Der Waschbär – ein Opportunist

Der Waschbär – ein Opportunist

Mai 23, 2021 Aus Von mfsimba

Der Waschbär gehört zur amerikanischen Beutetierfamilie der Kleinbären. Er verfügt über einen ausgeprägten Tastsinn und befühlt seine Nahrung ausgiebig mit den Vorderpfoten. Dies hat zu seiner Namensgebung geführt. Der Waschbär ist ein guter Schwimmer und Kletterer. In Europa wurde er seines Pelzes wegen gezüchtet. «Einzeltiere entkamen oder wurden vorsätzlich ausgesetzt, vor allem in Deutschland oder Nordfrankreich konnten sich so lokale freie Populationen entwickeln», hält die Meldestelle Kora fest. Bereits Mitte der 1970er Jahre wurden erste Waschbären in der Schweiz gesichtet.


Im Jahresdurchschnitt ernähren sich die Kleinbären zu mehr als 50 Prozent von Weichtieren wie Regenwürmern und Schnecken. Pflanzen machen 32 Prozent aus. Erst dann kommen Wirbeltiere. Der Waschbär ist ein Opportunist, der nimmt, was er kriegen kann. Es gibt keine Spezialisierung auf eine bestimmte Nahrung.

Die natürlichen Feinde der Waschbärenjungen sind Luchs, Adler, Uhu und Fuchs. Jagd und Verkehrsunfälle sind die beiden häufigsten Todesursachen.

Männchen wandern, Weibchen bleiben im Revier

Waschbären legen ihren Kot auf erhöhten Stellen ab, vorwiegend auf umgefallenen Baumstämmen. Diese Latrinen dienen aber auch dem Informationsaustausch,  auf diese Weise erfahren die Kleinbären über den Kot von Artgenossen von den reifen Leckerbissen und ziehen los.

Es sind vor allem die Männchen, die wandern. Weibchen dagegen haben feste Reviergrenzen. Blutsverwandte Fähen schließen sich in Gruppen zusammen, sogenannte Mutterfamilien. Diese Linien haben feste Grenzen zu anderen Gruppen, Rüden dagegen verlegen ihre Gebiete und wandern zur Paarung durch die Reviere der Fähen. Ganz wichtig dabei: Rüden paaren sich nie mit ihren eigenen Töchtern. Damit vermeiden sie gezielt Inzest.

Wichtig ist auch, wer bei den Waschbären eigentlich für den Nachwuchs sorgt. Vor allem ältere, erfahrene Fähen ziehen demnach Nachkommen gross. Jährlingsfähen, die gerade geschlechtsreif sind, bekommen entweder keine Jungen oder kriegen sie oft nicht durch. Unter anderem fehlt ihnen die Erfahrung. Allerdings gibt es Ausnahmesituationen: Wenn mehrere Tiere aus einem Revier sterben, beteiligen sich die Jährlingsfähen in der nächsten Paarungssaison verstärkt. Zudem zeigen Beobachtungen, dass die Tiere dann mehr Jungen gebären als sonst.

Der Versuch Waschbären durch Bejagung zurückzudrängen, gilt inzwischen als aussichtslos und gescheitert. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen konnten belegen, dass die Jagd auf Beutegreifer keinen oder kaum Einfluss auf den Bruterfolg von Bodenbrütern oder Populationsdichten von Niederwild hat. Die Bejagung von Beutegreifern führe zu keiner oder allenfalls kurzfristiger Reduzierung der Populationsdichte, da die Verluste umgehend durch Zuwanderung und erhöhte Wurfraten ausgeglichen werden.

 

Siehe auch:

Der Waschbär (Procyon lotor)


Fotos: Mirko Fuchs, Pixabay
Infografik: Deutscher Jagdverband