FASANE –  Flintenfutter für die Hobbyjagd

FASANE – Flintenfutter für die Hobbyjagd

Januar 9, 2020 Aus Von mfsimba

Fasane – Flintenfutter für die Jäger und oberste Faunenverfälschung. Das Aussetzen von Fasanen um sie später abzuschießen, hat auch bei uns lange Tradition und wird nach wie vor praktiziert.

Man kann Fasane, die in Volieren gezüchtet und dann in die Natur ausgesetzt werden, schon nicht mehr als Wildtier bezeichnen. Sie sind größtenteils halbdomestiziert. Die bei uns lebenden Fasane sind meist Mischformen aus verschiedenen Unterarten.
In der Wildbiologie werden nur solche Tiere als Wildtiere bezeichnet: “die ohne Dazutun des Menschen entstanden sind und über viele Generationen in freier Natur leben, sich in ihr unbegrenzt fortbewegen und ernähren können sowie sich frei fortpflanzen, ihre Entwicklung und Entfaltung ist dem vielseitigen Einfluss natürlicher Kräfte unterworfen.

Ausgesetzte Zuchtwildtiere vergrößern zwar den Gesamtbestand, jedoch sind genetische Neukombinationen, Inzuchtdefekte und Mutationen die Folge. Fachleute sprechen von einem schleichenden Prozess der “Verhaustierlichung”. Der Genotyp entspricht nicht mehr der zu schützenden Art, dieser stirbt durch die Gefangenschaftszucht aus. Der sich neu entwickelte Genotyp erfährt eine Anpassung an die Bedingungen der Gefangenschaft, nicht aber an die eines natürlichen Lebensraumes (Schneider, Schulte 1987).

Beispiele dieser genetischen Verkümmerung sind bekannt. Jahrzehnte der kommerziellen Fasanenzucht haben ausgereicht, diesen Tieren ihre wirksame Verhaltensweise und Verteidigungsmaßnahmen in der natürlichen, interspezifischen Auseinandersetzung wegzuzüchten. Die gezüchteten Fasane zeigen, außer dass sie sich nicht selbstständig genügend ernähren können, auch nur ein geringes oder sogar kein Fluchtverhalten mehr. Dieser für das Wildtier Fasan bedeutsame Funktionskreis existiert nicht mehr.

Die Haltungstechniken in der Fasan- und auch der Rebhuhnzucht sind der agrarindustriellen Massentierhaltung ebenbürtig. Histologische Veränderungen im Gehirn, Schädigungen und Fehlentwicklungen der visuellen Hirnrinde sind die Folge. –

Auch die Jäger wissen das, nur wollen sie auf dieses Jagdwild nicht verzichten und begehen mit dem Aussetzen von halbdomestizierten Zuchtfasanen, größte Faunenverfälschung. Gleichzeitig schaffen Sie sich somit einen Tötungsgrund um Fuchs, Marder, Waschbär und Co. töten zu können, die angeblich des Jägers ausgesetztes Zuchtwild bedrohen würden.

In Großbritannien wurden Studien durchgeführt. Die kamen zu dem Ergebnis, dass die jährliche Auswilderung von Fasanen höchstwahrscheinlich den Hetekaris gallinarium-Befall (das ist ein Nematode, ein Blinddarmwurm) von Wildvögeln aufrecht erhält. Oder sogar ansteigen lässt. Somit ist die Ausbreitung dieses Parasiten auch einer der Faktoren für den drastischen Rückgang von Rebhühnern in Großbritannien. Die Studien zeigten weiterhin, dass die Prävalenz und Abundanz von Endoparasiten in den Wildvogelfäkalien in den Gebieten in denen häufig Fasane ausgewildert werden, vielfach höher ist als in den Gebieten, in denen keine Aussetzungen stattfinden.
(Draycott und Sage 2005), (Tompkins et al. 2001), (Mani et al. 2001)

Aus einem wissenschaftlichen Bericht: (Link darunter)
„Eine der Hauptursachen der relativ schwachen Ergebnisse der seit vielen Jahren durchgeführten Massenintroduktion von Fasanen scheint der Mangel an entsprechenden Anpassungseigenschaften der in Volierenverhältnissen aufgezogenen Vögel zu sein. Es bestehen berechtigte Befürchtungen, dass die „Industrialisierung“ der Volierenzucht der Fasane das von Generation zu Generation fortschreitende Schwinden vieler Merkmale und Eigenschaften, die für die Vögel zum Leben in der freien Wildbahn notwendig sind, zur Folge hat.

Ziel der Arbeit waren die Untersuchung und der Vergleich eines Komplexes von biologischen Eigenschaften bei seit Generationen in Volierenverhältnissen gezüchteten wie auch wildlebenden Fasanen sowie die Bestätigung der auf dieser Basis aufgebauten Hypothese von der geringen Eignung der für Aussetzzwecke „industriemäßig“ aufgezogenen Fasane. Es wurde festgestellt, daß sich verschiedene Indices der biochemischen Umwandlungen im Gewebe der Fasane unterschiedlicher Herkunft signifikant voneinander unterscheiden. Dasselbe betrifft den Komplex morphologischer Eigenschaften, vor allen Dingen den Verdauungskanal. Weiter wurden unspezifische Reaktionen dieser Vögel auf äußere Impulse beobachtet, die von einem veränderten Verhalten zeugen.

Die erzielten Ergebnisse zusammenfassend, kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass das für das Aussetzen von Fasanen verwendete Volierenzuchtmaterial hinsichtlich der Anpassungsfähigkeit an das Leben in der Freiheit von wenig entsprechender Qualität ist.“

http://link.springer.com/article/10.1007%2FBF02242493
http://link.springer.com/article/10.1007%2FBF02242493#page-1

Fasane sind also für unsere Breitengrade nicht geeignet, die gezüchteten Arten werden nur noch durch Aussetzen erhalten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Fasan…

Auch der DJV gibt offen zu, dass die bei uns vorkommenden Fasane keine reinen Wildtiere, sondern Kreuzungen aus verschiedenen Rassen sind. Trotzdem werden sie immer weiter gezüchtet und in die Natur ausgesetzt. Mit allen negativen Folgen für die Tiere selbst, für andere Arten, als potentieller Krankheitsüberträger usw…
https://www.jagdverband.de/content/fasan-phasianus-colchicus

Fasanenjagd macht den Jägern Spaß, früher wie heute und wenn es bei uns nicht mehr so viele Fasane zum Abschießen gibt, hilft man eben nach oder bucht gleich eine Jagdreise. Ballern bis die Rohre glühn und Abknallspaß garantiert.

Hierzu auch ein Link aus einem alten Spiegelbericht von 1991: Es hat Spaß gemacht !!

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13492139.html


Hier wird Nachschub für die nächste Fasanenjagd gezüchtet.
In der Regel importiert man die Tiere zum Abschuss aber aus Ungarn oder Tschechien. Dort ist der Stückpreis bei Abnahme von 500 bis 1000 Exemplaren für eine Jagdveranstaltung etwas geringer.
Die Fasane sind handzahm, versuchen ihren ersten Flug wenn sie von den Jagdhunden aufgescheucht werden und Panik bekommen. Dann werden sie beschossen.

https://www.fasanerie-vom-neuenhof.de/straelen-fasanen.php?fbclid=IwAR2DYhuuv1IQugj5X8Bzo7uGt6ri_MmxvjrbPEgngkgcPooWXGmS_QrgdPw


Foto: Pixabay