
Über die Jagdromantik
Der romantisierte Schuss und die bittere Wahrheit dahinter
Man kann es drehen, wenden oder in ein hübsches Sonntagsbriefchen verpacken, ein Schuss bleibt ein Schuss. Kein poetisches Lagerfeuer, kein Eintopf und kein feuchter Hund im Hintergrund ändern etwas daran, dass zuvor ein Lebewesen gehetzt, verängstigt und getötet wurde.
Dieser Moment nach dem Schuss, den Jäger immer so leidenschaftlich beschreiben, ist in Wahrheit der Moment, in dem man versucht, sich selbst zu beruhigen. Das Schüsseltreiben ist nichts anderes als ein gemeinschaftliches Ritual zur moralischen Entlastung. Man redet von Respekt vor dem Wild und von Verantwortung, während draußen Blut auf gefrorenem Boden klebt.
Wer Jagdromantik predigt, lenkt ab. Von den Schreien der Hunde, vom Stress des Wildes, von den Schüssen, die manchmal treffen und manchmal nicht. Statt von Verbindung zu reden, sollte man von Gewöhnung sprechen. Denn genau das ist es, eine Kultur, die sich an den Tod gewöhnt hat und ihn mit Traditionen zudeckt.
Natürlich klingt das alles schön, Gemeinschaft, Ehrlichkeit, Zusammenhalt. Aber wenn diese Tugenden nur dann gelten, wenn gerade ein Tier gefallen ist, dann haben sie ihren Sinn längst verloren. Der ehrliche Moment beginnt erst, wenn man sich fragt, ob man es wirklich braucht, dieses Töten im Namen der Leidenschaft.
Wer Stille sucht, findet sie auch ohne Knall. Wer Ehrlichkeit sucht, braucht keine Strecke, sondern ein Gewissen.
© 2025 Mirko Fuchs
Fotos: KI generiert