. Dort warten unzählige Vierbeiner sehnsüchtig auf ein neues Zuhause. VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck: „Ein Tier zu halten, ist eine große Bereicherung und die Chance auf eine innige Bindung mit einem treuen Gefährten. Wer wirklich bereit für diese große Verantwortung ist, wird sich über unvergessliche Momente freuen können. Wenn die Lebensumstände das Halten eines Tieres aber nicht erlauben, so zeugt es von größerer Tierliebe, wenn man darauf verzichtet.“


Fotos: Pixabay.com