Simmersbach…

Simmersbach…

…oder auch Sömmaschbuch, wie man hier auf platt sagt, liegt im Nordosten des Lahn-Dill-Kreises und gehört zur Großgemeinde Eschenburg, direkt an der Grenze zum Landkreis Marburg-Biedenkopf. Umgeben ist der Ort von Ausläufern des Rothaargebirges im Nordwesten und dem Gladenbacher Bergland im Osten. Es liegt im Tal des Simmersbachs, einem Zufluss der Dietzhölze. Die angrenzenden Orte sind, von Norden im Uhrzeigersinn beginnend: Roth (Gemeinde Eschenburg), Oberhörlen (Gemeinde Steffenberg), Lixfeld (Gemeinde Angelburg), Hirzenhain, Eiershausen und Eibelshausen (alle Gemeinde Eschenburg).

Nordwestlich des Ortes erhebt sich der Staffelböll (536 m ü.NN), südöstlich der Hornberg (570 m ü.NN) und der Mattenberg (577 m ü.NN). Nordöstlich befindet sich der Galgenberg (541 m ü.NN).

Luftaufnahme/Simmersbach vom 03.09.2023 (2560 x 1355Pixel) – © Mirko Fuchs

Luftaufnahme/Simmersbach vom 03.06.2020 (2160 x 1440Pixel) – © Mirko Fuchs

Luftaufnahme/Simmersbach vom 09.01.2021 (2160 x 1440Pixel) – © Mirko Fuchs

Luftaufnahme/Simmersbach vom 03.06.2021 (2160 x 1440Pixel) – © Mirko Fuchs

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Simmersbach wurde im Jahr 1323 erstmals urkundlich erwähnt.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde Simmersbach zusammen mit seinem Nachbarort Roth, die bis dahin zum Landkreis Biedenkopf gehörten kraft Landesgesetz dem Dillkreis zugeschlagen und mit den Gemeinden Eschenburg, Hirzenhain zur erweiterten Großgemeinde Eschenburg zusammengeschlossen. Die Inkraftsetzung erfolgte zum 1. Juli 1974 durch den Regierungspräsidenten in Darmstadt. Für alle Ortsteile wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher errichtet.

Das Wappen

Die von Erwin Reh gemalte Philippsbuche war Vorlage für das Simmersbacher Wappen.
Als die Gemeinde 1957  auch ein eigenes Wappen haben wollte, kam man auf das Motiv der Philippsbuche.
Kreisoberinspektor Karl Huth stimmte den Vorstellungen der Simmersbacher zu, daß für die Gemeinde die charakteristische Gestalt der Philippsbuche die gegebene Wappenvorlage sein würde. Es war das Verdienst von Bürgermeister Erwin Reh, daß ein Bild vorhanden war, das den Zustand des Baumes kurz nach dem ersten Weltkrieg zeigt. Die schweren Schäden, die den historischen Baum später trafen, waren damals noch nicht eingetreten.
Vier Hauptäste ragten aus dem mächtigen Stamm heraus und wurden gerne als Symbol für die vier Söhne Philipps des Großmütigen angesehen, zu dessen Erinnerung und Gedenken der Baum gepflanzt wurde. Bürgermeister Reh stellte das von ihm geschaffene Bild zur Verfügung. Ein Foto davon erhielt der Heraldiker Heinz Ritt aus Gießen, der dann im Auftrag des Hessischen Staatsarchivs das Wappen für die Simmersbacher zeichnete. Der in Marburg geborene hessische Landgraf Philipp der Großmütige (1509 – 1567), der 1526 die Reformation einführte, hatte in Marburg die erste protestantische Universität gegründet.
Er wurde 1547 bis 1552 von Kaiser Karl V. in den Niederlanden gefangen gehalten. Zur Erinnerung seiner Rückkehr in seine hessische Heimat, als er erstmals nach seiner Gefangenschaft hessischen Boden wieder betrat, wurde ihm zu Ehren am 10. September 1552 die Buche gepflanzt.

Die Katharinenkirche

In der Ortsmitte von Simmersbach erhebt sich die schlichte evangelische Katharinenkirche inmitten zahlreicher alter Fachwerkhäuser. Die alten Häuser tragen zum Teil Balkenschmuck und Kratzputz, auch einige der traditionellen zweigeteilten Haustüren sind hier noch zu finden. Zum Teil tragen die Türen stilisierte Blumenmuster.

Die unter Denkmalschutz stehende Katharinenkirche Simmersbach wurde in zwei Abschnitten im 13. und 14 Jahrhundert errichtet. Der Kernbau des Turms ist hochmittelalterlich und wurde später durch das Kirchenschiff erweitert. Beide Bauteile sind als Massivbauten in Bruchsteinmauerwerk errichtet und verputzt. In dem landwirtschaftlich orientierten Dorf versuchte man sich Ende des 18. Jahrhunderts die wenigen vorhandenen Bodenschätze nutzbar zu machen und so wurde unterhalb des Hornbergs eine Schiefergrube mit dem Namen Grube Wolfsschlucht eröffnet.

Mit dem Aufblühen der Industrie ab Ende des 19. Jahrhunderts wandten sich die Simmersbacher mehr und mehr von der für sie inzwischen unrentablen Landwirtschaft ab und fanden Arbeit in den Hütten und Fabriken des nahen Dietzhölz- oder Dilltals. So wurde aus dem einstigen Bauerndorf eine Wohngemeinde.

Die Philippsbuche

Im Jahr 1552 kehrte Landgraf Philipp von Hessen aus fünfjähriger Gefangenschaft zurück in seine Heimat und betrat am 10. September am Staffelböll erstmals wieder hessischen Boden. Wenige Jahre später pflanzten die Simmersbacher zum Gedenken daran an dieser Stelle eine Buche, die so genannte Philippsbuche. 1910 wurde unter dem Baum ein Denkmal errichtet.

1963 musste die mittlerweile 400-jährige Buche gefällt werden, da sie abgestorben war. Aus einem Ableger von ihr wurde aber ein neuer Baum gepflanzt. Die Philippsbuche wurde zwischenzeitlich zum Naturdenkmal erklärt und ist bis heute ein beliebtes Wanderziel.

Die Schutzhütte

Die Hütte steht direkt am Europäischen Wanderweg Nr. 1 und wurde 1976 in Eigenleistung des Verschönerungsverein errichtet. Der Europäische Fernwanderweg E1 ist Teil des europäischen Wanderwegnetzes und verläuft vom Nordkap derzeit bis Salerno im Süden Italiens. Seine Gesamtlänge beträgt rund 7.000 km

Die Grube Wolfsschlucht

In der Simmersbacher Gemarkung von Eschenburg die Schiefergrube Wolfsschlucht deren Stollen etwa 300 Meter tief in den Berg führen. Im 18. Jahrhundert brannten viele Häuser mit Ihren Strohgedeckten Dächern nieder. Und so suchte man zunächst mit dem Scheibenstein und später dem Schiefer nach geeigneteren Baumaterialien. Schon im Jahre 1767 fand, man erste Aufzeichnungen über die benachbarte Wissenbacher Schiefergrube. So kann man wohl die Entstehung der Simmersbacher Untertagegrube in die gleiche Zeit datieren, zumal Ihre erste Erwähnungen in die Jahre 1815 (Eibelshausen) und 1816 (Frechenhausen) fallen. In den Jahren 1863 und 1880 forderte die Grube mit Joh. Emmerich (Hirzenhain) und Heinrich Keller (Eiershausen) zwei Todesopfer. Im Jahr 1884 standen 36 Personen in der Schiefergrube Wolfsschlucht unter dem damaligen Pächter Dromm aus Gießen in Lohn und Brot und förderten mit 500 Tonnen schon 100 Tonnen mehr als die Grube in Wissenbach zur gleichen Zeit. Ein Bruch der Grubenbaue unterbrach im lahre 1896 die Förderaktivitäten.

Ein weiterer Bruch begrub endgültig die Fördermöglichkeiten für Wand -und Dachschiefer, so dass nur noch Schieferplatten und Blöcke und später Schieferbruch zur Herstellung von Beton – Schwerbeton und Waschbetonsteinen gefördert werden konnten. Gegen den im Tagebau fördernden Wettbewerb war man zunehmend preislich unterlegen, so dass sich Karl Jacobi im Jahre 1973 zur Einstellung der Untertagebetriebes entschloss.

Das alte Mühlchen

Wer von Eibelshausen herkommend auf Simmersbach zuwanderte, der sah sie dort unten im Wiesengrund, an der am weitesten vorspringenden Waldecke des „Hohen Rain“ (Flurname) liegen.

Die alte kleine Mühle, im Fachwerkstil erbaut, mit ihrer roten Rückwand, die in Ermangelung des ursprünglichen Baumaterials Holz und Lehm stattdessen in Ziegelmauerwerk erneuert worden war und dadurch dem kleinen Gebäude ein etwas fremdartiges Aussehen gab.

Von weitem sah man dem „Mühlchen“, wie es im Volksmund genannt wurde, ihr Alter nicht an, war es doch im Jahre 1654, also kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg, erbaut und hatte seitdem manchen Sturm erlebt. Der Antrieb der Mühle erfolgte über das seitlich angebrachte Mühlrad, das sicher in früheren Zeiten aus Holz gefertigt war, aber später dann irgendwann durch ein Eisenrad ersetzt wurde.

Der Badeweiher

Am Ortsausgang Richtung Streitwasser befand sich ehemals ein Schafpfuhl. Hier wurden die Schafe vor der Schur gewaschen. Bei dieser Veranstaltung stiegen die jungen Männer in alter Kleidung ins Wasser und jeweils zwei Mann wuschen zusammen ein Tier bis die Herde durch war. Die Dorfjugend und auch ältere Menschen nahmen als Zuschauer an diesem Schauspiel teil.
Oberhalb des Schafpfuhls begann der „Kuhweg“, das heißt der Weg und Gelände, auf dem der Kuhhirte mittags die Herde zur Weide führte. Unmittelbar unterhalb des Schafpfuhls bis zum Grundstück „Schneider“ befand sich ein Talstück mit seitlich aufsteigenden Böschungen von ca. 3-4 Metern Höhe.Anfangs der 30er Jahre wurde durch die Gemeinde an der unteren Grenze dieses Geländes mit dem Bau eines Erddammes begonnen, um hier einen Brandweiher anzulegen, damit für den Ort ausreichend Löschwasser zur Verfügung gehalten werden konnte. Bis zu dieser Zeit vergnügten sich die Kinder im Sommer im Schafpfuhl wobei gesagt werden muss, dass das Wasser wegen des unbefestigten Bodens durch den darin befindlichen Schlamm stark verunreinigt war.
Der neue „Brandweiher“, zunächst ca. 50 Meter lang, war zuerst auch unbefestigt, wurde aber trotzdem zu Badezwecken benutzt.

 


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September 29, 2024Das Leben der Rothirsche im Rothaargebirge Das Rothaargebirge, mit seiner vielfältigen Flora und Fauna, bietet einen idealen Lebensraum für Rothirsche (Cervus elaphus). Diese majestätischen Tiere sind nicht nur ein Teil des Ökosystems, sondern auch ein faszinierendes Studienobjekt für Naturliebhaber und Wissenschaftler. Im Frühjahr, zwischen Februar und April, werfen die Rothirsche ihre Geweihe ab. Dieser natürliche Prozess ist wichtig für das Wachstum neuer Geweihe, die jedes Jahr größer und prächtiger werden können. Der Abwurf erfolgt in der Regel nach der Fortpflanzungszeit, wenn die Hirsche nicht mehr die Ressourcen und Energie für den Kampf um die Weibchen benötigen. Die Geweihe werden durch hormonelle Veränderungen beeinflusst, und das Abwerfen ist oft ein Zeichen für den bevorstehenden Frühling und die neuen Herausforderungen, die die nächste Brutzeit mit sich bringt. Die Fortpflanzungszeit der Rothirsche beginnt im Spätsommer und erstreckt sich bis in den Herbst. Die Tragzeit beträgt etwa 240 Tage, sodass die weiblichen Rothirsche, die Kahlwild, im Mai oder Juni ihre Kälber zur Welt bringen. Diese neugeborenen Kälber sind zunächst sehr zerbrechlich und benötigen eine intensive Betreuung durch ihre Mütter. Die Mütter verstecken ihre Kälber in der dichten Vegetation, um sie vor Fressfeinden zu schützen. In dieser sensiblen Phase sind die Kälber darauf angewiesen, sich unauffällig zu verhalten, bis sie stark genug sind, um der Herde zu folgen. Mit dem Einzug des Herbstes verändert sich das Verhalten der Rothirsche dramatisch. Die Brunftzeit, die etwa von September bis Oktober dauert, ist ein spektakuläres Schauspiel der Natur. In dieser Zeit werden die Hirsche aktiver und lautstarker. Die Männchen,  zeigen ihre Stärke, indem sie mit ihren Geweihen gegeneinander kämpfen, um die Weibchen zu gewinnen. Das eindrucksvolle Röhren, das diese Tiere während der Brunft von sich geben, hallt durch die Wälder des Rothaargebirges und ist ein charakteristisches Geräusch dieser Jahreszeit. Die Brunftzeit ist entscheidend für die Fortpflanzung und die genetische Vielfalt innerhalb der Herde. Nur die stärksten Hirsche setzen sich durch und haben die Möglichkeit, sich fortzupflanzen. Die ganz jungen Hirsche sind nur Zaungäste und müssen sich das Schauspiel aus der zweiten Reihen ansehen. Wenn man sich die alten und starken Hirsche so anschaut, versteht man auch warum. Nach der Brunft kehrt Ruhe in die Wälder ein, während die Hirsche wieder in ihre normalen Lebensgewohnheiten zurückkehren. Männer wieder unter sich, das Kahlwild zieht mit den jungen Spießern und  dem Nachwuchs, über den Winter bis zur nächsten Brunft auch getrennt von den alten Herren durch die Wälder. Das Leben der Rothirsche im Rothaargebirge ist ein faszinierendes Beispiel für die Dynamik der Natur. Vom Geweihabwurf über die Geburt der Kälber bis hin zur beeindruckenden Hirschbrunft – jeder Lebensabschnitt dieser majestätischen Tiere spiegelt die Herausforderungen und Schönheiten des Lebens in der Wildnis wider. Die Erhaltung dieser Tiere und ihres Lebensraums ist von großer Bedeutung, damit zukünftige Generationen die Wunder der Natur weiterhin erleben können. Fotos: Mirko Fuchs [...]
September 23, 2024Ein fragwürdiges Vorgehen gegen Natur und Tierwohl Die Drückjagd, eine Form der Treibjagd, hat unter Jägern in Deutschland eine lange Tradition und findet oft in den Monaten des Herbstes und Winters statt. Dabei werden Wildtiere durch Treiber oder Hunde in Bewegung gesetzt, um den Jägern vor die Flinte zu laufen. Besonders umstritten ist diese Jagdform jedoch in der Hirschbrunftzeit. Gerade in dieser Phase, in der die Hirsche sich zur Paarung versammeln, gibt es zahlreiche ethische und ökologische Bedenken. Warum also wird eine solche Jagd in der Brunftzeit zugelassen? Es ist ein Eingriff in das natürliche Verhalten! Die Hirschbrunft ist eine besonders sensible Zeit im natürlichen Zyklus dieser majestätischen Tiere. Die Hirsche investieren enorm viel Energie in Kämpfe und die Paarung, um ihren Fortbestand zu sichern. Drückjagden, die in dieser Zeit durchgeführt werden, stören dieses natürliche Verhalten massiv. Die Tiere werden in einem Moment der Schwächung und Erschöpfung regelrecht überrumpelt. Statt sich auf die Fortpflanzung zu konzentrieren, müssen sie vor den Jägern flüchten – ein Eingriff, der nicht nur unnatürlich, sondern auch grausam ist. Stress und Tierleid, da die Brunftzeit  ohnehin schon eine physisch wie psychisch belastende Phase für die Hirsche. Durch die Drückjagd wird dieser Stress noch weiter verstärkt. Oft wird argumentiert, dass die Tiere schnell und schmerzlos erlegt werden. Doch die Realität sieht anders aus: Viele Tiere werden nur angeschossen und erleiden qualvolle Verletzungen, bevor sie – wenn überhaupt – nach stundenlanger Suche erlöst werden. Besonders in der Brunft, wo die Tiere geschwächt und nicht in vollem Besitz ihrer Kräfte sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie in Panik flüchten und dabei schwer verwundet werden. Das Ziel einer nachhaltigen Jagd sollte es sein, die Wildbestände zu regulieren, ohne das ökologische Gleichgewicht zu stören. Doch Drückjagden in der Brunftzeit tragen zur Destabilisierung des Wildbestandes bei. Die stärksten und erfahrensten Hirsche, die eigentlich für die Fortpflanzung essenziell sind, werden in dieser Zeit oft erlegt. Damit geht nicht nur wertvolles genetisches Material verloren, sondern auch das natürliche soziale Gefüge der Hirschpopulation wird gestört. Jüngere und weniger dominante Tiere, die unter normalen Umständen wenig Chancen hätten, kommen zum Zuge und können langfristig negative Auswirkungen auf die Bestände haben. Ein weiteres zentrales Problem ist die Jagdethik. Die Drückjagd in der Brunft ist ein Angriff auf die Prinzipien der waidgerechten Jagd. Die Tiere haben in dieser Phase kaum eine Chance, sich dem Zugriff der Jäger zu entziehen. Die Jagd auf ein geschwächtes, von der Natur vorgezeichnetes Tier wirkt nicht nur unsportlich, sondern auch rücksichtslos. Selbst viele passionierte Jäger sehen diese Praxis kritisch und sprechen sich gegen Drückjagden während der Hirschbrunft aus, da sie nicht im Einklang mit einer fairen und respektvollen Jagd stehen. Die gesellschaftliche Akzeptanz der Jagd steht zunehmend auf dem Prüfstand, und der Ruf der Jägerschaft leidet unter Praktiken wie der Drückjagd während der Hirschbrunft. Das Bild vom verantwortungsbewussten, naturverbundenen Jäger wird durch solche Maßnahmen zunehmend in Frage gestellt. Der Widerstand in der Bevölkerung wächst, und nicht selten finden sich kritische Stimmen, die den Sinn solcher Jagdformen grundsätzlich in Zweifel ziehen. Der emotionale Schaden für die Bevölkerung, die sich mit der Tierwelt und dem Naturschutz identifiziert, ist immens. Abschließend kann man sagen, dass die Drückjagd in der Hirschbrunft weder aus ethischer, ökologischer noch aus jagdlichen Gesichtspunkten zu rechtfertigen ist. Sie stört das natürliche Verhalten der Tiere, verursacht unermesslichen Stress und Leid und trägt zur Destabilisierung des Wildbestandes bei. Darüber hinaus stellt sie das Bild einer verantwortungsbewussten und nachhaltigen Jagd in Frage. Wenn die Jagd in Deutschland langfristig akzeptiert und respektiert bleiben soll, muss sie an die ethischen und ökologischen Anforderungen unserer Zeit angepasst werden. Die Drückjagd während der Hirschbrunft hat in einer modernen und umweltbewussten Gesellschaft keinen Platz. Fotos: M. Fuchs [...]
September 22, 2024Die Trophäenjagd während der Hirschbrunft ist ein trauriges Beispiel für das verachtenswerte Zusammenspiel von Gewalt, Eitelkeit und einer fehlgeleiteten Auffassung von Naturverbundenheit. Jäger, die während dieser Zeit auf die majestätischen Hirsche zielen, rechtfertigen ihr Handeln oft mit Tradition und Wildtiermanagement. Doch in Wirklichkeit handelt es sich dabei oft um nichts anderes als das Töten aus reiner Freizeitbeschäftigung, das den natürlichen Kreislauf und die innere Balance der Wildtiere stört. Die Hirschbrunft, jene Zeit im Herbst, in der die Hirsche ihre Kämpfe um die Weibchen austragen und dabei eindrucksvolle Rufe und Kämpfe inszenieren, wird von Trophäenjägern schamlos ausgenutzt. In diesen Momenten, in denen die Tiere verletzlich und stark auf ihre Fortpflanzung konzentriert sind, sehen die Jäger eine besonders günstige Gelegenheit, die prächtigsten Exemplare zu erlegen – nicht, weil es notwendig ist, sondern um den Kopf oder das Geweih des Hirsches als „Trophäe“ an die Wand zu hängen. Es ist das pure Vergnügen am Töten, das hier dominiert. Der Jagderfolg wird durch die Größe des Geweihs gemessen, nicht durch den Respekt vor dem Tier oder der Natur. Statt die Tiere in ihrem natürlichen Verhalten zu bewundern, wird ihr Leben genommen, nur um das Ego des Jägers zu streicheln. Das ist nicht Jagd zur Erhaltung des Gleichgewichts in der Natur, sondern eine barbarische Form der Selbstdarstellung. Oft verstecken sich diese Jäger hinter dem Argument der Notwendigkeit – sie würden zum Erhalt der Population beitragen oder Wildschäden verhindern. Doch das meiste, was während der Brunftzeit geschieht, dient nicht dem Naturschutz, sondern der Befriedigung eines morbiden Wunsches nach Dominanz über die Tierwelt. Es ist das Töten um des Tötens willen, während die Tiere keine Chance haben. Die Jagd, die in ihrer idealisierten Form vielleicht einst ein Überlebensmittel war, ist hier zur dekadenten Freizeitbeschäftigung verkommen. Jäger, die sich während der Hirschbrunft auf die Beute stürzen, tragen dazu bei, das Gleichgewicht der Natur zu zerstören, indem sie sich auf die imposantesten und stärksten Tiere konzentrieren – genau jene, die für den Fortbestand gesunder Populationen notwendig sind. Trophäenjagd ist ein Symbol für alles, was falsch läuft, wenn Menschen die Natur als Ressource für ihre eigenen niederen Gelüste betrachten. Sie degradiert Tiere zu Objekten, nimmt ihnen ihre Würde und zerstört die Harmonie, die sie mit der Natur haben sollten. Es ist eine zutiefst verachtenswerte Praxis, die keinen Platz in einer Welt haben sollte, die sich als fortschrittlich und naturverbunden betrachtet. Fotos: M. Fuchs [...]
September 21, 2024Die Hirschbrunft im September Es ist Anfang September, die Luft ist kühl und klar. Die ersten Nebelschleier liegen schwer auf den Wiesen, und die Blätter der Bäume beginnen sich leise in goldene Töne zu verfärben. Für viele mag der Herbstbeginn ein sanfter Übergang in die kühlere Jahreszeit sein, doch für den Naturfotografen markiert er eine der aufregendsten Zeiten des Jahres: Die Hirschbrunft. Ein faszinierendes Naturschauspiel, bei dem die Wälder von einem uralten, tiefen Klang erfüllt werden – dem Röhren der Hirsche. Der Ruf der Wildnis Es ist noch dunkel, als meine Frau und ich uns auf den Weg machen. Die Kameraausrüstung sicher verstaut, das Stativ geschultert, ziehen wir  in den Wald, wo nur das Knirschen des Laubes unter den Schuhen die Stille bricht. Doch diese Ruhe trügt. Bald wird das morgendliche Zwielicht den Raum für das Schauspiel öffnen, auf das wir so lange gewartet habe. Während wir in der Dämmerung vorsichtig tiefer in den Wald gehen, hören wir es zum ersten Mal: Das durchdringende Röhren eines Hirsches. Es ist ein ehrfurchtgebietender Klang, der durch Mark und Bein geht, und uns immer wieder Gänsehaut beschert, egal wie oft wir ihn bereits gehört haben. Dieser tiefe, schallende Ruf ist der Beginn eines Rituals, das seit Jahrhunderten den Lauf des Herbstes bestimmt – der Kampf um die Weibchen und das Recht, sich fortzupflanzen. Das erste Licht Endlich erreichen wir einen Beobachtungspunkt, wo man aus einiger Entfernung den Blick über das Tal hat. Wir wählen ihn mit Bedacht, ein unscheinbares Gebüsch am Rande einer Lichtung, das uns genug Deckung bietet, um ungestört zu beobachten und die besten Aufnahmen zu machen. Hier sitzen wir, regungslos, geduldig. Nur das sanfte Klicken der Kamera ist ab und an zu hören, während das erste Licht des Tages über die Baumwipfel kriecht und den Nebel über der Lichtung in ein zauberhaftes Leuchten taucht. Da! Eine Bewegung am Rande der Lichtung. Der mächtige Hirsch tritt vorsichtig aus dem Schutz der Bäume hervor. Sein Geweih thront majestätisch über seinem Haupt – ein Zeichen der Stärke und der Zeit, die er in den Tiefen des Waldes verbracht hat. Die Morgensonne fängt sich auf seinem Fell und lässt ihn fast magisch erscheinen. Er hebt den Kopf, schnuppert in der Luft, lauscht. Dann stößt er erneut sein tiefes, forderndes Röhren aus. Augenblicke der Stille Die Momente zwischen den lauten Rufen sind fast noch intensiver. Die Stille, die folgt, lässt die Zeit stillstehen. Kein Wind bewegt die Blätter, kein Vogel wagt es zu singen. Es scheint, als halte die ganze Natur den Atem an, als sei dies der Moment, in dem die Welt dem Hirsch ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. Wir beobachten fasziniert, wie er langsam und mit großer Würde über die Lichtung schreitet.  Die Sonne steht nun höher am Himmel, das Licht ist schärfer geworden, und die Tiere ziehen sich allmählich zurück. Für uns endet hier ein unvergesslicher Morgen. Der Weg zurück durch den Wald ist begleitet von dem leisen Rascheln der Blätter und dem fernen Röhren, das allmählich verstummt. Die Erinnerung in Bildern Zurück zu Hause, bei einer Tasse Kaffee und einem ausgiebigen Frühstück, lassen wir den Morgen noch einmal Revue passieren. Wir schauen uns gemeinsam die Bilder an und sind überwältigt von den Momenten, die wir einfangen durften. Die Hirschbrunft ist jedes Jahr aufs Neue ein atemberaubendes Erlebnis – nicht nur wegen der beeindruckenden Kämpfe, sondern wegen der besonderen Stimmung, die diese Jahreszeit ausstrahlt. Der Wald im Herbst ist lebendig, voller Geschichten und voller Magie. Es sind diese kleinen, flüchtigen Augenblicke – das erste Licht des Tages, der majestätische Anblick eines Hirsches im Nebel, das Knarren der Geweihe im Kampf – die uns jedes Jahr wieder hinaus in die Natur ziehen. Die Hirschbrunft ist mehr als nur ein Schauspiel. Sie ist ein Tanz des Lebens, ein Fest der Natur, die uns mit Ehrfurcht und Dankbarkeit erfüllt. Und jedes Foto, das wir machen dürfen, erzählt eine kleine Geschichte aus dieser faszinierenden Zeit. WER DIESER MAGIE EINMAL VERFALLEN IST, KOMMT NIE WIEDER DAVON LOS! Fotos: Fuchs [...]
September 20, 2024Die Brunft der Rothirsche neigt sich schon bald wieder dem Ende zu, und es war auch dieses Jahr wieder ein beeindruckendes Erlebnis. Die lauten Rufe der Hirsche, das eindrucksvolle Röhren, das durch den Wald hallt, und die kraftvollen Kämpfe um die Gunst der Weibchen haben uns wie immer tief beeindruckt. Besonders schön war, dass wir zwei prächtige Hirsche hautnah beobachten und einige wunderbare Fotos schießen konnten. In diesem Jahr stellte aber der Wind eine besondere Herausforderung während der Brunft dar. Die wechselnden Winde erschwerten es, Hirsche überhaupt zu Gesicht zu bekommen, da sie unsere Anwesenheit oft frühzeitig witterten. Auch war sehr wenig bis überhaupt kein Kahlwild unterwegs. Wenn man etwas gesehen hat, dann waren es vielleicht 4-5 Tiere. In der stillen Dämmerung steht der Hirsch majestätisch in seinem Einstand, verborgen zwischen dichten Bäumen und Gestrüpp. Sein kräftiger Körper bleibt fast regungslos, die mächtigen Geweihstangen ragen stolz empor. Hin und wieder hebt er den Kopf, die Ohren gespitzt, und stößt einen tiefen, durchdringenden Ruf aus, der weit über den Wald hallt. Es ist ein Klang von Macht und Revieranspruch, der die Stille durchbricht und allen Lebewesen seine Präsenz ankündigt. Dann kehrt Ruhe ein, bis der nächste Ruf ertönt. Ein erfreulicher Unterschied zum letztem Jahr war, dass andere Störfaktoren, wie rücksichtslose Naturfotografen, diesmal ausblieben. Dadurch konnten wir die Tiere in Ruhe und ohne unnötige Unterbrechungen genießen. Es war ein intensives und beeindruckendes Erlebnis, das uns die Schönheit und Kraft dieser majestätischen Tiere noch einmal auf besondere Weise nähergebracht hat. Die Nähe zu diesen majestätischen Tieren ist jedes Mal ein besonderes Highlight. Es ist einfach faszinierend, die Hirsche aus nächster Nähe zu erleben und zu sehen, wie sich die Dynamik der Brunft in jeder ihrer Bewegungen widerspiegelt. Diese intensiven Momente mit der Natur bleiben lange im Gedächtnis und machen die Brunft zu einem der Höhepunkte des Jahres. Schon jetzt freuen wir uns auf das nächste Mal, wenn der Wald wieder von diesem einzigartigen Schauspiel erfüllt wird. Nun bleibt abzuwarten, welche Überraschungen die letzten Septembertage der Brunft noch bereithalten. Die Spannung und Vorfreude auf die kommenden Tage bleiben – vielleicht zeigt sich noch einmal ein besonderer Moment in der herbstlichen Waldkulisse. Wenn weniger Kahlwild (weibliches Rotwild) in der Brunft zu sehen ist, kann das mehrere Ursachen haben. Eine mögliche Erklärung ist eine übermäßige Bejagung.  Ein weiterer Faktor könnte sein, dass sich das Verhalten des Wildes verändert hat. Hoher Jagddruck, besonders während der Brunft, kann dazu führen, dass das Wild scheuer wird und sich vermehrt in schwer zugänglichen oder ruhigen Gebieten aufhält. Eine zu starke Reduktion des Kahlwilds kann jedoch schwerwiegende Folgen haben. Das Rotwild ist stark sozial strukturiert, und die Weibchen sind für die Fortpflanzung und den Fortbestand der Population entscheidend. Wird das Kahlwild zu stark reduziert, könnte dies langfristig zu einer drastischen Schrumpfung des gesamten Bestands führen. Vor ein paar Jahren waren die Rudel hier um einiges an Kahlwild größer. Oft standen die Hirsche am Hang und hielten Ausschau nach den Damen. Dieser Kollege war auch alleine unterwegs. Dann noch ein Anliegen meinerseits und im Interesse aller Waldbesucher. Müll im Wald zu hinterlassen, ist nicht nur eine Frage der Unachtsamkeit, sondern eine ernste Gefahr für die Natur und die Tierwelt. Viele Wildtiere, die im Wald leben, können durch zurückgelassenen Abfall schwer verletzt werden. Plastiktüten, Dosen und Flaschen können beispielsweise für Tiere wie Füchse, Rehe oder Vögel tödlich sein, wenn sie diese fressen oder sich darin verfangen. Hier wieder mal ein Beispiel von einem Hirsch, der sich ein Stück Kunststoffseil eingefangen hat. Diese Seile oder Netze, die achtlos im Wald liegen, stellen eine große Gefahr dar. Hirsche verheddern sich mit ihren Geweihen darin und können sich oft nicht mehr befreien, oder wie ich es schon gesehen habe, dass ein Seil ständig über ein Auge gescheuert hat welches total entzündet und zugeschwollen war. Oft führt es dazu, dass sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind und schwer verletzt werden. Im schlimmsten Fall verhungern die Tiere oder erleiden qualvolle Verletzungen, wenn sie versuchen, sich zu befreien. Jeder von uns hat die Verantwortung, die Natur zu schützen. Müll gehört in die entsprechenden Behälter – nicht in den Wald. Indem wir unseren Abfall ordnungsgemäß entsorgen, helfen wir dabei, die Lebensräume von Wildtieren zu erhalten und ihre Gesundheit zu schützen. Gustav, den starken 22 Ender aus der Brunft 2023 habe ich in diesem Jahr leider noch nicht angetroffen. Man hört zwar einen sehr starken Hirsch oben am Kamm, mit  sehr tiefen kräftigen Ruf, ob es Gustav ist weiß ich aber nicht. https://simmersbach.de/ein-starker-hirsch-in-den-waeldern Fotos: M. Fuchs [...]