Chronik
Ereignisse und Begebenheiten in Simmersbach
8-9. Jhdt.
Die ersten urkundlichen Erwähnungen Simmersbachs sind aber mit der Zeit seiner Entstehung nicht gleichzusetzen. Sie läßt sich auf Jahr und Tag nicht feststellen. Fünf Jahrhunderte ungefähr liegt sie weiter zurück. Das war in der Zeit, als die Franken im jahrzehntelangen Krieg die Sachsen unterwarfen, also im 8. bis 9. Jahrhundert christl. Zeitrechnung. Das im Wesentlichen unbewohnte Land an der Perf, der Dietzhölze und über diese hinaus war den feindlichen Einfällen schutzlos preisgegeben. Zu seiner Sicherung schufen die Franken Grenzmarken und -gaue: den Perfgau (= Breitenbacher Grund) und den Haigergau. An der Dietzhölze als Grenze stießen beide aneinander. Als Zeugen ihrer gleichzeitigen Entstehung können ihre Mutterkirchen Breidenbach (Perfgau) und Haiger (Haigergau) -963- dienen. Kirchen und Staat gingen bei der Besiedelung Hand in Hand. Die Franken planten und verhinderten jede willkürliche Dorfanlage, die Kirche führte aus. Die Siedler kamen aus dem Hinterland, waren also vorwiegend Hessensöhne, die zu Gründern der zahlreichen “-bach und -hauen” -Dörfer im weiteren Umkreis wurden. Fast alle auf diese Weise entstandenen Siedlungen und die aus ihnen erwachsenen Dörfer tragen den Namen des ersten Siedlers. Simmer (oder wie er früher ähnlich geheißen hat), der erste Siedler am Bach seines Namens, war der Gründer des Dorfes am Simmersbach.
963
Die Entstehung des Ortes Simmersbach ist nicht belegt, dürfte aber um das Jahr 963 liegen
13. Jhdt.
Bau der romanischen Kirche
1323
Simmersbach wird im Februar erstmalig urkundlich genannt.
(700 Jahre Simmersbach wären dann im Jahre 2023 erreicht)
Knappe Hydenreich von Dernbach und Frau Elisabeth entlassen die Gertrud, genannt Susze von Symmersbach mit ihren Kindern und ihrem Ehemann Gerlach aus der Hörigkeit (Leibeigenschaft), so daß sie sich dem Grafen Heinrich von Nassau oder irgend einem anderen dienstbar machen können. (Siegerländer Urkundenbuch)
1339
Nach einer weiteren Urkunde belehnt Graf Heinrich I von Nassau am 16. Juni den Brüdern Widerhold und Arnold von Hohenstein “den Zehnten von Symmersbach”. Der Name „Symmersbach“ leitet sich ab von Sigimaresbach [zum Bache des Sigimar (Siegberühmter; neudeutsch: Siegmar)] (Z.H.G 30, Seite 259, Reg. 91; Wagner**, Wüstungen*** S. 360; G. M. Wagner, statist. topogr. histor. Beschreibung)
1339
Symmerßbach (Historischer Ortsname , Schreibweise des Ortes um diese Zeit, [Kopiar] Staw 171 Nr. Z 813 Heldmann Nr. 91)
1378
Johann von Hohenfels, genannt Rump, versetzt am 25. Juli den zehnten zu Simmersbach an Ellung von Lixfeld (Scr. 4581 Archiv für hess. Geschichte VI. 2, 317; Z.H.G. 30, Seite 280, Reg. 173)
1381
Der Graf von Nassau belehnt am 8. Mai den Ludwig von Hohenfels mit dem zehnten zu Simmersbach (Z.H.G. 30, Seite 283, Reg. 190; siehe daselbst auch die Lebenserneuerungen)
1388
Der Graf von Nassau belehnt am 17. Okt. den Diedrich von Hohenfels mit leibeigenen Familien zu Simmersbach (Z.H.G. 30, Seite 283, Reg. 190; siehe daselbst auch die Lebenserneuerungen)
1398
Smerbach (Historischer Ortsname , Schreibweise des Ortes um diese Zeit, anders Lennarz S. 21, der die Namensform mit einer weiter nicht bekannten Wüstung Smerbach in Verbindung bringt)
1433
Kirche wird der heiligen St. Katharina geweiht. Dieses geht aus einem Schriftstück hervor. Hier wird über Güterbesitz verhandelt, wo Simmersbacher Bürger beteiligt sind (Henne Hamels Erben). Sinngemäß heißt es hier: “Auch sollen die genannten Käufer alle Jahre eine Messe in der Pfarrkirche der Jungfrau St. Katharina lesen.”
(St. Katharina, obwohl ihre Existenz historisch nicht belegt ist, ist die Heilige Katharina von Alexandrien eine der bekanntesten katholischen Heiligen. Sie zählt zu den 14 Nothelfern, gilt als Helferin bei Leiden der Zunge und Sprachschwierigkeiten. Die heilige Katharina ist Schutzpatronin der Schulen, der philosophischen Fakultäten, der Näherinnen und Schneiderinnen. Erstmals wurde sie im 10. Jahrhundert schriftlich erwähnt. Der Überlieferung nach lebte sie im 3. oder 4. Jahrhundert und erlitt unter Kaiser Maximilian oder seinem Sohn Maxentius das Martyrium)
1447
Der südliche Teil des Dorfes, unter dem Born, wohl der kleinere, hatte zu dieser Zeit 10 Haushaltungen und gehörte zu Nassau
1460
Am 8. Jan. kaufte Philipp von Bicken, genannt „der Alte“, von Ludwig von Hohenfels für 150 Gulden den Zehnten von Simmersbach. Die Besitzungen derer von Hohenfels erstreckten sich durch den ganzen Breidenbacher Grund und das Amt Blankenstein bis nach Marburg.
(Aus „100 heimatliche Berichte von Pfarrer Karl Nebe“, von Harro Schäfer, Heinrich Brachthäuser und Erich Pfeiffer, S. 77)
1476
Erste Erwähnung eines Pfarrers
Um 1480
werden in Simmersbach 18 nassauische Eigenleute gezählt
1496 -1531
Rechte der Grafen von Nassau in Simmersbach
„Item in Zeyten eyns bevelherrns zom Blanckenricht zu Lyxfeldt in dem Dorffe Symmerspach an dem Wegeisborn, als was hußgesessen under dem borne wonen, die sint nassauwisch und gehören an das Gericht zum Dringensteyn und geben bede, honer und wechterkorne zom Dryngensteyn, und die über dem borne wohnen, geben auch wechterkorne. Item die von Symerspach, die sich wassers und weide uff nassauwischer erden .gespruchen, die geben eym Graven von Nassauw davon des Jars zween weydehemel, und was nassauwisch ist, dienet zom Dryngensteyn.”
(„Item in Zeyten eyns bevelherrns zom Blanckenricht zu Lyxfeldt in dem Dorffe Symmerspach an dem Wegeisborn, als was hußgesessen under dem borne wonen, die sint nassauwisch und gehören an das Gericht zum Dringensteyn und geben bede, honer und wechterkorne zom Dryngensteyn, und die über dem borne wohnen, geben auch wechterkorne. Item die von Symerspach, die sich wassers und weide uff nassauwischer erden .gespruchen, die geben eym Graven von Nassauw davon des Jars zween weydehemel, und was nassauwisch ist, dienet zom Dryngensteyn.”)
1531
Simmersbach gehört zum Gericht Lixfeld
1531
Noch bis 1531 beanspruchen die Grafen von Nassau die Landeshoheit in dem unterhalb des Weigelsbornes gelegenen Teil des Dorfes.
1533
Der älteste bekannte Simmersbacher Pfarrer ist Pfarrer Adam, der in diesem Jahr erwähnt wird.
15. Jhdt.
Sendbezirk Breidenbach (Obergericht)
1516
Am 23. Juli löst Ludwig von Hohenfels den Zehnten zu Simmersbach für 100 Goldgulden von den Grafen von Nassau (Z.H.G. 30, Seite330, Reg.357)
1528
Erstmalige Ernennung eines Pfarrhauses
1552
Am 10. Sept. empfangen die Simmersbacher Ihren Landgraf Philipp „den Großmütigen“ von Hessen nach seiner Rückkehr aus 5-jähriger spanisch-niederländischer Gefangenschaft am Staffelböll. Ihm zu Ehren wurde die „Philippsbuche“ gepflanzt
Bis 1560
war Simmersbach ein zwischen Nassau und Hessen geteiltes Dorf. Die Grenze lief durch ,,Ludwig Hen Arnolds Haus in den Born, der im Dorfe stehet”. Der Teil unter dem Born, wohl der kleinere des Dorfes und wurde den Nassauern von den Breidenbacher, von Hessen gestützt, entrissen und mit dem übrigen Ortsteil vereint.
Die Gesamtgröße des Dorfes dürfte zu dieser Zeit bei 20 bis 25 Familien gelegen haben.
1504
,,haben die Symmersbacher gestanden, daß sie Nassauer seien nit weniger als die Eygershäuser” und „haben die Symmersbacher öffentlich gesagt, sie gehörten dem gnediglichen Graf von Nassau gleich so wohl zu, als die von Eygershausen.”
1504-1563
Grenzstreitigkeiten mit der Nachbargemeinde Eiershausen
Es ging um alte Huterechte beider Dörfer jenseits der Gemarkungsgrenze (Koppelhut). Simmersbach beanspruchte das Weiderecht in der Scheidhecke, Eiershausen „auf der Heide bis an das Wäldchen, das von Simmersbach ausgeht bis an das Wasser, die Simmersbach genannt”. Die Schafe wollten sie bis an den Born in Simmersbach treiben und gleich unter dem Dorf pferchen. Der Streit wogte hin und her. Da schlugen die Simmersbacher den Eiershäuser Schäfer, hingen den Schafen die Schellen ab und nahmen sie samt dem Bock mit. Später, als der Simmersbacher Hirte in der Scheidhecke hütete, sein die Eygershäuser gewaltiger Hand zugefahren, den Hirten gefangen nach Eygershausen geführt, solange, bis er Bürgen gestellt hat.” Unter Heranziehung der Rentmeister von Blankenstein und Dillenburg und einiger erfahrener Männer und Hirten aus beiden Dörfern kam 1562 ein Vertrag (erneuert 1563) zustande, durch den die Koppelhut in Wegfall kam.
bis 1570
Patronat von Hohenfels, seitdem landgräflich
1577
wieder in nassauischen Besitz
Simmersbach gehört zum Gericht Lixfeld
werden in Simmersbach 29 nassauische Eigenleute aufgeführt
16. Jhdt.
als Pfarrei bestehend (ohne Beidörfer)
1610
In einem Zinsverzeichnis der Pfarrei Simmersbach werden die nachstehenden Personen aufgeführt:
Jost Menges, Jost und Caspar Günter gebrüder, Hans Arnoldt der junge, Valten Geil, Catharina jacob Gerlachs tochter, Caspar Mertten, Johan paul, Johan Beckerd. junge seines weibs Cathrina, Tönges Plöcher zu obern Hörla, Adam Herman, Hans Arnoldt und gehanZil(liax?), Johan Becker, Johan Merten Caspar Mertens Sohn, Merga Johan Mertens junioris wittwe, Eva Adams Josten vidua, Adam Jacob, Heintz Rauhe, Hans Scheumer, Johan Diel, Adam Ziliox undt Anna Sein Schwester, Hans Heintzel, Henrich Geil, Adam Lötz, Adam Müller.
1626
wütete die Pest, an der auch der damalige Pfarrer Nicolaus Clemens starb.
1627
Beginn der Aufzeichnungen in Kirchenbüchern
1628
bis in die 1. Hälfte 18. Jahrhundert und seit 1954; Filiale Roth eingepfarrt.
1629
wurde in Oberdieten ein Bau für 80 Heller gekauft und zu einer Pfarrscheune eingerichtet, die 1777 nach Eibelshausen verkauft wurde.
Wurden 23 Haushaltungen gezählt, der Rückgang der Bevölkerung dürfte eine Folge der Pest im Jahre 1626 gewesen sein.
1630
befinden sich in und bei Simmersbach 3 Mühlen; 2 jeweils mit 1 Mahlgang; 1 mit Mahl- und Schlaggang
Werden in Simmersbach 23 Hausgesesse gezählt, davon 2 zweispännige, 14 einspännige Ackerländer, 7 Einläufige. (einschließlich Witwen) aufgeführt
Hungersnot durch Dürre oder Nässe waren die Früchte schlecht im Jahre 1629 geraten. Dadurch war denn das Elend im Jahre 1630 sehr groß und in allen Teilen des Landes starben Menschen vor Hunger. Man backte Brot aus Eicheln, Hanfkörnern und Wurzeln und doch war der Hunger nicht zu stillen.”
Simmerspach (Historischer Ortsname , Schreibweise des Ortes um diese Zeit)
1635 /36
wütete wieder die Pest, es starben 56 Personen, hauptsächlich Kinder. Unter den Opfern der Pest war auch ein Söhnchen des damaligen Pfarrers und die Pfarrfrau, die in der Kirche zu Simmersbach begraben wurden.
1639
Am 25. Juli suchte ein orkanartiges Unwetter die Gemeinden Gönnern, Simmersbach und Obereisenhausen heim. Es deckte Dächer ab, entwurzelte Bäume, und brachte heftigen Hagel mit, dessen taubeneigroße Körner die Saat vernichteten. Die Felder waren mit einer Eisschicht bedeckt, die mitten im Sommer erst nach zwei Wochen wieder schmolz (Aufzeichnungen sind im Hessenpark zu sehen)
1640
Plünderungen im Okt. – Dez. während des 30jährigen Krieges von 1618 – 1648.
1667
Am 2. April wurde das Pfarrhaus von einer „Bergfraw” (Bergmannsfrau) angezündet „oben hero verbrent worden” und brannte komplett ab. Ein neues Pfarrhaus hat man zunächst nicht gebaut, weil der damalige Pfarrer in seinem Privathaus wohnte.
1668
Am 8. Sept. wurden bei Mandeln Grenzstreitigkeiten zwischen Nassau-Dillenburg und Hessen-Darmstadt berichtigt und die nötigen Grenzsteine gesetzt, die auf der nassauischen Seite mit N und auf der hessischen Seite mit H gekennzeichnet waren.
1667-1671
kein Pfarrhaus vorhanden, der damalige Pfarrer Johann Christoph Clemens wohnte in seinem eigenen Haus (Pfarrer Clemens ist ein Vorfahre aller „Clemens“ in Simmersbach)
1672
Das neu gebaute Pfarrhaus stand bis 1800 dort, wo das jetzige Pfarrhaus erbaut wurde
1676
Am 19. April brach des Nachts in Johann Adam Reh´s Scheune ein Feuer aus und es brannten 58 Gebäude komplett bis auf die Grundmauern ab, Menschen verunglückten nicht.
1677
werden in Simmersbach 21 Männer, 2 Witwen, 2 Jungmannschaften, 8 ledige Mannschaften aufgeführt.
wurde der Brunnen im Pfarrhof gegraben
1678/1679
Im Winter extremer Schneefall und Kälte, um Weihnachten konnten viele Leute aus ihren Häusern nicht mehr auf die Straße sehen, weil die Fenster vom Schnee zugedeckt waren. Im Jan. kam „zeitweilig” eine grimmige Kälte hinzu. Wölfe fielen ins Dorf ein und rissen Schafe und Ziegen. Fünf Männer mussten den Pfarrer auf dem Weg zum Gottesdienst nach Roth begleiten, nachdem vorher die Dorfleute einen Pfad getreten hatten.
1679
wurde die Kirche, das Pfarrhaus und sämtliche andere Wohnungen von fremden Truppen geplündert, auch die Amtskleidung des Pfarrers, die „raha saiza“ wurde von den Truppen mitgenommen.
(Der Vertrag von Vossem (französisch Traité de Vossem) wurde am 6. Juni 1673 zwischen dem König von Frankreich und dem Kurfürsten von Brandenburg-Preußen geschlossen und beendete als Separatfrieden die brandenburgische Unterstützung der Niederlande im Holländischen Krieg. Im Sommer 1674 verwüstete Marschall Turenne planmäßig die Kurpfalz und zwang so den Reichstag, Frankreich zum Reichsfeind zu erklären. Am 23. August 1674 setzte sich ein 20.000 Mann starkes brandenburgisches Kontingent der Reichsarmee in Marsch, dies bewog Frankreich dazu, die Schweden zum Einmarsch in Brandenburg am 25. Dezember 1674 zu ermuntern.)
1682
Das Kirchenbuch von Simmersbach berichtet von einem Beben im 17. Jahrhundert. Dort notiert Pfarrer Georg Werner Eberhorn (in Biedenkopf geboren) unter „Notabilia” (Bemerkenswert, denkwürdig) 1682:
„Anno 1682 ist in diesem Land ein Erdbeben gewesen. Item hat jedermann ein sonderlich Feuerzeichen am Himmel gesehen.”
1696
wurde die Silbererz-Mine in Roth, „Grube Gottesgabe“ genannt, entdeckt.
1705
Landgräfin Dorothea Charlotte hat ein Armenkapital gestiftet, wo nach es Simmersbach jährlich 24 Kreuzer erträgt.
(Dorothea Charlotte, eine Tochter des Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Ansbach (*1620 †1667) aus der zweiter Ehe mit Sophie Margarete (*1634 †1664) und heiratet am 1. Dez. 1687 den Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt und wurde in der Fürstengruft der Stadtkirche Darmstadt bestattet.)
1709
Daniel Wehn aus Simmersbach ist zu London samt Weib und Kindern 1709 mit einem indianischen Kaufmann auf einem Schiff nach Amerika gezogen.
(Hinterländer Geschichtsblätter vom 31. Aug. 1916, Nr. 3 und 4)
1726, 1727
Große Not durch Dürre, es drohte bei großer Hitze alles zu verbrennen.
„An vielen Orten war alles so verdorret, dass, wenn man darüber ging, so knisterte und kreinte es. Ja wenn man auf den Wiesen wie auf einem Strohdach geht, ja, so stehet alles ganz jämmerlich.”
1727
brannten wieder zwei Wohnhäuser ab
1789
„ist dahier ein so schreckliches Gewitter mit Hagelschlag gewesen“, so dass gleich nachdem es aufhörte, die ganze Gemeinde in die Kirche eilte und dem Herrn dankte, dass Menschen und Wohnungen verschont worden waren.
1742
werden in Simmersbach 48 Haushalte gezählt
1743
„ist in der Kornernte ein Tumult zwischen den Simmersbachern und Lixfeldern obig über dem Hornberg entstanden und hat ein Lixfelder einem von Simmersbach mit einer großen Grassense ins Bein bis auf die Knochen gehauen.”
1777
Errichtung der „neuen“ Pfarrscheune durch den Zimmermeister Johann Jacob Metzler aus Roth, den seiner Zeit wohl der renommiertesten Zimmermeister im Hinterland.
Die alte Pfarrscheune wurde von einen Schulmeister aus Eibelshausen zum Preis von 70 fl. Plus einem zehenden Pfennigs von 7 fl. übernommen.
1789
ist hier ein schreckliches Gewitter mit Hagelschlag gewesen so, daß gleich nachdem es aufhörte, die gesamte Gemeinde in die Kirche eilte und dem Herrn dankte, dass Menschen und Wohnungen verschont worden waren
1797
Von Pfarrer Christian Welker ist vom 14. Dez. ein Brief erhalten geblieben, der über die Einquartierung der Franzosen in Simmersbach berichtet: „In der Nacht wurde dem hiesigen Jakob Michel, bei welchem der Capitain logierte, mehrere Male der Säbel vom Wachtmeister auf die Brust und auf den Hals mit der fürchterlichen Drohung gesetzt, dass früh morgens 7 Uhr 84 Stück französische Kronen von der Gemeinde eingeliefert oder das Dorf Simmersbach geplündert und an drei Ecken angezündet werden sollte“. In ihrer Not baten die Bürger den Pfarrer um Hilfe. Tatsächlich gelang es dem Pfarrer, auf Grund seiner guten Beziehungen zu den französischen Offizieren nicht nur die Plünderung zu verhindern, sondern er erreichte, daß die Abgaben herabgesetzt wurden.
Pfarrer Welker wurde aus seinem Dienste entlassen, weil es im Pfarrhaus zu größeren Zechgelagen mit den Franzosen gekommen sein soll.
Einquartierung im Dez. von Franzosen in Simmersbach
(Zwischen 1792 und 1815 befand sich Frankreich mit den mehrerer europäischer Großmächte, unter anderem Preußen, im Krieg. Anlass für diese kriegerischen Konflikte war die Französische Revolution, die in Frankreich die Ideale von Menschenrechten, Freiheit und Nation durchgesetzt hatte. Europas Monarchien fühlten sich von diesen Ereignissen bedroht und verbündeten sich gegen die französische Armee, die durch General Napoleon Bonaparte große Teile Europas eroberte)
1801
Das „Neue Pfarrhaus wird erbaut.
1802
wurde der Viehstall an die Pfarrscheune erbaut.
Am 19. und 20. Mai war eine solch ungewöhnliche Kälte, dass nicht nur alle zarten Gartengewächse, Pflanzen und Frühflachs, sondern auch das junge Laub in Wiesen und Wäldern erfror. Dabei fiel in der Nacht ein so tiefer Schnee, dass er alles, die grünen Blätter der Bäume und die in voller Blüte stehenden Obstbäume erdrückte. Dieser Schnee, welcher sehr lange liegen blieb, verdarb nicht nur die Blüten der Obst- und Waldbäume, sondern brachte auch dem Korn großen Schaden, in dem dasselbe verfaulte.
1821-1823
Patrimonialgericht Grund Breidenbach
(Patrimonialgerichte waren in Preußen und anderen Teilen des damaligen Deutschlands die Gerichte der adligen Grundherren, die jeweils eine eigene Gerichtsbarkeit hatten. Die Gerichtsbarkeit war an den Besitz eines Gutes gebunden. Der Grundherr war damit Gerichtsherr. Zur Durchsetzung seiner Rechte bediente er sich jedoch meist eines juristisch gebildeten Gerichtsdirektors. Patrimonialgerichte umfassten vielfach jedoch nur die niedere Gerichtsbarkeit, also vor allem Eigentums-, Familien-, Erb- und Gutsrechte, Gesindeordnung und teilweise auch niederes Strafrecht (z. B. Beleidigungen, Raufereien. In bestimmten Fällen und Voraussetzungen konnten sich Kläger und Beklagte an das Obergericht wenden. Jedoch waren die Gutsherrengerichte oft auch die letzte Instanz für die Untertanen des Gutsherren und somit hatte dieser einen großen Einfluss auf seine Untertanen.)
1821-1832
Landratsbezirk Gladenbach
1823-1853
ist für Simmersbach das Landegericht Gladenbach zuständig
1826 / 28
Älteste Gemarkungskarte
1830
369 evangelische Einwohner
Es werden 2 Mühlen, davon 1 mit Schlaggang, gezählt
1830
und 1854 werden in der Gemeinde Schiefersteine in der Schiefergrube „Wolfsschlucht“ am östlichen Gemeinderand gebrochen.
1832
Simmersbach gehörte zum Amt Blankenburg (nach der gleichnamigen Burg bei Gladenbach benannt)
Am 6. Juni ging dieser Amtsbezirk in dem neu erschaffenen Kreis Biedenkopf auf.
1832-1848
Kreis Biedenkopf
1834
366 Einwohner
1835
In der Nacht vom 5. auf den 6. Febr. war ein starkes Gewitter, welches von 10 – 4 Uhr anhielt und an vielen Orten eingeschlagen und großen Schaden angerichtet hat.
1842-1846
Große Trockenheit, die Vorräte waren im Herbst schon aufgebraucht, die Leute wußten nicht, wie sie den Winter überstehen sollten. In diesen Jahren stiegen die Fruchtpreise in eine ungewöhnliche Höhe. So kostete in 1842 das Mött (4 Marburger Mesten = 4/5 Malter) Korn 18 – 20 Gulden.
(Meste, Ein betrag an Getreide, Obst, der jedes Mal zu bestimmter Zeit rechtlich zu beziehen ist. Mesten sind ein Hohlmaß, meist ergeben 16 oder 18 Mesten eine Malter; 1 Meste = 25 Pfund; 4 Mesten = 1 Mötte ( siehe hierzu auch die Tabelle Münzen, Hohl- und Fruchtmaße Münzen: 1 Gulden (fl., von “Florentiner Goldgulden”) = 26 Albus, 1 Albus (alb.) = 12 Heller (hlr.), 1 Albus = 12 Pfennig = 2 Schilling)
Die letzten Hungerjahre im Hinterland gab es in der Zeit von 1817 bis 1840. Noch im Jahr 1848 musste Korn aus Frankfurt eingeführt werden.
1844
gegen Ostern brachen hier die Menschenplattern aus und verbreiteten sich so sehr, dass nur die Pfarrfamilie mit 4 – 5 anderen verschont blieb. Es starben viele Menschen und gerade die fleißigsten, wie dies aus dem Sterbeprotokoll hervorgeht.
1845
Im Februar zersprang die große Glocke in hiesiger Kirche. Herr Rinker auf dem Hof Sinn unter Herborn hat die alte Glocke angenommen und eine neue dafür geliefert, welche fast 600 Pfund wiegt. Die Zubuße an Geld betrug fast 400 Gulden.
(Die Glocken- und Kunstgießerei Rincker im hessischen Sinn besteht seit 1590 und ist eine der ältesten bestehenden Glockengießereien Deutschlands und befindet sich seit dem 17. Jahrhundert in Familienbesitz)
1848-1852
Regierungsbezirk Biedenkopf
1850
Am 3. Ostertag brach in dem Haus des Heinrich Sänger Feuer aus. Sowohl dessen Haus und Scheune als auch der Wilhelm Ciliox Witwe Haus und Scheune brannten ab. Leuten geschah kein Schaden.
1852-1932
Kreis Biedenkopf
1853-1867
ist für Simmersbach das Landgericht Biedenkopf zuständig
1853
Zwei Nassauer aus Eibelshausen haben am 13. Juni bei einer öffentlichen Holzversteigerung in den Waldungen von Simmersbach Holz ersteigert. Beide fuhren ihr Holz ab, ohne ihre Abfuhrscheine abgeholt und den Geldbetrag an die Gemeindekasse Simmersbach entrichtet zu haben. Die Aufforderungs- und Mahnzettel des Simmersbacher Gemeinderechners ließen sie unbeachtet, sodaß sich schließlich dieser genötigt sah, eine “gehorsamste Anfrage” an das Großherzogl. Hess. Kreisamt in Biedenkopf, “Betreff: Von Ausländern im Gemeindewald zu Simmersbach ersteigertes Holz und noch nicht bezahlt” zu richten.
Nun hätte dieser Vorfall zu großen staatspolitischen Verwicklungen führen können, wenn nicht in der Zwischenzeit die beiden “Ausländer” ihre Schuld beglichen hätten. Auf eine Anfrage des Großherzogl. Hess. Kreisamtes in Biedenkopf kann der Bürgermeister der Gemeinde Simmersbach berichten, daß die Holzsteigerer aus dem Herzogtum Nassau ihr Holzsteigergeld an die hiesige Gemeindekasse bezahlt haben und damit die Sache erledigt.
1854
Gesamtfläche betrug 2909 Morgen, davon 1642 Morgen Acker, 487 Morgen Wiesen, 623 Morgen Wald
(Ein Morgen (Mg) ist ein altes Flächenmaß. Ursprünglich war es die Fläche, die mit einem einscharigen Pferde- oder Flächenmaß, 1Hektar (ha) = 100Ar = 10.000m², 1 Ar = 100 m²Ochsenpflug an einem Vormittag pflügbar ist.)
1854
Wird nur noch 1 Mühle (ca. 1 km südlich des Ortes am Simmersbach; heute nicht mehr in Betrieb) aufgeführt
1857
In diesem Jahr ist ein neues Back- und Spritzenhaus gebaut worden. Kosten: 1.400 Gulden.
Die Schule wird seit dem Jahre 1854 vom Schulvikar Georg Rabenau verwaltet. Er ist ein Sohn des Lehrers Rabenau zu Garbenteich bei Gießen und 26 Jahre alt.
Großherzoglicher Bürgermeister ist seit 1849 Jost Heinzel, Großherzoglicher Beigeordneter ist Johannes Roth.
1858
In diesem Jahr wurde ein neues Schulhaus durch den Großherzoglichen Kreisbaumeister Billhard zu Biedenkopf erbaut. Es wurde am 28. Nov. 1858 (1. Advent) vom Pfarrer Johannes Schönhals, der von der Kreis-Schulkommission Biedenkopf beauftragt wurde, eingeweiht.
Bei der stattgefundenen Volkszählung ergab sich, dass die Zahl der Einwohner zu Simmersbach sich um 2 vermindert hatte. Sie beträgt 412 Personen.
Im Nachsommer und bis in den späten Herbst dieses Jahres wurde ein überaus
herrlicher Komet gesehen worden. Er soll den des Jahres 1811 an Größe und Glanz des Schweifs übertroffen haben.
(C/1858 L1 (Donati), genannt auch Donatischer Komet, war ein Komet, der im Jahr 1858 mit dem bloßen Auge gesehen werden konnte, er wird aufgrund seiner außerordentlichen Helligkeit zu den „Großen Kometen“ gezählt)
Das Jahr hat sich durch seine anhaltend trockene Witterung ausgezeichnet. Es hat wenig geregnet, wodurch geschah, dass die meisten Brunnen so auch der tiefe Brunnen im Pfarrhof und viele Bäche ganz vertrockneten. Die meisten Mühlen standen still und es hielt oft schwer, Mehl oder Brot zu bekommen. Heu ist sehr wenig gemacht worden. Für ein Zentner wurde schon im Sommer 5 – 7 Gulden bezahlt. Trotzdem war die Ernte an Korn und Kartoffel eine sehr reiche, so dass die Frucht- und Brotgetreide niedriger als seit vielen Jahren standen. Weizen und Hafer waren nicht so ergiebig ausgefallen.
Am 26. Dezember 1858 feierte das Herrscherpaar, Wilhelm I. und Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, silberne Hochzeit. Das ganze Land nahm innigen Anteil daran und verrichtete herrliche Geschenke. Auch die evangelische Geistlichkeit schenkte ein Cruzifix von Elfenbein und ein prächtiges Album, zu deren Kosten jeder Geistliche 1 Gulden, 56 Kreuzer gegeben hat.
Die Zahl der Schulkinder beträgt am Ende des Jahres dreiundsiebzig (73) Kinder.
1859
Der Sommer des Jahres 1859 war sehr heiß und trocken. Infolge dieser anhaltenden Dürre ist die Ernte sehr gering ausgefallen.
Schulvikar Rabenau geht am 31. März 1859 als Lehrer nach Olpe, nahe Siege, im Königreich Preußen. An seine Stelle trat als Vikar am 20. April 1859 Anton Dintelmann aus Gundernhausen bei Darmstadt und wurde am selben Tage Von Pfarrer Schönhals in seinem Amt eingewiesen.
1860
Am 24. Feb. verlor Elisabetha, Tochter von Georg Müller aus Rittershausen und Anna Dorothea Sänger aus Simmersbach durch einen tragischen Unfall ihr Leben. Die Eltern waren ins Backhaus gegangen, um das Brot in den Ofen zu schieben und fanden ihr 3 Jahre, 11 Monate und 16 Tage altes Kind bei der Rückkehr tot vor. Ihre Kleider hatten Feuer gefangen und es war bei lebendigem Leibe verbrannt.
1862
am 28. Feb. 1862 wurde durch eine Verfügung die Schulbesoldung durch Zulage aus der Gemeindekasse auf 230 Gulden 48 3/4 Kreuzer erhöht.
1865
Am 16. Mai wurde durch den Herrn Superintendant Dr. Simon zu Gießen ordentliche Kirchenvisitation dahier gehalten.
( Superintendent (lateinisch superintendens, ‚Aufseher‘,ist der Inhaber eines Leitungsamtes in evangelischen Kirche) Der Gottesdienst war sehr zahlreich besucht. Derr Visitator schied mit der Versicherung seiner vollen Zufriedenheit. ( Visitation (von lateinisch visitatio, deutsch ‚Sehen, Besichtigung, Besuch’) bedeutet in Kirchen- und Ordensverfassungen den Besuch eines Oberen mit Aufsichtsbefugnis zum Zweck der Bestandsaufnahme und Normenkontrolle.)
1866
Durch den Friedensschluß, der am 9. Sep. zwischen Preußen und Hessen-Darmstadt zu Stande kam, wurde der Kreis Biedenkopf (somit auch Simmersbach) an die Krone Preußens abgetreten, Simmersbach kommt zu Nassau, der Kreis Biedenkopf wird dem Reg.-Bez. Wiesbaden zugeteilt wurde. Und da Nassau von den Preußen annektiert wurde, mußte Simmersbach von nun an preußisch werden.
1867
Erwerbspersonen: 76 Landwirtschaft, 1 Forstwirtschaft, 4 Bergbau und Hüttenwesen, 18 Gewerbe und Industrie, 4 Verkehr, 1 Erziehung und Unterricht, 1 Kirche und Gottesdienst, 3 Gemeindeverwaltung das Amtsgericht Biedenkopf ist für Simmersbach zuständig.
1870
In diesem Jahr erklärte Kaiser Napoleon III. an Preußen den Krieg.
(Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits)
Aus Simmersbach wurden folgende Männer zu den Waffen gerufen:
Heinrich Wilhelm Schönhals (Sohn des Pfarrers), Adam Reh, Heinrich Theiß (Sohn von Heinrich Theiß I), Heinrich Theiß (Sohn von Heinrich Theiß III.), Jacob Rein, Daniel Müller, Johannes Theiß, Johannes Ciliox Sohn von Jost Ciliox), Johannes Ciliox (Sohn von Johannes Ciliox I.), Jacob Michel und Johannes Rein. Nach dem Frieden 1871 kehrten alle eingerückten Männer sind gesund und unverwundet zurück.
1871
Die deutsche Reichsgründung erfolgte mit Beginn der Wirksamkeit der neuen Verfassung zum 1. Jan. 1871. Sie wurde durch ein wenig spektakuläres, geheim vorbereitetes militärisch-höfisches Zeremoniell inszeniert, die Kaiserproklamation des preußischen Königs Wilhelm I. am 18. Jan. 1871 im Spiegelsaal von Versailles. Währenddessen befand sich das Kaiserreich noch im Deutsch-Französischen Krieg. Auf kleindeutscher Grundlage und unter der Herrschaft der preußischen Hohenzollern war damit erstmals ein deutscher Nationalstaat entstanden. Hauptresidenz des deutschen Kaisers und preußischen Königs war das Berliner Schloss.
(„Deutsches Kaiserreich“ ist die Bezeichnung des Deutschen Reichs von 1871 bis 1918, zur eindeutigen Abgrenzung gegenüber der Zeit nach 1918. Im „Deutschen Kaiserreich“ war der deutsche Nationalstaat eine bundesstaatlich organisierte, am monarchischen Prinzip ausgerichtete konstitutionelle Monarchie)
1872
Es gab in diesem Jahr gab eine reich gesegnete Ernte, es gab so viele Kartoffeln wie seit vielen Jahren nicht mehr.
1873
Am 22. Okt. wurde die Industrieschule eröffnet, die Lehrerin hieß Anna Margaretha Theiß aus Schmids-Haus, der Lohn für Sie betrug 12 Taler jährlich.
(In den Industrieschulen sollten vor allem Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und ausgebildet werden, damit sie später für das Erwerbsleben in der sich entfaltenden Industriegesellschaft gerüstet waren: Buben lernten Spinnen, Gartenbau oder Baumpflege, Mädchen Stricken, Nähen, Häkeln oder Flicken und Kochen)
1874
Am 11. Nov. wurde zu Gladenbach in Zimmermanns Saal die Dekanatssynode abgehalten. Deputierte aus Simmersbach waren Pfarrer Schönhals und Bürgermeister Jost Heinzel.
Im Herbst gab es eine so reiche Kartoffelernte wie seit Menschen Gedenken, sie war noch besser als im Herbst 1872.
1875
Am 3. Okt. wurde das 100-jährige Kirchweihfest gefeiert.
(Die Kirchweih bzw. das Kirchweihfest, wird in Deutschland meist mit regionalen Bezeichnungen wie Kirmes, Kerwe, Kerwa, Kärwa, Kirb, Kerb, Kerm oder Kilbi bezeichnet. Kerweih, wird seit dem Mittelalter als Fest anlässlich der jährlichen Wiederkehr des Tages der Weihe einer Kirche gefeiert. Der Tag der Kirchweihe hat in der jeweiligen Kirche den Rang eines Hochfests)
1876
Große Not durch Nässe, Ernte verdorben, Jahre mit starken Regenfällen, Bäche wurden zu Flüssen. In anderen Jahren blieben Gerste und Hafer zu kurz. dass sie nicht gemäht werden konnten. Die Körner waren taub. Die Preise stiegen in solchen Jahren ins Unerschwingliche.
Bei der am 01. Dez. stattgefundenen Volkszählung wurden 468 Personen gezählt, davon 218 männliche und 250 weibliche Personen.
1879
Johannes Schneider, der Ehemann von Katharina Schneider geb. Clemens (*1846 †1909) wanderte um 1879 nach Amerika aus und ist seit dieser Zeit verschollen.
(Quelle: Sterbenebenregister 1909 Nr. 8 des Standesamtes Simmersbach)
1880
Glanzzeit der Schiefergrube „Wolfsschlucht“
Am 15. Nov. 1880 wurde zu Gladenbach im Zimmermanschen Saal die Dekanatssynode abgehalten. Als Deputierte vertreten Pfarrer Schönhals Bürgermeister Heinzel Simmersbach.
Bei der am 01. Dez. 1880 abgehaltenen Volkszählung ergab sich für Simmersbach eine Bevölkerung von 474 Personen.
1883
Gründung des Männergesangvereins Liederkranz Simmersbach. Dirigent war sehr wahrscheinlich Lehrer Dintelmann, Gründungsprotokolle existieren nicht.
(Lehrer in Simmersbach und Gründer des MGV Simmersbach. geboren am 02.01.1841 in Gundernhausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg, heiratet am 13.11.1862 in Simmersbach Elisabeth Margaretha REH (1839-1913), Tochter von Jost REH und Elisabetha Margaretha CILIOX)
1884
wurden 475 Einwohner gezählt, davon betrieben 120 Personen Ackerbau. 51 Männer arbeiteten auswärts, 8 betrieben ein Handwerk.
1885
Gesamtfläche betrug 722 Hektar, davon 157 Hektar Ackerländer, 129 Hektar Wiesen, 176 Hektar Holz (Flächenmaß, 1Hektar (ha) = 100Ar = 10.000m², 1 Ar = 100 m²)
428 Einwohner
1886
In der „Zeitung für das Dillthal“ und dem „Hinterländer Anzeiger“ wird auf das Sängerfest am 8. Aug. in Simmersbach mit Fahnenweihe hingewiesen
1887
am 30. Juli 1887 verunglückte die 3-jährige Helene Christine Döring tödlich aus Niederdresseldorf. Bei einen Sturz aus dem Postwagen und wurde sie dabei von einem Rad überrollt. (Sterbenebenregister 5/1887)
1888
Am 19.05. (Sonntag vor dem Hl. Pfingstfest) schlug der Blitz in das Haus des Jost Ciliox III. (Annsches) ein. Es war ein kalter Schlag. Menschen und Vieh blieben unversehrt.
– Am 07. Juli verunglückte der Bergmann Jost Reh (*30. März 1863), Sohn des Johannes Reh III. und Anna Margarethe Reh geb. Heinzel auf der Grube Nikolaus in Oberscheld. Der Tod war augenblicklich eingetreten. Am Nachmittag wurde die Leiche nach hier gebracht und am Sonntag, den 8. Juli Tage unter Beteiligung der Bergleute von nah und fern beerdigt. Es war ein so großer Leichenzug, wie Simmersbach wohl noch nie einen gesehen hatte, die Kirche konnte nicht alle Teilnehmer fassen.
– Am 09. März starb Seine Majestät Kaiser Wilhelm I. Auf Anordnung des Kgl. Konsistoriums zu Wiesbaden wurde 14 Tage mittags von 12 – 1 Uhr mit den Kirchenglocken geläutet. Der Trauergottesdienst wurde auf Kaiser Wilhelms I. Geburtstag am 22. März in hiesiger Kirche vormittags 10 Uhr gehalten.
(Wilhelm I. (*22. März 1797, Berlin †9. März 1888, Berlin) aus dem Haus Hohenzollern, 1840 Thronfolger, 1858 Prinzregent, 1861 König von Preußen, ab 1871 der erste Deutscher Kaiser, ∞11. Juni 1829 Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach (* 30. Sept. 1811 † 7. Jan. 1890))
– Am Kirchturm musste eine Reparatur vorgenommen werden, der Mastbaum war oben verfault und das Kreuz drohte herunterzufallen. Die Kosten hierfür betrugen 74 Mark.
– Nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. wurde sein Sohn Kaiser Friedrich III. Kaiser, aber nur 99 Tage, er starb am 15. Juni an Kehlkopfkrebs. Und nach seinem Tod wurde auf Anordnung Königlichen Consistori läuteten 14 Tage mittags von 12 – 1 Uhr die Kirchenglocken. Der Trauergottesdienst fand am 24. Juni (4. Sonntag nach Trinitatis) gehalten. Ihm folgte Kaiser Wilhelm II. (14), ein Sohn Friedrich III., auf den Kaiserthron.
(Friedrich III. (*18. Oktober 1831 in Potsdam als Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen, †15. Juni 1888 in Potsdam), aus dem Haus Hohenzollern war vor seinem Tode nur 99 Tage Deutscher Kaiser und König von Preußen, ∞ 29. Jan. 1858 Victoria Adelaide Marie Luise of Great Britain and Ireland (* 21. Nov. 1840 in London † 5. Aug. 1901 in Kronberg im Taunus))
– Wurde die Pfarrscheune auf beiden Seiten mit Schiefer gedeckt. Das alte Strohdach war nicht mehr zu reparieren. Die Kosten für die beiden neuen Dächer beliefen sich auf 526 Mark.
1889
In diesem Jahr fiel die Kartoffelernte sehr dürftig aus und die Fruchtpreise fingen an sich zu steigern.
– Im Herbst Jahres trat Diphtheritis hier auf, vom 25. Okt. 1889 bis Ende 1889 starben an dieser Krankheit sieben Kinder.
1890
Die im vorigen Jahr aufgetretene Diphtheritis dauerte fort. Es starben bis zum Frühjahr noch neun Kinder.
1891
Der Sommer war sehr reich an Gewittern und Hagelschlag, doch Simmersbach wurde vor größerem Schaden bewahrt. Am 02. Juni abends 1/2 8 Uhr schlug der Blitz zwar in den Kirchturm ein, aber zündete nicht. Der Turm war auf der einen Seite stark beschädigt. Die Kosten für die Herstellungsarbeiten beliefen sich auf 890 Mark und wurden, soweit die Reparatur durch den Blitzschlag verursacht war, aus der Nass. Brandkasse gedeckt.
1892
Der Sommer dieses Jahres war außergewöhnlich heiß und die Hitze hielt lange Zeit an. Auch wenn das Wasser vielfach knapp wurde, so trat doch kein Mangel ein, wie dies in benachbarten Orten der Fall gewesen ist. Die Fruchtpreise sanken bis zur Hälfte des Betrages vom vorigen Jahre.
– Am 11.09.1892 feierte Simmersbach sein erstes Missionsfest.
1893
Anfang Jan. war eine außergewöhnlich starke Kälte.
– Am 23. Jan. abends gegen 7 Uhr brach plötzlich Feuer in der Scheuer des Zimmermeisters Johannes Geil V. aus, das ganze Anwesen von Johannes Geil V. brannte in kurzer Zeit ab, die umliegenden Gebäude blieben unbeschädigt. Johannes Geil V. erbaute auf derselben Stelle ein neues Gebäude.
– grasierte eine Typhus-Epidemie im Dorf, die Krankheit nahm in der Woche vor Pfingsten zu und es wurden mehrere Personen von dieser Krankheit befallen. Im Ganzen erkrankten in diesem Jahr an Typhus 11 Personen, nämlich 9 Erwachsene und 2 Kinder. Hiervon starben 3 erwachsene Personen, 2 Schwestern und deren Schwager.
– Es hat im ganzen Frühjahr nicht geregnet und war außergewöhnlich trocken und zuletzt sehr heiß. Es hat nur einmal am 2. Pfingsttage (22. Mai) sehr kurz geregnet und blieb bis zum 29. Juni trocken und sehr heiß. Anfang Juni mußte man das Vieh aus Futtermangel Notschlachten.
– In der Nacht vom 21./22. Juni sind „hinterm Stein“ die Kartoffeln erfroren. Am 23. Juni fing es an rauh und stürmisch zu werden. Am 24. Juni gab es reichlich Regen, der sich auch zum 25. Juni noch fortsetzte.
– Am 06. Nov. 1893 reichten sieben Simmersbacher auf Grund des Vereinsgesetzes vom 11. Mrz. 1850 § 2 und § 3 Statuten des von ihnen zu bildenden Vereins zur Förderung christlichen Lebens durch Bibel- und Erbauungsstunden in Simmersbach ein. Die Statuten, welche beim Bürgermeister und beim königlichen Landratsamt in Biedenkopf eingereicht wurden, lauten:
§1 Um an ihrem Teil zur Förderung des christlichen Lebens in Simmersbach beizutragen, haben sich die Unterzeichneten zu einem Verein zur Förderung deschristlichen Lebens durch Bibel- und Erbauungsstunden zusammengeschlossen, der unter dem genannten Namen in Simmersbach seinen Sitz haben soll.
§2 Einziger Zweck des Vereins ist, durch Veranstaltung und Abhaltung von Bibel- und Erbauungsstunden das christliche Leben in Simmersbach zu fördern.
§3 Die genannten Stunden sollen durch ordinierte Pastoren sowie durch nicht ordinierte Prediger oder auch durch Laien, welche dazu befähigt sind, abgehalten werden.
§34 Sind solche Personen nicht vorhanden, so nehmen sämtliche vorhandenen männlichen Personeneinen Bibelabschnitt zum Lesen und Betrachten vor, jedoch so, daß einer die Leitung übernimmt.
§5 Die Stunden beginnen mit Gesang und Gebet, dann Betrachtung des Wortes Gottes und schließen mit Gesang und Gebet.
§6 Die Stunden sollen in der Wohnung des Herrn Jacob Rein VII. dahier stattfinden. An Sonn-, Fest- und Feiertagen von vormittags 10 – 12 Uhr, nachmittags von 1 – 6 Uhr und abends von 7 – 10 Uhr.
§7 Als Vorstand und zugleich Rechnungsführer über die freiwilligen Liebesgaben, welche die Teilnehmer der Stunden am Schluß derselben etwa zu hinterlassen wünschen, ist gewählt Johannes Müller zu Simmersbach. Die auf solche Weise zusammenkommenden Liebesgaben sollen ganz für die innere und äußere Mission verwendet werden.
Mitglieder des neu gegründeten Vereins sind: 1. Heinrich Müller, 2. Jacob Rein VII, 3. Philipp Theiß, 4. Johannes Müller, 5. Johannes Rein IV., 6. Adam Geil I. und 7. Johannes Ciliox V.
(Die “Freie evangelische Gemeinde” ist eine evangelische Freikirche. Der Bund ist kongregationalistisch (eine Form der christlichen Gemeindeverfassung, in der die Autonomie der einzelnen Kirchengemeinden oberste Priorität hat) organisiert. Als Zusammenschluss selbstständiger Ortsgemeinden (FeG) versteht er sich als „geistliche Lebens- und Dienstgemeinschaft“. Die erste Freie evangelische Gemeinde im deutschsprachigen Raum wurde am 22. Nov. 1854 von Hermann Heinrich Grafe zusammen mit fünf weiteren Männern in Elberfeld (Wuppertal) gegründet. Die christliche Gemeinde sollte auf dem „Terrain der freien Gnade Gottes in Christo Jesu“ aufgebaut sein, denn sie bildet die Grundlage, auf der sich alle Kinder Gottes versammeln. Sie begründet auch die „Einheit der Kinder Gottes“, für die Grafe im Sinne der 1846 in London begründeten Evangelischen Allianz eintrat. Der Einheitsgedanke korrespondierte bei Grafe mit dem Prinzip der „Trennung von der Welt“, womit er die Unterscheidung und Scheidung von Glaubenden und Nichtglaubenden bezüglich der Gemeindemitgliedschaft meinte, die er in den Volks- und Landeskirchen als nicht gegeben ansah.
Die Gründung der FeG entstand durch den Bergmann Adam Simon, der lange Zeit im Siegerland gearbeitet und dort die Freikirchliche Gemeinschaft (FeG) kennen lernte und nach Simmersbach brachte)
1895
Am 24. Mai war eins der schweren Gewittern des Jahres, es schlug am Staffelböll ein Blitz in die Schafherde des Schäfers Jost Ciliox IV. ein und ein Schaf wurde getötet
– Am 07. Juni brannte gegen 5 Uhr morgens die Schneidmühle des Zimmermeisters Johannes Geil V. unterhalb des Dorfes an der Chaussee nach Eibelshausen ab. Das Gebäude und die Maschinen wurden gänzlich ein Raub der Flammen vollständig unbrauchbar.
– Am 17. Juni abends gegen 8 Uhr schlug der Blitz in mehrere Telefonstangen unmittelbar über der Wohnung des Jost Ciliox IV. ein und zerstörte teilweise die Telefonstangen und machte den Apparat auf der Posthilfsstelle Jost Heinzls (Döngels) unbrauchbar.
– wurden 487 Einwohnergezählt
– Infolge des Ministerial-Erlasses vom 02. Nov. 1895 und der Verfügung Kögl. Landratsamtes im Kreisblatt Nr. 85 hat der Pfarrer im Juli das Amt des Waisenrats übernommen, während dasselbe seither vom Bürgermeister geführt wurde.
1896
Bau der Orgel von Gustav Roßmann aus Weilmünster-Möttau in der Kirche
1897
Am 05. August wurde für den verstorbenen Gemeindevertreter Johannes Reh V. dessen Sohn Johannes Reh VII. als Stellvertreter gewählt.
1898
Jakob Rein VIII. gab in der 1. Hälfte des Jahres seine Wirtschaft auf (Cilioxgannes), Anfangs November eröffnete Jost Heinzel (Döngels) seine Wirtschaft.
– am 01. April trat die Landgemeindeordnung für die Provinz Hessen-Nassau vom 04. August 1897 in Kraft. Da Simmersbach weniger als 500 Einwohner hatte, wird die Verwaltung der Gemeinde vom Bürgermeister, 2 Schöffen und 9 Gemeinde-Verordneten. Ausgeübt. Adam Reh wurde 1. Schöffe und Heinrich Konrad III. 2. Schöffe.
– Mit dem 01. April trat die Landgemeindeordnung für die Provinz Hessen-Nassau vom 04. Aug. 1897 in Kraft. Da Simmersbach weniger als 500 Einwohner hat, wird nach derselben die Verwaltung der Gemeinde vom Bürgermeister, 2 Schöffen und 9 Gemeinde-Verordneten ausgeübt. Adam Reh, welcher seither Beigeordneter war, wurde 1. Schöffe und Heinrich Konrad III. zweiter Schöffe.
– Am 15. Apr. wurde der Bürgermeister gewählt. Bei dieser Wahl erhielt der bisherige Bürgermeister Adam Wagner VI. 4 Stimmen und Heinrich Beck II. 5 Stimmen. Die Wahl wurde aber für ungültig erklärt, weil die Schöffen nicht mitgewählt hatten.
– Am 10. Mai wurde nochmals gewählt. Von den 11 Wahlberechtigten erschienen nur 6. Diese wählten einstimmig den bisherigen Bürgermeister.
– Jakob Rein VIII. (Cilioxgannes) gab in der 1. Hälfte des Jahres seine Wirtschaft auf. Anfangs November eröffnete Jost Heinzel (Döngels) eine Wirtschaft.
– Johannes Theiß V. war seit 1883 Gemeinderechner, wegen seines hohen Alters (70 Jahre) konnte er diese Geschäfte nicht mehr erfüllen und gab auf seinen Wunsch dieses Amt ab und übertrug es seinem Sohn, dem Kirchenrechner Daniel Theiß.
1899
In der 2. Hälfte des Februars erkrankten fast alle Kinder und jungen Leute an den Masern. Die Schule wurde vom 21. Feb. bis zu den Osterferien geschlossen. Um die Anzahl der kranken Kinder festzustellen wurde zur Schule geläutet, es kamen nur 2 Kinder von der Ober- und Mittelstufe. Am Sonntag, den 05. Mrz. kam nur ein Schulkind zum Gottesdienst.
– Am 6. Nov. 1893 hat sich der Verein gebildet zur Förderung christlichen Lebens durch Bibel- und Erbauungsstunden gebildet FeG). Die Mitglieder dieses Vereins weihten am 13. Aug. (11. Sonntag n. Tr. einen Betsaal ein in dem neu erbauten Hause des Schreiners Adam Simon(Simons) ein.
1900
Nach einer Bekanntmachung des Amtsgerichts zu Biedenkopf im Amtsblatt der Königl. Regierung ist das hiesige Grundbuch mit dem 12. Nov. als angelegt anzusehen.
– Bei der Volkszählung am 01. Dezember hatte Simmersbach 503 Einwohner.
1901
Im Jan. und Feb. war das Wetter mild, im März kälter, am 4. -12. Mrz. Nachdem es am 11. – 21. Jul. trocken und heiß gewesen war, kam am 21. Jul. ein heftiges Gewitter mit starkem Regen. Die Ernte fiel gut aus, besonders die Heuernte.
– Am 23. Okt. wurde der Hilfsbeamte Friedrich Reh, Sohn des Johannes Reh IV. (26 Jahre alt), in Ausübung seines Dienstes im Bahnhof zu Altena in Westfalen von einem Zug überfahren. Am 27. Okt. wurde er, unter großer Beteiligung, auch von Eisenbahn-Beamten, in Simmersbach beerdigt.
1902
Am 01. Aug. ging die Gastwirtschaft von Johannes Reh V., Witwer, durch Kauf auf Wilhelm Rein aus Simmersbach, der viele Jahre in einer Gaststätte zu Haiger gearbeitet hatte, über.
– Die ältesten Leute im Ort können sich auf keine so gute Zwetschgenernte erinnern wie in diesem Jahr. In vielen anderen Gegenden z.B. im Dill- und Lahntal gab es aber fast keine Zwetschgen.
– Im Februar hielt die Kälte an, am 13. stieg sie auf -13° C.
– In der 1. Hälfte des Mai war es kalt und schneite öfter.
– Vom 16. – 24. Nov. war es kalt (-10° C). Auch die 1. Hälfte des Dez. war kalt, -6°C – -14°C.
– Am 1. Jan. hat der seitherige Polizeidiener und Nachtwächter Johannes Theiß VII. sein Amt niedergelegt. An seine Stelle trat Daniel Geil.
1903
Die Gemeindejagd wurde am 4. Mrz. auf 6 Jahre neu verpachtet.
– Mit dem 1. Apr., dem Ablauftermin seines Vertrages, legte Johannes Jacobi sein Amt als Küster und Glöckner nieder. Die Küster- und Glöcknerdienste übernahm Daniel Geil. Gleichzeitig fand eine Erhöhung des Gehaltes von 84 Mark auf 95 Mark statt.
– Während eines Gewitters am 17. Mai schlug der Blitz in das Haus des Schuhmachers Friedrich Wagner (Schusdasch) ein. Er verursachte aber nur geringe Beschädigung am Dache.
– Ende Mai wurde die Straße innerhalb des Dorfes neu gedeckt.
– Am 02. Jun. (3. Pfingstfeiertag) fand ein heftiges Gewitter statt. In Oberdieten brannte infolge eines Blitzschlages eine Hofreithe ab, auch in Achenbach hatte der Blitz eingeschlagen.
– Vom 10. auf den 11. Sep. waren 4 Offiziere, ungefähr 140 Mann und 4 Pferde der 7. Comp. des Inf. Regiments Nr. 115 in Simmersbach einquartiert.
(Das Leibgarde-Infanterie-Regiment (1. Großherzoglich Hessisches) Nr. 115 war ein Verband der Großherzoglich hessischen Streitkräfte, die seit der Militärkonvention mit Preußen von 1867 als Kontingent in die Preußische Armee integriert waren und dort zuletzt die Großherzoglich Hessische (25.) Division bildeten)
– Der Januar war im Allgemeinen nicht sehr kalt. Die niedrigste Januartemperatur wurde am 10. Jan. mit 10° erreicht.
– Vom 12. – 20. Apr. schneite es fast täglich, bis zum 18. Mai war die Witterung kalt und niederschlagsreich. So wurde die Feldarbeit im April und auch noch anfangs Mai aufgehalten; die Kartoffeln mußten viel später gesetzt werden als in früheren Jahren. Die zweite Hälfte des Julis und der ganze August waren regnerisch. Auf die ersten Tage des Septembers, die heiß waren (besonders3. – 6. September), folgte wieder kaltes feuchtes Wetter.
– Der 11. Sep. war durch heftigen Sturm ausgezeichnet, der Obstbäume beschädigte und viel Obst von den Bäumen warf. Vom 19. Sep. ab war warmes trockenes Wetter, das für die Ernte recht günstig war.
– Am 16. Nov. fiel der erste Schnee. Im Dezember sank die Temperatur bis -10° C. (29. + 30. Dezember).
1904
Im Frühjahr wurden gewählt zu Schöffen Adam Reh und Heinrich Conrad II. und zum Schöffenstellvertreter Johannes Geil VI.
– Am 12. Apr. wurde mit dem Schulhausneubau begonnen. Als Bauplatz wurde der am westlichen Ausgang des Dorfes gelegene zur Pfarrei gehörige Gemüsegarten gewählt. Dafür erhielt die Pfarrei einen gleich großen Garten in der Girmeswiese.
– Der Januar blieb in seiner Temperatur fast immer unter 0° C. Die niedrigste Jan.-Temperatur wurde am 28. Jan. mit 11° C erreicht. Das Frühjahr war kalt und feucht. Vom 12. Apr. ab wurde es wärmer. Sehr starke Gewitter fanden in der Nacht vom 17. auf den 18. Junistatt; sie brachten große Niederschläge, darunter auch Hagel. Die Heuerntefiel sehr reichlich und gut aus. Der Juli war sehr heiß (besonders vom 10. – 17. Juli) und trocken. Diese Witterung hielt auch im August an so daß die Ernte in diesem Jahre früh zu Ende war. Die Getreideernte war schon am 20. August abgeschlossen. Schon im November sank das Thermometertief; am 25. Nov. zeigte es-10° C. An diesem Tage fiel auch der erste Schnee. Der Dezember war nicht so kalt. Seine “tiefste Temperatur erreichte er am 28. Dez. mit 8,5° C.
1905
Zu Beginn des neuen Schuljahres übernahm Lehrer Evelbauer in Wiesbaden eine Lehrerstelle. An seine Stelle trat Lehrer Ferdinand Welsch, geboren in Herborn. Er hatte vor seiner Versetzung nach Simmersbach eine Lehrerstelle in Offenbach inne.
– Am 17. und 18. Jun. feierte der hiesige Kriegerverein das Fest seiner Fahnenweihe. Am Sonntag nahm der Verein geschlossen am Gottesdienst teil. Herr Landrat von Heimburg besuchte das Fest.
– Durch Verfügung des Königlichen Landratsamtes vom 14. Jul. wurde die Hundesperre für ein Viertel Jahr verhängt, da in der Nähe von Eibelshausen ein tollwutverdächtigter Hund hatte getötet werden müßen.
– Am 11. Sep. abends 11 Uhr schlug der Blitz in die Scheuer des Jost Reh II. (Weihels) ein. Die Scheuer und das Haus brannten ab. Beim Löschen starb plötzlich infolge eines Schlaganfalles Karl Reh, Sohn des Maurermeisters Johannes Reh VI. (Meuasch) im Alter von 18 Jahren.
– In diesem Jahr baute Briefbote a. D. Heinrich Pfeifer ein neues Haus (Peifasch) am westlichen Ausgang des Ortes in Richtung Eibelshausen.
– Das neue Schulhaus wurde am 23. Nov. eingeweiht.
– Der Januar dieses Jahres war rechtkalt; die Temperatur blieb fast immer unter 0° C. Am 02. Jan. zeigte das Thermometer 15,5° C, am 03. Jan. sogar —19° C. Der 16. Jan. brachte eine Temperatur von -14° C. Der Februar war auch noch kalt. Am 13. Und 26. Feb. fiel das Thermometer auf 7° C und am 08. Apr. -7° C. Am 23. und 24. Apr. (1. + 2. Osterfeiertag) fiel Schnee. Dann war das Wetter günstig, so daß das Jahr 1905 eine gute Ernte brachte. Besonders guten Ertrag lieferten die Kartoffeln. Der Oktober war kalt, am 21. Okt. waren es 6,5° C. Am 16., 18., 22. und 23. Okt. traten starke Schneefälle ein. Auch der November und Dezember warenkalt. Die niedrigste Temperatur wurde am 31. Dez. mit -10° C erreicht.
– Am 27. Jan. verfügte das Königliche Landratsamt, daß ein Polizeigefängnis eingerichtet werden muss. Durch Umbaumaßnahmen fand man im Kuhstalle des alten Schulhauses eine geeignete Räumlichkeit.
1906
Im März fand die Wahl von 3 Gemeindevertretern statt. Es wurden gewählt: August Reh, Johannes Ciliox V. und Johannes Reh VII.
– Mit dem 01. Apr. wurde Lehrer Leisler angestellt. Seine Dienstzeit beginnt mit dem 01. Apr. 1906. Er besuchte das Seminar zu Usingen. 1. Prüfung: 08. März 1905
1907
Ende Mai legte Daniel Geil sein Amt als Polizeidiener und Nachtwächter nieder. An seine Stelle trat Heinrich Roth.
– Während eines heftigen Gewitters am 26. Mai schlug der Blitz in mehreren Nachbarorten ein und zündete an mehreren Stellen.
– Wegen schlechten Gesundheitszustandes von Pfarrer Gotthold Schmidt fiel in diesem Jahr das Missionsfest aus.
– Am 01. Okt. war ein schweres Gewitter. In Roth brannte das Haus des Bürgermeisters infolge eines Blitzschlags ab.
– Der Gemeindewahlwärter Jost Wagner trat am 01. Okt. in den Ruhestand. Sein Amt übernahm Albert Reh.
– Die erste Hälfte des Januar war mild, die zweite dagegen kalt. Am 23. Jan. sank die Temperatur bis —19° C, die erste Hälfte des Februars war auch wieder kalt und am 07. Feb. zeigte das Thermometer -12°C. Der März war wärmer. Der Mai war warm. Anfangs Juli war es kalt und regnerisch; vom 13. Juli ab wurde das Wetter günstiger, so daß die Heuernte gut verlief. Die Ernte fiel in diesem Jahr gut, zum Teil sehr gut aus. Der Dezember brachte wenig Schnee. Die Monate November und Dezember waren nicht kalt; nur in den letzten Tagen des Dezembers sank das Thermometertiefer.
1908
Während eines sehr heftigen Gewitters am 28. Mai schlug der Blitz in das Haus des Heinrich Geil II. ein ohne größeren Schaden anzurichten.
– Lehrer Leisler bestand am 14. Aug. sein zweites Examen und wurde am 01. Sep. endgültig eingestellt.
– Vom 26. Aug. bis 18. Sep. hatte Simmersbach fast ununterbrochen Einquartierung. Die 50. Infanterie-Brigade (Inf. Regt. Nr. 117 und 118) hatte vom 27. Aug. bis 07. Sep. Regiments- und Brigadeexerzieren bei Achenbach. Die Manöver des 18. Armeekorps und besonders die 25. (Grossherzogl. Hess.) Division spielten sich hauptsächlich im Kreis Biedenkopf ab.
– Der Januar war anfänglich recht kalt. Am 03. Jan. waren es -18° C, am 11. Jan. -17° C. Am 08. Jan. Trat starker Schneefall ein. Im Allgemeinen blieb das Thermometer während des Januars unter 0° C. Dasselbe gilt auch für den Februar. Der 01. Feb. brachte starken Schneefall. Am 22. Feb. fand ein Gewitter statt. Auch im März blieb das Thermometer vielfach unter 0° C.
– Der 31. Mrz. brachte wieder ein Gewitter. Der April war ebenfalls rau. Am 19. und 20. Apr. fiel Schnee.
– Gründung der Freiwillige Feuerwehr, Vorläufer war die öffentliche Pflichtfeuerwehr. Ihr erster Kommandant war Heinrich Reh VII. (*31. Mai 1879 – †3. Sep. 1928), das genaue Gründungsdatum dürfte der 17. Mrz. oder der 1. Apr. 1908 gewesen sein.
1909
Im Dezember und im Januar traten anhaltende starke Schneefälle ein und eine plötzlich eingetretene mit Regenwetter verbundene Schneeschmelze verursachten gewaltige Wassermengen, welche von den umliegenden Anhöhen kommend ihren Weg durchs Dorf nahmen. Hier und dort trat Wasser in die Ställe ein und abgesehen davon, daß am 4. + 5. Feb. die Schule der Überschwemmung wegen ausgesetzt werden mußte, ist nennenswerter Schaden durch das Wasser Gott sei Dank nicht angerichtet worden. Die letzten Reste des am März reichlich gefallenen Schnees zerschmolzen zwischen dem 20. und 25. März.
– Am 18. Mrz. von 8 – 10.15 Uhr fand die Prüfung der ersten Klasse (4.-8. Jahrgang) durch den Königlichen Kreisschulinspektor, Herrn Pfarrer Ohly (Breidenbach) und von 10.25 – 11.40 Uhr die der zweiten Klasse (1.-3. Jahrgang) durch Vikar Anthes und am 22. März abends 8 – 1/2 9 Uhr die Prüfung der Abendschule durch Vikar Anthes statt. Schulvorstand und Lehrer Friedrich Leisler waren bei allen Prüfungen zugegen. Gelegentlich der Anwesenheit des Kreisschulinspektors stellte Lehrer Welsch den Antrag auf Renovierungen innerhalb seiner Wohnräume, worauf eine Antwort bis zum 30. Apr. nicht erfolgt ist.
(Synodalvikar setzt sich aus den Substativen „Synode“ und „Vikar“ zusammen,
Synode (griechisch) „Versammlung“, synodia, „Reisegesellschaft, Karawane“ (auch als Synonym für „Familie“) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten.
Vikar leitet sich von lateinisch vicarius „Statthalter, Stellvertreter“ ab und, in verschiedenen Konfessionen bezeichnet er unterschiedliche Ämter; ein Stellvertretender Versammlungsleiter)
1910
Am 11. Sep. wird an der Philippsbuche ein Gedenkstein (Philippstein) zur Erinnerung an die Rückkehr Philipps des Großmütigen aus seiner fünfjährigen Gefangenschaft in den Niederlanden feierlich errichtet.
(Quelle: Mitteilungen der Geschichte und Heimatkunde des Kreises Biedenkopf, Vereinsblatt des „Geschichtsvereins für den Kreis Biedenkopf“ 4. Jahrgang, 22. Okt. 1910, Nr. 10, zur Einweihung des Gedenksteins an der Philippsbuche am 11. Sept. 1910)
1911
Im Nachsommer gründete man den kirchlichen gemischten Chor.
Im Herbst Gründung des Posaunenchors durch Pfarrer Wilhelm Rehberg als Chorleiter.
1912
Fertigstellung der zentralen Wasserversorgung
1914
Das Frühjahr verging ohne bemerkenswerte Ereignisse. Die Witterung war im April warm, im Mai bedeutend kühler, so dass das Wachstum, besonders die Wiesen, nur langsam Fortschritte machte. Die Folgen der Witterung waren auch sehr häufig schwer auftretende Lungenentzündungen. Die auftretenden Gewitter waren nicht nennenswert.
– Am 28. Jun. 1914 fiel in Sarajewo (Bosnien) der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand mit seiner Gemahlin einem Attentat zum Opfer. Die Untersuchung ergab, dass der Herd der Verschwörung in der von der serbischen Regierung unterstützten großserbischen Bewegung liege. Auf dieses Ergebnis hin verlangte Österreich strenge Bestrafung aller Schuldigen und eine Änderung im Verhalten Serbiens. Die serbische Regierung lehnte diese Forderungen ab und die Feindseligkeiten begannen. Gleichzeitig jedoch machte Russland als slawische Vormacht einige Armeekorps gegen Österreich mobil. Der deutsche Kaiser suchte, unterstützt durch fast sämtliche Regierungen Europas, zu vermitteln. Trotz der Friedenssicherungen des Kaisers in Russland machte dieses seine gesamte Armee auch gegen Deutschland mobil, das schon vorher durch den Dreibundvertrag verpflichtet war, Österreich zu unterstützen, falls dieses angegriffen würde. Damit war der Krieg unvermeidlich.
– Am Freitag, 31. Jul. herrschte schon überall die große Spannung. Auch in Simmersbach ruhte fast alle Arbeit, die Leute standen zusammen und warteten mit Spannung auf jede Nachricht aus Eibelshausen oder durch die Post. Abends gegen 7 Uhr kam ein Automobil mit Extrablättern über die amtliche Bekanntmachung, dass über Deutschland der Kriegszustand verhängt sei. Die Nachricht führte in der ganzen Gegend, wie auch sonst im Reich, eine Preissteigerung der Lebensmittel, besonders von Mehl und Salz herbei, die jedoch bald, besonders auch durch entschlossenes Eingreifen der Behörden, wieder zurückging. Die Stimmung der Bevölkerung war ernst, aber entschlossen und man stand unter dem Eindruck, dass wie es auch der Fall war, die Regierung mit kriegerischen Maßnahmen bis zum Äußersten warten würde.
– Der nächste Tag, 1. Aug., begann mit Ungewissheit. Gegen Mittag wurde die Nachricht von dem deutschen Ultimatum an Russland gebracht, wodurch die Hoffnung auf Erhaltung des Friedens sehr verringert wurde. Als nach Ablauf der zwölf Stunden keine Mobilmachung erfolgte, stieg sie wieder. Deutschland hatte jedoch die Frist um 6 Stunden verlängert, da keine Antwort von Russland gekommen war. Nach Ablauf derselben, zwischen 5 und 6 Uhr nachmittags, wurde die Mobilmachung befohlen und die Gemeinde bekam gegen 6 1/4 ein Telegramm, dessen Inhalt sofort bekannt gegeben wurde.
– Der 2. Aug. war der erste Mobilmachungstag.
– Am Dienstag wurde die Schule auf unbestimmte Zeit wegen der Erntearbeiten ausgesetzt. Die Ernte steht überall im Reich gut und da die Schulen bei den Arbeiten helfen ist zu hoffen, dass sie trotz der fehlenden Landarbeiter glücklich eingebracht wird. Von Montagabend an tauchten beständig alarmierende Nachrichten über Spione, feindliche Automobile und Flugzeuge auf, sodass auf Anordnung die Dörfer an den Ausgängen mit Wachen besetzt und durch Sperrung der Straßen durch Wagen vor Automobilen geschützt wurden. Entsprechend unserer wichtigen Straße Dillenburg – Biedenkopf hatten wir besonders den unteren Eingang etwas unterhalb der neuen Schule durch eine Kette und einen Wagen gesperrt und mit mehreren bewaffneten Männern besetzt.
– Freitag, 21. Aug. und Samstag, 22. waren starke Gewitter, die aber in unserer Gemarkung keine Schäden angerichtet haben. An der Grenze der Gemarkung wurde ein 19-jähriger Mann aus Eiershausen vom Blitz erschlagen. Die Gewitter scheinen eine Folge der Sonnenfinsternis vom 21. Aug. gewesen zu sein, sie setzten in derselben Stunde ein, ohne dass sich am Wetterglas Veränderungen zeigten.
– Der 2. Lehrer, Friedrich Leisler ist am 25. Okt. im Lazarett zu Roulers an den Folgen seiner Verwundung, er wurde am 21. Okt. durch einen Granatsplitter am Kopf schwer verwundet, gestorben.
– Am Nachmittag des Montag kam die Nachricht vom Beginn der Feindseligkeiten gegen Frankreich, das auf unsere Frage nach seiner Haltung eine ausweichende Antwort gegeben hatte und am 5. von der Kriegserklärung Englands. Deutschland hatte nämlich, um zum wirksamen Angriff gegen Westen kommen zu können, Luxemburg besetzt und an Belgien die Forderung gestellt, gegen Entschädigung den Durchmarsch der Truppen zu gestatten. Dieses rief England um Hilfe an, das aber ohnehin schon bereit war, Frankreich beizustehen. Die Nachricht von Englands Eingreifen wirkte zuerst etwas niederdrückend, zumal Italien erklärte, neutral bleiben zu wollen. Die Vorgänge in Berlin jedoch am 4. Aug., die Einmütigkeit des Reichstages, die Reden des Kaisers und des Reichskanzlers von Bethmann-Hollweg, machten einen erhebenden Eindruck und gaben Selbstvertrauen. Schon am Freitag, den 7. Aug., am 6. Mobilmachungstag wurde die belgische Festung Lüttich durch einen raschen Angriff des Generals von Emmich eingenommen. Die weiteren Wochen brachten viel Spannung wegen der Haltung Italiens, es folgten noch Kriegserklärungen von Montenegro, Rumäniens und der Türkei und am empörendsten die Forderung Japans, unsere Kolonien Siautschau an China abzutreten. Gleichzeitig mit dieser letzten Nachricht, die einer Kriegserklärung gleichkam, trafen die Siegesmeldungen von der Schlacht von der Westgrenze und von der Einnahme Brüssels ein und richteten die Hoffnung auf. Die Schlacht an der Grenze, die sich auf dem ungefähren Gebiet zwischen Luxemburg und den Vogesen (Donan) abspielte, stellte sich in den nächsten Tagen als noch bedeutender heraus, als es zuerst den Anschein hatte. Glockengeläute verkündete am 24. Aug. mittags den vollen Sieg.
1918
Im 1. Weltkrieg sind 37 Männer aus Simmersbach stammende oder in Simmersbach wohnende gefallen. Die Kriegsverluste waren höher als in den meisten der Nachbargemeinden.
– Die Spanische Grippe, eine Pandemie, die durch einen ungewöhnlich virulenten Abkömmling des Influenzavirus verursacht wurde hat zwischen 1918 und 1920 mindestens 25 Millionen, Todesopfer gefordert. Die Auswirkung dieser Grippe ist mit dem Ausbruch der Pest von 1348 vergleichbar, der damals mehr als ein Drittel der europäischen Bevölkerung zum Opfer fielen. Eine Besonderheit der Grippe war, dass ihr vor allem 20- bis 40-jährige Menschen erlagen.
1921
Im Kriege musste eine Glocke geopfert werden. Nach dem Krieg wurden bei der Fa. Rinker in Sinn zwei neue Glocken bestellt, so dass Simmersbach nun seit dem Herbst 1921 drei Kirchenglocken hatte und zum ersten Mal über Simmersbach ein Dreigeläut erscholl. Der finanzielle Aufwand für zwei neue Glocken war mit 20.000 Mark nicht unerheblich. Es musste außerdem ein kompletter Satz neuer Orgel-Prospektpfeifen – ebenfalls im Krieg geopfert – für 5.000 Mark bestellt und eingebaut werden. („Gold gab ich für Eisen“ rief dazu auf, Gold und Schmuck zur Kriegsfinanzierung zu spenden. Im Gegenzug erhielt der Spender Eisenschmuck. Trauringe, Broschen und Schmuckringe wurden an die spendenwilligen Bürger ausgegeben, zum Teil waren diese mit dem Eisernen Kreuz verziert. Der Aufruf betraf auch das Vermögen von Vereinen, Kirchengemeinden und staatlichen Stellen)
1922
Das vorige Jahr hat Simmersbach wirtschaftlich schwer zu schaffen gemacht. Durch einen sehr strengen, langen Winter fanden die Bauern fast ganze Äcker mit Winterfrucht ausgewintert.
Die Maul- und Klauenseuche hat 13 Stück Großvieh weggerafft und erlitten durch erblindete Rinder und Kühe und durch die bösen Folgen schweren Schaden.
Ein furchtbares Hagelgewitter mit Wolkenbruch hat auf dem Böll, Windfohl und Fackenhain ganz erheblichen Schaden angerichtet. Die älteren Leute erzählten, daß es seit 40 Jahren so ein Wetter nicht gegeben hat.
(Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung bei Rindern und Schweinen und ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Auch andere Paarhufer wie Rehe, Ziegen und Schafe, aber auch Elefanten, Ratten und Igel können sich infizieren. Pferde sind nicht für MKS anfällig. Eine Infektion des Menschen tritt gelegentlich auf.)
– Einweihung des Denkmals für die Gefallenenen und Vermißten des 1. Weltkreiges
– Am 6. Aug. wurde das Mahnmal für die Opfer des Krieges (Gedenkstein) vor der Kirche beschafft und als bleibendes Erinnerungszeichen für die opferreiche Zeit des Weltkriegs 1914 – 1918 eingeweiht, die Weiherede hielt Pfarrer Schulz. Der Platz vor der Kirche, vor der neuen Gestaltung unansehnlich, wurde unter Beteiligung des Bürgermeisters Reinhard Blecher, des Försters Albert Reh (Clämels), der Vor- und diesjährigen Konfirmanden und des Pfarrers in einen freundlichen Ort verwandelt. Diese Leistungen sind direkt oder indirekt im Interesse der Kirche zur Hebung des kirchlichen und dörflichen Bewusstseins erstellt worden. Besonders weitblickend und tatkräftig unterstützte diese Bestrebungen der Bürgermeister, Reinhard Blecher, ein gebürtiger Fischelbacher und Ehemann von Berta Schönhals, die Enkelin des Pfarrers Schönhals.
1923
Zum 15. Apr. legte der Lehrer Welsch den Kirchendienst nieder, weil er zu schlecht bezahlt würde. Die Ablehnung der höheren Besoldung hat als Grund das unwürdige Orgelspielen und Verhalten des Lehrers Welsch im Gottesdienst, das in der Vertretersitzung oft gerügt wurde und zur Ablehnung des Antrags führte.
Aus den Überlieferungen geht hervor, was alles an Pflichten auf dem Schulamt lastet, die nach und nach mit dem wachsenden Standesbewusstsein der Lehrer fielen, leider ohne gebührende Beachtung seitens der Kirche. Es ist klar, dass der preußische Staat als Rechtsnachfolger des Großherzoglichen. Hessen für den gesamten niederen Kirchendienst aufzukommen hat.
1925
675 Einwohner
1928
In der Nacht vom 10. zum 11. Feb. zog über die hiesige Gegend ein schweres Unwetter mit Gewitter, Sturm, Hagel und Schnee. Zum Glück richtete der Sturm keine größeren Schäden an.
1929
Der Winter 1928/29 war besonders streng. Mit Ausnahme von wenigen Tagen hielten Schnee und Eis sich ununterbrochen vom 10.12.1928 bis Anfang März 1929. Die Temperaturen lagen zumeist zwischen -10° C und -20° C. An einzelnen Tagen, besonders Mitte Februar, herrschten bis zu -25° C Kälte. Die großen Flüsse waren zumeist zugefroren, der Rhein z.B. Mitte Februar auf ca. 250 km Länge. Diese Kälte erstreckte sich auch über die südlichen Länder Europas. Gleichzeitig trat, wohl damit zusammenhängend, eine heftige Grippeepidemie in ganz Europa auf, die in manchen Gebieten Deutschlands überaus zahlreiche Todesopfer forderte. In unserer Gemeinde starben nur wenige, obwohl fast alle an Grippe erkrankt waren.
– Nach der letzten Volkszählung beträgt gegenwärtig die Zahl der Einwohner in Simmersbach 711. Die Volksschule besuchen zur Zeit 100 Kinder.
1930
Am 30. Juni wurde das besetzte Ruhrgebiet geräumt. Dieses Ereignis, das am Rhein von Regierungsseite ungeheuer gefeiert wurde, kann uns der Menschen wegen, diesen Druck los zu werden, freuen, seine politische Seite ist vielleicht ein Erfolg. Der Wert ist zu bezweifeln, denn Frankreich schenkt uns nichts. Aber dieses Ereignis ging an den Simmersbachern ziemlich spurlos vorüber.
– Die Kollekte des Missionsfestes am 27. Juli muss man deshalb hoch bewerten, da eine hohe Arbeitslosigkeit herrschte. Etwa 90 Männer waren in der Eibelshäuser Hütte beschäftigt, etwa 30 weitere in den Gruben zwischen Lixfeld und Oberscheld und auf den Hütten bei Dillenburg. Der Youngplan, der Deutschland bis zum Jahr 1986 an die „Siegermächte versklavte“, macht sich von Jahr zu Jahr mehr bis in die kleinsten Gemeinden bemerkbar. Im vergangenen Winter und Frühjahr konnte wegen geringer Aufträge nicht mehr voll gearbeitet werden. Das bedeutet für die Gemeinde einen großen Ausfall an Einkommen, da die Gemeindekasse ab dem 1. Sept. mit Unterstützungen für die Arbeitslosen einspringen mußte, die ein halbes Jahr die staatliche Arbeitslosenunterstützung bekommen haben. Trotzdem dieser wirtschaftlichen Schwierigkeiten gibt es kaum größere Armut, da die Landwirtschaft die größte Not von der Gemeinde abhält.
– In diesem Sommer, der zu Anfang sehr heiß war, konnte die Ernte, besonders die sehr gute Heuernte, beschleunigt eingebracht werden durch die Mithilfe der Arbeitslosen. Die Grummeternte fiel teilweise noch besser aus als die Heuernte.
– Am 14. Sept. fanden Reichstagswahlen statt, nachdem der alte Reichstag wegen Unfähigkeit, gemeinsame Entschlüsse zu fassen, aufgelöst worden war. Das Abstimmungsergebnis der Gemeinde liegt bei.
- Der christl. sozialen Volksdienst bekam 111 Stimmen.
- Mit 204 Stimmen bekam Adolf Hitlers NSDAP den Hauptanteil der Stimmen.
- Die restlichen Parteien erhielten nur wenige Stimmen.
- Die Wahlbeteiligung war relativ groß, besser als je vorher, von 424 Abstimmungsberechtigten wählten 334.
Der Ausgang der Wahl im Reich stellt die gesamte Politik vor eine neue Situation. Es war eine gewaltlose Revolution. Wie der neue Reichstag arbeiten will, ist bei diesem Wahlausgang sehr schwierig. Im Reichstag sind 143 Sozialdemokraten, 76 Kommunisten und 107 Nationalsozialisten. Die alten bürgerlichen Parteien sind zu ziemlich bedeutungslosen Gruppen zusammengeschmolzen. Vielleicht wird auch der neue Reichstag bald wegen Arbeitsunfähigkeit aufgelöst. Möglich ist aber auch folgendes:
Deutschland ist erst seit kurzem Republik und das Volk noch nicht an den Staatsgedanken gewöhnt, wie er sich im Parlamentarismus verkörpert. In allen Republiken oder Ländern mit parlamentarischem System kristallisiert sich der Volkswille um eine Rechtspartei und eine Linkspartei. Das wären bei uns nun Sozialdemokraten und Kommunisten einerseits, Nationalsozialisten und Deutschnationale andererseits. Vielleicht kristallisiert sich aus diesen beiden Gruppenallmählich auch eine Rechts- und Linkspartei heraus, indem beide Gruppen die Schärfen abschleifen.
– Am 27. Sept. brach abends um 1/2 9 im Haus der Witwe Klein ein Feuer aus. Es war Samstagabend, fast alle Männer waren zu Hause und es war windstill, so konnte das Feuer schnell gelöscht werden. Die Brandursache war ein schadhafter Schornstein, durch den Funken in einen Raum flogen, in dem Terpentin zur Herstellung von Schuhcreme aufbewahrt wurde. Es brannte nur der obere Stock aus, selbst auf dem Dachboden blieb die dort liegende Frucht verschont. Das Vieh konnte schon am anderen Tag wieder in den Stall geführt werden.
– Am 9. Nov. fand in der „alten Schule“ eine beratende Sitzung der zivilen und kirchlichen Gemeindevertreter statt, zu der Pfarrer Heinrich Hartmann eingeladen hatte, um nach langer Vorarbeit den Plan zur Anstellung einer Gemeindeschwester vorzulegen. Der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes Heinrich Conrad VII. befürwortete die Anstellung der außerkirchlichen, aus Simmersbach stammenden Schwester Karoline Geil.
– Vom Wetter dieses Jahres ist zu sagen: der vergangene Winter 29/30 war mild, im Sommer gab es nur wenig und schwache Gewitter trotz reichlicher Wärme. Der Herbst brachte anormal viel Wasser, auch sonst allerlei Merkwürdigkeit. Man hörte von blühenden Erdbeeren und Kirschen im November, es gab Maikäfer und Heidelbeeren. Die Stare zogen erst Anfang Dezember fort. Es wäre zu wünschen, dass solche Vorboten eines milden Winters sich angesichts der Arbeitslosigkeit rechtfertigten.
1931
Anfang März fand der sonst milde Winter seinen Höhepunkt, indem noch einige mal das Thermometer auf 10 ° C und mehr unter Null sank.
– Am 6. Mai wurde Schwester Karoline Geil als Gemeindeschwester eingeführt. An dem Diakonieverein beteiligten sich nur wenige Glieder der Kirchengemeinde.
– Am Samstag, 30. Mai zogen morgens 3 schwere Gewitter über das Dorf hinweg, von Lixfeld herkommend. Zu Lixfeld schlug der Blitz in den Kirchturm, das ausbrechende Feuer war schnell gelöscht. Ein kalter Schlagtraf hier das Annatz-Haus.
– Am 4. Aug. zogen 3 schwere Gewitter von Osten kommend über die Gemeinde, ohne Schaden anzurichten.
– Im abgelaufenen Jahr 1931 hat sich die wirtschaftliche Lage in der Welt weiter verschlechtert. Die Arbeitslosigkeit wurde immer größer. Aus Simmersbach sind nur noch einzelne Männer beruflich beschäftigt. Vor 3 Jahren waren es noch 120 Männer. Im vergangenen Jahr hat sich immer deutlicher eine Einheitsfront der meisten und größten Länder, auch Amerikas, gegen Frankreich herausgebildet. Im neuen Jahr 1932 muss sich entscheiden, ob mit Adolf Hitler ein neuer nationaler Geist und neue gesunde Kultur in Deutschland einziehen wird und ob Deutschland eine bewusste Einheit, kulturell und national wird. In der Gemeinde ist, deutlich spürbar, ein neuer Geist der Gemeinsamkeit im Werden.
1932
bis 1933 Kreis Dillenburg
– Am 13. März fand die Neuwahl für das Amt des Reichspräsidentenstatt. Folgende Tabelle zeigt das Ergebnis:
- Abgegebene Stimmen 660.377
- Hindenburg 661.736 (Zentrum, Sozialdemokraten)
- Hitler 338.571 (Nationalsozialisten)
- Thälmann 982.079 (Kommunisten)
- Düsterberg 557.876 (Stahlhelm + Deutschnationale)
Lehrer Lok und Bürgermeister Blecher sowie mehrere politisch interessierte junge Leute saßen noch bis 2 Uhr nachts im Pfarrhaus, um durch das Radio die Resultate zu empfangen. Um 6 Uhr nachmittags war die Wahl beendet. 8 Stunden später war das vorläufige Endergebnis auf jedem Dorf durch das Radio bekannt. Aus dem Wahlergebnis kann man die ganze Verworrenheit und Hoffnungslosigkeit unserer heutigen Zustände ablesen. Der Name Hindenburg hat viele bewogen, für die Linksparteien einzutreten, die sonst bestimmt Hitler gewählt hätten. Es ist noch nachzutragen, wie sich in kurzer Zeit das Gesicht der Zeit vollkommen verändern hat. Als vor 7 Jahren der Reichspräsident gewählt wurde, trat z. B. die Professorenschaft der evangelischen theologischen Fakultät der Universität Marburg für den schwarz-rot-goldenen Zentrumsführer und Katholiken Marx ein. Einer der Professoren (Prof. Rade, Schwager des früheren Pfarrers Loew) beteiligte sich an einem kommunistischen Umzug. Diesmal waren außer Thälmann, einem Hamburger Möbeltransporteur, nur nationale, deutschgesinnte Männer.
– Im Sommer 1932 herrschte eine längere Trockenperiode, sodass das Wasser abgestellt werden musste. Es wurde nur kurz jeden Tag aufgemacht, damit die Leute das notwendige Wasser zum Kochen zurückstellen konnten.
– Am 6. Nov. Sonntag fand der zweite Wahlgang zur Präsidentenwahl statt. In Simmersbach wurden 408 Stimmen abgegeben. Hitler erhielt 388, Hindenburg 18, Thälmann 1 und es gab eine ungültige Stimme, denn ein Blatt war weiß.
1933
Simmersbach gehört nach einjähriger Zugehörigkeit wieder zum Kreis Biedenkopf
– am 14. Mai 1933 feierte die Freiwillige Feuerwehr mit Kirchgang und einer Totenehrung am Ehrenmal ihr 25-jähriges Jubiläum in der Lay.
– Am 30. März wird Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt.
Dazu schreibt Pfarrer Ludolph: „Möge den Menschen in Simmersbach und in Deutschland bald die Erkenntnis aufgehen, dass sie gegen Gottes zweites Gebot, das Gebot von der Liebe zum Nächsten, verstoßen haben und dass die unseligen Verhältnisse in der Gemeinde, eingeschlossen die Verleumdungssucht und Intoleranz, worunter die ganze Gemeinde zu leiden hat, auch eine unmittelbare Folge der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler sind“
– In der Nacht vom 11. zum 12. Aug. 1933 ging ein schweres Unwetter über der hiesigen Gegend nieder. In Achenbach ging eine Scheune durch Blitzschlag in Flammen auf.
– Im Spätsommer wurde von zwei Jugendlichen oberhalb des Friedhofes ein Sittlichkeitsverbrechen an zwei Konfirmandinnen des jüngeren Jahrgangs verübt. Die Täter erhielten eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren.
1934
Die Eibelshäuser Hütte wurde im Frühjahr 1934 wieder eröffnet und es fanden viele Gemeindeglieder, die teilweise jahrelang arbeitslos gewesen waren, wieder Beschäftigung und Brot. Auch die Bergleute im Scheldetal atmeten froh auf. Allgemein war das Vertrauen der Bevölkerung zur neuen Staatsführung unbegrenzt groß. Die politischen und wirtschaftlichen Leistungen der Männer des Dritten Reiches setzten immer wieder in Erstaunen.
– Im Auftrage der nationalsozialistischen Partei, Ortsgruppe Simmersbach, wurde Pfarrer Hans Ludolph am 10. Jan. 1934 in einem Schulungsabend befohlen, einen Vortrag über „Namen- und Familienforschung“ zu halten.
– Am 30. Jan. 1934 wurde Pfarrer Hans Ludolph um 8 Uhr befohlen, abends in der Kirche einen besonderen Gottesdienst anlässlich des Tages der nationalen Erhebung halten, in der H.J. und B.D.M. geschlossen anwesend sind.
(BDM-Bund deutscher Mädchen und HJ- Hitlerjugendwaren NS-Jugendorganisationen)
– Ende April 1934 ernennt Ortsstützpunktleiter Heinrich Albert Clemens Pfarrer Ludolph zum Ortsamtsleiter der N.S.-Volkswohlfahrt und zum Ortsbeauftragten für das Winterhilfswerk, ein Amt, das Pfarrer Ludolph bis zu seinem Scheiden aus Simmersbach inne hat.
– Am Vorabend des Tages der nationalen Arbeit wurde ein Sondergottesdienst befohlen, an dem S.A., H.J. und B.D.M. teilnehmen.
– Am 1. Mai 1934 muss Pfarrer Hans Ludolph, obwohl nicht Parteimitglied (beide Lehrer sind Parteimitglieder), bei der örtlichen Kundgebung auf „Wunsch“ der N.S.D.A.P. die Ansprache übernehmen.
– Auch im Kirchspiel Simmersbach, obwohl in einem stillen, schönen Weltwinkel gelegen, blieb von allen entscheidenden Vorgängen in Deutschland nicht unberührt. Das Leben im Hinterland wurde auch im Jahr 1934 mehr oder weniger durch das aufwühlende Geschehen in Volk und Kirche bestimmt. Die politischen Schulungen, die großen Aufmärsche bei nationalen Veranstaltungen und Feiertagen, die Führer- und Ministerworte, durch Zeitung und Radio jedem zugänglich, übten eine unvergleichliche Wirkung auf die Menschen aus.
Da die Menschen in Partei, Hitler-Jugend, S.A. ( Sturmabteilung, Organisation der NSDAP (Nationasozialistische Deutsche Arbeiterpartei), Arbeitsfront usw. organisiert wurden, konnte kein Haus unberührt bleiben von den Ideen und Zielen, die Adolf Hitler verkündigte und sich anschickte diese Schritt für Schritt zu verwirklichen.
– Nachanfänglich schönem Treibwetter kommen Mitte Mai nochmals Nachtfröste, die erheblichen Schaden anrichten. Im Juni herrscht dann eine sehr große Trockenheit (Maikäferplage von Schulen und Arbeitsdienst bekämpft).
– Am 2. Aug. 1934 verstarb Reichspräsident und Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg im 87. Lebensjahr in Ostpreußen und wurde am 7. Aug. beigesetzt. Am 3. Aug. übernahm Reichskanzler Adolf Hitler die Befugnisse des Reichspräsidenten.
Die Glocken läuteten am Abend von 8 – 9 Uhr am 2. Aug. aus Trauer um den Verstorbenen. Anschließend wurde ein Gottesdienst zum Gedächtnis der Gefallenen des Weltkrieges und zum Tode Hindenburgs abgehalten, SA., H.J. und Vereine waren bei dem Gottesdienst in der Kirche, der Trauergottesdienst für Hindenburg fand am 5. Aug. statt.
(Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg (*2. Okt. 1847 in Posen †2. Aug. 1934 auf Gut Neudeck, Ostpreußen) war ein deutscher Generalfeldmarschall und Politiker. Im Ersten Weltkrieg übte die von ihm geführte Oberste Heeresleitung von 1916 bis 1918 quasi diktatorisch die Regierungsgewalt aus. Hindenburg wurde 1925 zum zweiten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt. 1932 wurde er wiedergewählt und blieb bis zu seinem Tod Reichspräsident. Am 30. Januar 1933 ernannte er Adolf Hitler zum Reichskanzler. Beim Anrücken der Roten Armee im Januar 1945 wurde der Sarg von Hindenburgs und seiner Frau aus dem Tannenberg-Denkmal zunächst nach Stettin gebracht. Vor dem Besatzungswechsel zur Roten Armee brachte man die Särge nach Marburg, wo Hindenburg mit seiner Frau in der Nordturmkapelle der Elisabethkirche endgültig beigesetzt wurde.)
– Am 19. Aug. 1934 fand der Volksentscheid für Adolf Hitler statt. Er bekam in Simmersbach 444 Ja-Stimmen, keine Nein-Stimmen sowie 3 ungültige Stimmen. (Die Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs fand am 19. August 1934 statt, Reichskanzler Adolf Hitler ließ sich im Nachhinein von der deutschen Bevölkerung die Zusammenlegung der Ämter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten auf seine Person als Führer und Reichskanzler bestätigen. Die Abstimmung ergab eine deutliche Zustimmung, blieb aber hinter den Erwartungen zurück und war geringer als 1933)
– Während bisher neben der Schafherde auch die Kuhherde ausgetrieben wurde und besonders an der Rother Grenze (Gemarkung Hessenwald und Philippsbuche) in den Ödlandflächen weideten, wurde dies eingestellt, da die vielen mit Ginster bewachsenen ehemaligen Ackerstücke gerodet und in Ackerland umgewandelt wurden
– Ab 7. Okt. 1934 erhält Simmersbach und Roth eine Landkraftpost mit beschränkter Personenbeförderung, die werktags zweimal zwischen Simmersbach und Dillenburg und zurück verkehrt.
– Vom 15. – 17. Okt. fiel der erste Schnee; die Höhen der Berge blieben eine Zeitlang weiß.
– Aus Anlass der Feier des 400-jährigen Lutherbibeljubiläums wurde mit Hilfe der Konfirmanden eine Bibelausstellung im Vereinshaus veranstaltete, bei der sich die Gemeinde mit großem Interesse in den Dienst der Ausstellung gestellt hat. Wurde im Rahmen des Gemeindeabends der evangelischen Kirche am 31. Okt. 1934 die Ausstellung eröffnet und Pfarrer Ludolph hielt dabei einen Vortrag über die Entstehung und Geschichte der deutschen Bibel und führte durch die Ausstellung. Nicht nur die Schulen schenkten der Ausstellung große Aufmerksamkeit, sondern auch viele auswärtige Besucher.
Bei der Ausstellung wurden alle alten Bibeln, Gesang- und Andachtsbücher, Schriften usw., die sich im Besitz einzelner Familien befinden, geholt, geordnet und zur Schau gestellt. Besitzer und Beschreibung wurden jeweils auf einem Zettel neben dem ausgelegten Buch gelegt. Die Vorbereitung war eine mühevolle Arbeit. Nachbildungen von Erstwerken deutscher Bibeln aus dem 15. Jahrhundert, Bilder aus der Reformationszeit, Lutherhandschriften, Urtexte der Bibel (hebräisch und griechisch), lutherische Übersetzungen, Blindenbibel, neueste Prachtausgaben, Bilderbibeln, Bibelauslegungen großer Kirchenmänner, 25-Pfennig-Testamente, dies alles war unter anderem zu sehen und zu bestaunen. Als größte Kostbarkeit Die Ausstellung enthielt als größte Kostbarkeit die dem Pfarramt Simmersbach gehörige Erstausgabe von Luthers Schriften, beginnend mit dem ersten Band aus dem Jahre 1552. (Vollständige Ausgabe!) Daneben war aus dem Eigentum des Pfarramtes noch ein Ev.-luth. Kirchenbuch, gedruckt 1574 in Marburg, zu sehen, ferner ein Kirchenbuch, gedruckt 1681 in Leipzig. Die älteste noch in Simmersbach vorhandene Lutherbibel aus dem Jahre 1703, verlegt bei Balthasar Christoph Wustens d. Ält. in Frankfurt a. M., stellte Ortsgerichtsvorsteher Heinrich Beck für die Ausstellung zur Verfügung. Im Besitz von Heinrich Oskar Reh befand sich das „Des Neuen Testaments Jesu Christi süßen Werk und Kerns“, der Teil, in sich haltend alle Episteln, verlegt bei Wilh. Kühnen, Ulm 1684“. Eine Schweizer Bibel von Dr. Martin Luther, verlegt bei Johannes Rudolf Thurneysen, Basel 1729, hatte August Sänger beigestellt. Wilhelm Reh I. brachte eine Lutherbibel aus dem Jahre 1712, gedruckt bei Johannes Henrich Stock in Marburg, zusammengebunden mit dem alten Hessen-Darmstädtischen Gesangbuch, mit Familieneintragungen; ferner eine Auslegung der 7 Worte am Kreuz (Predigten über das Leiden Jesu) mit interessanten Notizen über den Amtsantritt von Pfarrer Soldan. Eine ebensolche Bibel mit familiengeschichtlichen Aufzeichnungen gehörte Heinrich Wagner IV., desgleichen ein Hessen-Darmstädtisches Gesangbuch mit familiengeschichtlichen Angaben besitzt Daniel Geil. In einer Lutherbibel des Jahres 1783, im Besitz von Kirchenrechner Reinhard Konrad, befand sich folgender amüsanter Eintrag: „Elisabetha Ciliox in, dem ist diese Bibel und ist ihm lieb, wers ihm nimmt, der ist ein Dieb, es sei Reiter oder Knecht, am Galgen ist sein Recht“. August Dietrich stellte eine Lutherbibel vom Jahre 1777 aus, die mit dem Marburger Gesangbuch und Luthers Kleinem Katechismus zusammengebunden ist. Das alte Hessen-Darmstädtische Gesangbuch enthielt 754 Lieder.
– Der Oberlandjäger Broscheit stellte sich öfters – zeitweise täglich – im Simmersbacher Pfarrhaus ein, um Pfarrer Ludolph zu vernehmen oder staatliche Verbote bekannt zu geben.
1935
Am 13. Jan. 1935 war die Saarabstimmung, wodurch das Saarland nach langer französischer Herrschaft wieder deutsch wurde. Für die Zugehörigkeit zu Deutschland stimmten unter internationaler Kontrolle 90,5 % der Bevölkerung, und am 1. März 1935 ging das Saargebiet wieder in deutsche Hände über. Der einzige Saarjunge, der im Jahre 1934 nach Simmersbach kam (Kinderverschickung), fand im Pfarrhaus eine Aufnahme.
– Der Schweinehirt von Simmersbach fand an diesem Tag beim Hüten am „Weidestein“ eine Hellermünze, gezeichnet HH, eckig und dünn, mit der Jahreszahl 1785.
– im Rahmen des Winterhilfswerkes wurden 318,15 RM, 115 Zentner Kartoffeln, 12 Zentner Roggen, 5 1/2 Zentner Gemüse, 1 1/4 Zentner Äpfel und 213 Eier eingesammelt
– Am 8. März 1935 beschlagnahmt Landjäger Broscheit aus der Bibliothek der Kirchengemeinde das Buch „Der Krieg“, einen Roman von Ludwig Renn, der 1926 erschien.
(Ludwig Renn, eigentlich Arnold Friedrich Vieth von Golßenau (*22. April 1889 in Dresden; † 21. Juli 1979 in Berlin;) war ein deutscher Schriftsteller)
– Die Dorfstraßen wurden neu hergerichtet.
– Pfarrer Ludolph wird von der Staatspolizei verhört, da er am 9. Nov. die Kirche in Roth nicht habe beflaggen lassen und damit die Bedeutung dieses Tages (Tag des Putsches durch Adolf Hitler in München) nicht gebührend gewürdigt hat. Der starke Wind aus Berlin drehte auch in Simmersbach (und Roth) die Fahne von der Kirche ab.
1936
Das Frühjahr 1936 war kalt und naß, der Winter brachte viel Schnee und Frost bis mitten in den April (Ostern) hinein.
– Am 28. März 1936 fand eine Propagandafahrt der verschiedenen Formationen der Partei durch den Kreis Biedenkopf statt. In Simmersbach war Rast und Verpflegung durch die Evangelische Frauenhilfe, die Jungmädchen des BDM und des kirchlichen Vereins. Bei dieser Fahrt waren Kreisleiter Thiele, Kreisamtsleiter der NSV Clobes, Landrat Pönisch und Bezirksbauernführer Klein dabei. (NSV – Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) wurde am 18. April 1932 durch die Nationalsozialisten als eingetragener Verein gegründet und am 3. Mai 1933, nur wenige Monate nach der Machtergreifung, zur Parteiorganisation der NSDAP erhoben)
– Am 29. März 1936 war Reichstagswahl, wobei 99 % aller Stimmen im Reich auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler gefallen sind. (Unbeschriebene Stimmzettel sollen als Ja-Stimmen gezählt worden sein.)
In Simmersbach stimmten 458 Stimmen für Hitler, eine dagegen; im Reich stimmten 44.411.911 für, 543.026 gegen Hitler. Diese Volksabstimmung sollte als Zustimmung zur Besetzung des Rheinlandes durch deutsche Soldaten gewertet werden. Wegen des Wahlsieges läuteten am 31. März eine Stunde lang die Glocken.
– Am 9. Aug. 1936 wurde das Hinterländer Heimatfest an der Philippsbuche gefeiert und das erneuerte Denkmal feierlich eigeweiht, den geschichtlichen Vortrag hielt Lehrer Pez aus Herbertshausen.
(Quelle: Mitteilungen aus Geschichte und Heimatkunde des Kreises Biedenkopf, Vereinsblatt des „Geschichtsvereins für den Kreis Biedenkopf“ 26. Jahrgang, 1937, Nr. 1 und 2)
– Friedrich Reh (Annatsches) war Bürgermeister, Stützpunktleiter Heinrich Albert Clemens, Ortsbauernführer Ewald Geil (Grittsches), Gemeindediener Karl Daniel Geil (Bäckermeister, Baekasch), Gemeinde- und Kirchenrechner Reinhard Konrad (Glasnasch)
1937
Am 3. Und 4. Juli findet das große Heimat- .und Volksfest mit historischem Festspiel auf dem Staffelböll zur Erinnerung an die Rückkehr Philipp des Großmütigen aus seiner fünfjährigen Gefangenschaft in den Niederlanden statt. Verfasst wurde das Festspiel von Wilhelm Schlappig aus Dillenburg.
(Quelle:Original Festschrift vom 3. und 4. Juli 1937 zum Großen Heimat- und Volksfest mit Historischen Festspiel )
– Ackersch Haus wird erbaut, weil das Haus auf den „Acker“ gebaut wurde.
1938
Gustav Sauerwald (Philipps) hat das Wohnhaus aufgestockt.
– Heinrich Oskar Reh, Neurehs, hat sein Haus gebaut.
– Adalbert und Willi Reh neue Schreinerwerkstatt erbaut.
1939
735 Einwohner
1940
Am 18. Juni kam die erste Todesnachricht nach Simmersbach. Otto Ciliox fiel als erster Soldat am 8. Juni bei Amiens, welch erschreckliche Anzahl an Todesnachrichten sollten ihm noch folgen!
1941
Am 4. Juni starb der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II.
(Wilhelm II., mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen, (* 27. Januar 1859 in Berlin; † 4. Juni 1941 in Doorn, Niederlande) aus dem Haus Hohenzollern, war von 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen. Wilhelm war ein Enkel Kaiser Wilhelms I. und ein Sohn Kaiser Friedrichs III.)
1941
In der Nacht vom 22. zum 23. Juli warfen feindliche Flieger eine Bombe auf das Horfeld. Ein Sprengstück wurde auf dem Fackenhain in der Nähe des Friedhofs gefunden.
1943
Am 28. Juli ist ein feindlicher Flieger bei Rittershausen abgesprungen.
1944
Am 4. Feb. warfen feindliche Flieger mittags um 12 Uhr 9 schwere Sprengbomben vor dem Heiligenhaus oberhalb des Badeweihers. Die Bombentrichter waren 10 m breit und hatten z. Teil eine Tiefe von 10 m. Das starke Schneegestöber hat wohl einen genaueren Wurf zum Glück verhindert. Flachs Kuh hat vor Schrecken die Milch verloren und Rärschannams Kühe haben aus Angst gebrüllt. So hat auch die Simmersbacher Kreatur etwas zu spüren bekommen von dem Wahnwitz der Menschen, der sich in Kriegen selbst zerfleischt.
– Am Mittwoch, dem 22. März abends zw. 9 u. 10 Uhr wurden etwa 30 Brandbomben auf Simmersbach abgeworfen. Brände entstanden im Pfarrhaus und bei Geholwigs (Hch. Konrad V. Witwe). Das Feuer konnte aber schnell gelöscht werden.
1945
In der letzten Dekade des März, kurz vor dem Einrücken der Amerikaner, wurde der Eschenburgturm in Brand geschossen.
– Heinrich Albert Clemens (*10. Nov. 1903) aus Raue, der frühere DAF-Stützpunktleiter ist noch in Gefangenschaft. Während der NS-Zeit ist er aus der evangelischen Kirche ausgetreten, der Kirchenaustritt erfolgte auf Druck des Kreisleiters Thiele.
(DAF, Deutsche Arbeitsfront war in der Zeit des Nationalsozialismus der Einheitsverband der Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit Sitz in Berlin)
Sein Stellvertreter, Eduard Reh (*15. April 1896) aus Rehs, Sohn des Johannes Reh VIII., wurde schon vor der Rückkehr Pfarrer Stiehl´s durch die amerikanische Militärregierung abgeholt und ins Sennelager bei Paderborn gebracht. Ein Gesuch durch Pfarrer Stiehl für ihn wurde vom amerikanischen Kommandanten des Kreises Biedenkopf nicht unterschrieben, Gesuche ohne Unterschrift der Militärregierung nehmen die Engländer nicht an.
Sein Bruder, Emil Reh aus Rehs, DAF-Stützpunktleiter in Roth kehrte nach seiner Vernehmung in Biedenkopf am 28. Nov. 1945 nicht mehr zurück. Er hätte fast noch kurz vor Kriegende den Ortsbauernführer Heinrich Klein aus Roth ins Schwierigkeiten gebracht, weil der nach dem „Heldentode“ seines Sohnes Adolf von der Sinnlosigkeit weiterer Opfer sprach.
Der Bruder des stellvertretenden DAF-Stützpunktleiters aus Simmersbach und des DAF-Stützpunktleiters von Roth, Reinhard Reh, wurde DAF-Stützpunktleiter in Lixfeld und soll sich ebenfalls in einem Lager befinden.
– Der Kindergarten in Simmersbach wurde am 1. Sept. 1945, der in Roth am 1. Okt. 1945 eröffnet. Erna Geil (Zrusemanns) ist Leiterin des Simmersbacher, Gretel Schneider Leiterin des Rother Kindergartens.
– Am 28. Nov. 1945 wurde auch Bürgermeister Friedrich Reh (Annatsches) in Biedenkopf festgehalten und ins Lager Scheufer bei Frankenberg gebracht. Da er 1938 trotz seines Bürgermeisteramtes das Kirchenrechneramt übernahm, das wollte in dieser Zeit schon etwas bedeuten, hat sich Pfarrer Stiehl ebenfalls für ihn eingesetzt, nicht weil er sich Erfolg davon versprach, sondern um den Angehörigen zu helfen und alles Mögliche Unternommen zu haben.
Ein fanatischer Gegner der NS-Zeit war der frühere Bürgermeister Heinrich Beck, er hat den Tag der Freiheit nicht mehr erlebt, denn während seiner Beerdigung rollten die amerikanischen Panzer in Simmersbach ein.
1946
wurden 982 Einwohner gezählt (Zuzug der Ostvertriebenen)
1947
Gründungstag des SSV Simmersbach am Buß- und Bettag in der Gaststätte Grau (später Dresen)
– Am 15. Okt. ist in Simmersbach die von der Turmuhrenfabrik Ev. Korthage u. Söhne gelieferte Turmuhr angekommen. Der Einbau verzögert sich noch über die Währungsreform hinaus, weil nun nachträglich vom Kirchenvorstand noch 4 Zifferblätter gewünscht wurden. Die Zivilgemeinde, die das „onus aedificandi et reparandi“ am Kirchengebäude hat, erklärte sich trotz ihres Bargeldbestandes von 80.000 RM außer Stande, die 1815 von Simmersbacher Schmiedemeistern Theiß gefertigte und nun völlig abgenutzte Uhr durch eine neue zu ersetzen. Um den eigenen Barbestand der Entwertung zu entziehen, nahm mit kirchenaufsichtlicher Genehmigung der Kirchenvorstand die Neuanschaffung der Turmuhr in die Hand. Obwohl die Uhr fast den doppelten Betrag kostete, der im Voranschlag vorgesehen war (von 2.455,00 RM auf 4.795,— RM), konnte die Kirchengemeinde mit ihren Mitteln über diese Summe Herr werden. Als aber dann die Zifferblätter mit Leitwerk noch einmal 4.279,— RM kosteten, ging das über das Vermögen der Kirchengemeinde hinaus. Die Haussammlung durch Glieder des Kirchenvorstandes und der Gemeindevertretung erbrachte die erforderliche Summe. Die Zivilgemeinde hat nach der Währungsreform lediglich die bei der Montage beteiligten Simmersbacher Handwerker bezahlt. Die Montage selbst wurde von der Kirchengemeinde aus Kollekten Mitteln bezahlt. Die Beschaffung der Turmuhr wäre nicht möglich gewesen, wenn Herr Walter Krenzer – Frohnhausen, der hiesige Jagdpächter die erforderlichen Kompensationen nicht vorgenommen hätte. Was er alles an Elektromotoren und Handwagen hat liefern müssen, hat er nicht gesagt. Ohne ihn gäbe es keine Turmuhr in Simmersbach. Denn zu der damaligen Zeit war sie für Geld allein nicht zu bekommen.
(Die Schlosserfamilie Theiß hat die Turmuhr in Simmersbach gefertigt. Um 1800 wurden die die meisten Neubauten und Reparaturen an Uhren von Mitgliedern der Familie Thetß aus Schlessaschorems übernommen, unter anderem die Turmuhr in Hartenrod und Achenbach, in Achenbach hat 1772 ein “Joh. Theis” (der zweite Vorname wird leider nicht genannt) die dortige Kirchenuhr repariert, desgleich auch 1843 und 1844 ein Adam Theis von Simmersbach.)
1947
Sehr trockenes und heißes Jahr
1950
962 Einwohner
1951 / 1952
verschwand der Gedenkstein nach nur 42 Jahre für immer, einige Tafeln des Gedenksteins sind erhalten geblieben.
1951
Die Wasserversorgung in Simmersbach ist sehr problematisch, da fast den ganzen Sommer über das vorhandene Wasser nicht ausreichte. Im Juli sollte die Unterwasserpumpe in das 40 m tiefe Bohrloch unter dem Heiligenhaus gesenkt werden. In 14 m Tiefe aber stieß man auf Widerstand, so dass die Gefahr bestand, dass Rohre und Kies wieder aus dem Bohrloch herausgeschafft werden müssten. Am nächsten Tag konnte das Hindernis beseitigt werden. Bei dem Hindernis handelte es sich um einen Buchenholzdeckel, der in einem der Rohre nicht heraus genommen wurde. Die Pumpe wurde 35 m tief eingesenkt. Wenige Zentimeter vor ihrem Tiefstpunkt stieß man noch einmal auf den Buchenholzdeckel.
1952
Am 22. Juli 1952 um 12.30 Uhr war die Pumpe eingehängt und muß hoffentlich nicht so schnell wieder ans Tageslicht befördert werden, sondern erledigt ihre Aufgaben in der Tiefe, besonders in trockenen Jahren wie diesem. Die Gräben von der Pumpstation zum Streitwasser wurden im Sommer 1951 nach der Heuernte durch Frondienste ausgehoben, jeder Haushalt musste ihre 3 m ableisten. Sogar der Pfarrer hat sich nicht ausgeschlossen, obwohl er früher von solchen Pflichten befreit war.
– Am 27. Juli 1952, war Simmersbach immer noch ohne Trinkwasser. Der Transformator war noch nicht eingebaut, so dass es an Strom fehlte.
– Am 4. Aug. 1952 hat die Pumpe von 15:00 bis 16:30 Uhr zum ersten Mal wieder Trinkwasser gefördert.
– Am 5. Aug. 1952 hat die Pumpe von 8 – 17 Uhr wieder Trinkwasser gefördert, an diesem Tage wurde erstmalig Trinkwasser in den Hochbehälter gepumpt.
– Am 7. Sept. wird zum 400. Jahrestag der Heimkehr des Landgrafen Philipp „des Großmütigen“ von Hessen aus der 5-jährigen spanisch-niederländisch Gefangenschaft ein Gedenkfest mit ca. 4.000 Besuchern gefeiert.
(Quelle: Bericht der Dill-Zeitung vom September 1952)
1953
Nach einen Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der DDR wird alljährlich an diesem Tag eine Gedenkfeiern mit anschließendem Mahnfeuers auf dem Sportplatz erinnert.
(Am 17. Juni 1953 erlebte die noch junge DDR ihre erste große Erschütterung: Ein Streik der Bauarbeiter in der Ost-Berliner Stalinallee wuchs sich zum landesweiten Aufstand aus. In Hunderten Orten wurde gestreikt und demonstriert. Die DDR-Führung war hilflos und ließ den Protest schließlich von sowjetischen Truppen niederschlagen. Um einen Krieg zu vermeiden, griffen die Westmächte nicht ein.)
1957
Simmersbach beantragt ein eigenes Wappen nach einem Motiv des Malers und Bürgermeisters Erwin Reh von der Philippsbuche.
(Vier Hauptäste ragten aus dem mächtigen Stamm heraus und wurden gerne als Symbol für die vier Söhne Philipps des Großmütigen angesehen, zu dessen Erinnerung und Gedenken der Baum gepflanzt wurde. Bürgermeister Reh stellte das von ihm geschaffene Bild zur Verfügung. Ein Foto davon erhielt der Heraldiker Heinz Ritt aus Gießen, der dann im Auftrag des Hessischen Staatsarchivs das Wappen für die Simmersbacher zeichnete)
1959
pendelten von 193 Arbeitern 167 in das Dietzhölze-/Dillgebiet und 5 ins Hinterland.
1961
Gesamtfläche betrug 722 Hektar, davon 201 Hektar Wald, gezählt werden 964 Einwohner, 905 evangelische, 49 röm.-kath. Erwerbspersonen: 218 Land- und Forstwirtschaft, 265 produzierendes Gewerbe, 31 Handel und Verkehr, 29 Dienstleistungen und sonstiges
– Ein Findling des Diabasbruchs „unter dem Hessel“ wird auf Initiative von Lehrer Ernst Staniewiez und sechs Simmersbachern zum Gedenkstein “17.Juni 1953” an der Philippsbuche errichtet.
– Meldet der 1.Vorsitzenden Walter Rau den SSV Simmersbach ab.
1962
Gründung des Schützenvereins und beginn mit dem Bau des Schützenhauses
1963
Umbau der Volksschule, der Unterricht findet während des Umbaus im Gemeindehaus der Freien evangelischen Kirche statt.
– Die abgestorbene 400-jährige Philippsbuche wird am 22. April gefällt. Eine Neupflanzung erfolgtebmit einem Sämling der alten Philippsbuche
1965
Neugründung des SSV Simmersbach durch Herbert Reh als 1.Vorsitzenden in der damaligen Gaststätte Hampel
1969
Beginn mit dem Aufbau eines Sportheims am Sportplatz
1970
wurden 1070 Einwohner gezählt
1972
im April 1972 wurde von acht Modellflugfreunden in der Gaststätte “Hampel”
der “MFC Eschenburg-Simmersbach e.V. ” gegründet.
1973
Bau der Friedhofskapelle
– Neubau des Sportplatzes als Rotascheplatz
– Die Pfarrscheune wird am 16. Aug. durch das Bauunternehmen Fritz Müller KG, Eibelshausen, abgerissen.
– Zum Hauptamtlichen Bürgermeister der neuen Großgemeinde Lahnfels (Kreis Marburg) wurde im Jan. der Regierungsinspektor Helmut Geil (*1937, aus Dönges) gewählt. Er war bisher Sachbearbeiter beim Hessischen Amt für Landeskultur in Marburg und gehörte mehrere Jahre der Gemeindevertretung von Simmersbach an und war in der letzten Legislaturperiode Kreistagsabgeordneter im Kreistag Biedenkopf.
1973 / 74
Beginn mit dem Bau der neuen Sportanlage und dem Sportheim
1974
Am 1. Juli tritt die Gemeinde Simmersbach zusammen mit Hirzenhain und Roth der Großgemeinde Eschenburg bei und wechselt vom Kreis Biedenkopf in den Lahn-Dill-Kreis.
1975
wurden 1100 Einwohnergezählt
1975 / 76
Bau der Umgehungsstraße, Bau der Hornbergstraße
1977
Abschluß der Umlegung der Gemarkung (Flurbereitung)
1977 / 78
Bau eines Feuerwehrgeräte-und Bürgerhauses (Umbau der alten Schule bzw. des alten Bürgermeisteramtes)
1980
im Zuge der Renovierung der Kirche wurden unter vielen Kalkschichten wertvolle Gemälde freigelegt und restauriert, um sie als geschichtliche Zeugnisse zu erhalten. Am 07. Okt. 1980 erfolgte die Weihe der Kirche nach der Renovierung
1983
Vom 10. – 13. Juni feiert der Männergesangverein Liederkranz Simmersbach mit Festkommers und großem Festzug sein 100-jähriges Jubiläum.
– vom 9. – 11. Aug. 1983 feierte die Freiwillige Feuerwehr mit Festkommers und Festzug ihr 75-Jubiläum
1984
Das 1. Dorffest fand am 14.12.1984 im DGH Eibelshausen statt.
1990
Das 2. Dorffest fand am 28.09.1990 im DGH Eibelshausen statt.
1991
wurde nach fast 100 Jahren für 11.000 DM die Orgel restauriert. Das Pfeifenwerk und die Filze im Spieltisch wurden durch zwei Orgelbauer aus Möttau ausgetauscht
1993 – 1994
Umbau der Grundschule
1996
3. Dorffest am 30.08.1996 in der Ortsmitte von Simmersbach.
1997
Im August feiert der Gesangverein sein erstes Backesfest mit selbst gebackener Pizza aus dem Backhaus.
1998
Im August 1998 feierte die Freiwillige Feuerwehr ihr 90-jähriges Jubiläum.
2000
wurden ca. 1300 Einwohner gezählt
– Zusammenschluss des SSV Simmersbach mit dem FC 1976 Eschenburg-Roth zur SG Roth/Simmersbach.
2002
Am 06. – 08.September wird das Gedenkfest zum 450. Jahrestag der Heimkehr des Landgrafen Philipp „des Großmütigen“ von Hessen aus der 5-jährigen spanisch-niederländisch Gefangenschaft mit weit über 1.000 Besuchern am Sportplatz, sowie an der Gedenkstätte Philippsbuche gefeiert.
06.09.2002 Begrüßung der Gäste durch den Festausschuss, Festeröffnung durch den Schirmherrn Bürgermeister Walter Jank.
07.09.2002 Kindernachmittag und Unterhaltungsprogramm, Unterhaltung mit den “Rother Dorfmusikanten”
09.09.2002 Festgottesdienst mit Dr. Roland Werner (Marburg) ca. 1000 Besucher, Gemeinsames Mittagessen, Aufführung des Schauspiels “Heimkehr Philipp des Großmütigen” von Klaus Kirsten (Pastor der FeG Simmersbach) an der Philippsbuche. ca. 3000 – 3500 Besucher!
(Festschrift zum 450. Jahrestag der Rückkehr des Landgrafen Philipp von Hessen aus spanisch-niederländischen Gefangenschaft vom 06.09. – 08.09.2002)
2006
Am 1. Juli wird das neue Gemeindehaus der Freien evangelischen Gemeinde Simmersbach wird ist fertiggestellt und eingeweiht.
2008
Vom 8.-11. Aug. feiert die Freiwillige Feuerwehr mit Festkommers und Festzug ihr 100-jähriges Jubiläum.
– Mit einem Festgottesdienst am 14. Sept. wird das 125-jährige Bestehen der Freien evangelisch Gemeinde gefeiert.
2010
Vom 24. – 26. Juni ist Simmersbach “Dolles Dorf” im Hessen-Fernsehen, der HR 3 dreht und sendet einen Beitrag.
2013
In einem feierlichen Gottesdienst im März verabschiedete sich die Freie evangelische Gemeinde nach 10 Jahren ihren Pastor Michael-Christian Diehl samt Familie
– Die Landtagswahl am 22. Sept. erfolgte zeitgleich mit der Wahl zum 18. Deutschen Bundestag in Eschenburg.
2014
Simmersbach feiert 4. Dorffest.
– Am 11. Aug. legen Insekten das Mobilfunknetz D-1 lahm. Telefonieren mit dem Mobiltelefon ist seit dem 11. Juli im Ort nicht mehr möglich, weil Schädlinge eine Leitung zerstört haben.
2015
Am 1. Jan. verstarb Rudi Diessner im Alter von 55 Jahren. Er erlangte mit seinen Strichmännchen eine ungeahnte Popularität. Seine Männchen zierten bald deutschlandweit Uhren, Krawatten, Taschen, Brotdosen, Shirts und sogar Autos und Kleinbusse. Auch unter den Prominenten waren die “Rudi-Männchen” ein Renner: So trug etwa Fernsehkoch Alfred Biolek eine Rudi-Krawatte, Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder eine Rudi-Uhr. In Rudi Diessners Lieblingsserie “Lindenstraße” tickt eine Uhr mit “Rudi-Männchen”.
– Die Bürgerinnen und Bürger in Simmersbach und Roth profitieren im Mai von den geänderten Ausbauplänen der Telekom bei der Verlegung von Kabeln für das schnelle Internet. Bis Frühjahr 2016 sollen die Vorwahlbereiche 02774 komplett mit Glasfaserkabel ausgestattet sein.
– Die Simmersbacher Feuerwehr erhält am 22. Juni ein neues Einsatzfahrzeug. Der Aufbau des Tragkraftspritzenfahrzeugs und die Ausrüstung mit einem Wassertank soll in Zusammenarbeit mit der Stadt Herborn erfolgen.
– Der SSV Simmersbach feiert am 17. Juli sein 50-jähriges Bestehen.
– 111 Jahre Grundschule und elf Jahre Förderverein wurden am 27. Sept. mit einem fröhlichen Fest gefeiert. Seit 1970 gehen auch die Kinder aus Roth in Simmersbach zur Schule
2016
Kommunalwahl im März in Eschenburg
– Nach gut 20 Jahren schließt die Volksbank Dill eG Ihre Filiale, da der Mietvertrag für die Räume zum 30. März gekündigt wurde.
– Bürgermeisterwahl am 4. Sept. in Eschenburg, es wurde der amtierende als einziger Kandidat Bürgermeister mit 74,5% der abgegebenen Stimmen gewählt.
(Quelle Hessenschau.de)
2017
Vom 2. – 5. Aug. dreht ein Team des Hessenfernsehens in der Gemeinde Eschenburg, das Ergebnis ist am 21. Nov. 2017 um 20.15 Uhr im HR-Fernsehen zu sehen.
2018
Landtagswahl am 28. Okt. in Eschenburg.
– Der Tierversicherungsvereins a.G. Simmersbach wird durch das Regierungspräsidium Darmstadt am 28. Dez. aufgelöst.
(Quelle http://www.rp-darmstadt.hessen.de/sites/rp-darmstadt.hessen.de)
2019
Simmersbach feiert am 30.08. – 01.09.2019 auf dem Festplatz Simmersbach
– Die Ev. luth.Kirchengemeinde Simmersbach – bisher dem Dekanat Biedenopf-Gladenbach zugehörig – wechselt zum 01.01.2020 in das Dekanat an der Dill. Gleichzeitig wird der Verbund mit der Kirchengemeinde Roth aufgelöst und eine Kooperation mit der Ev. Kirchengemeinde Hirzenhain eingegangen.
(Quelle http://www.kirche-eschenburg.de)
Erklärungen der verwendeten Abkürzungen
- H. G. Zeitschrift für hessische Geschichte und Landkunde
Scr. Scriba (Scriba – Schreiber mit Verwaltungsaufgaben (Buch- u. Rechnungsführung) betraut) Regesten der bis jetzt gedruckten Urkunden zur Landes- und Ortsgeschichte des Großherzogtums Hessen. Zweite Abteilung. Die Regesten der Provinz Oberhessen enthaltend. Und: Ergänzungsheft zu Oberhessen. Darmstadt. 1849, uWyss Hessisches Urkundenbuch. Erste Abteilung: Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei Hessen. Band 1. und 2. Herausgegeben von A. Wyß Leipzig 1879-1884
Baur Hessische Urkunden. Aus dem großherzoglichen hessischen Haus- und Staatsarchiv zum ersten male herausgegeben von Ludwig Baur. 5 Bände Darmstadt 1860-1875
Wagner Beschreibung – G. M. Wagner, statust. topogr. histor. Beschreibung des Großherzogtums Hessen. 3 Bände, Darmstadt 1854
Wagner Wüstungen, G. M. Wagner, die Wüstungen im Großherzogtums Hessen. Pr0vinz Oberhessen, Darmstadt 1854
Bork Ed Bork, Streifzüge durch den Kreis Biedenkopf und seine Nachbarschaft, Marburg 1884
Schneider Führer durch Oberhessen und die angrenzenden Gebiete. Herausgegeben von Hauptlehrer Schneider, Marburg 1900
Lic. Ein Lizenziat (auch Lizentiat; von lateinischen licentiatus abgeleitet, abgekürzt lic.) ist der Inhaber einer akademischen Licentia docendi (Erlaubnis zu lehren). Es ist ein akademischer Grad, der ursprünglich im Anschluss an das Bakkalaureat und dann teils als Vorbedingung für den Magister oder das Doktorat oder auch als gleichrangiges Äquivalent erworben wurde.
Umrechnungstabelle für historische Einheiten
Hessische Münzen, Hohl- und Fruchmaße
Hessische Münzen 1 Gulden (fl., von “Florentiner Goldgulden”) = 26 Albus
1 Albus (alb.) = 12 Heller (hlr.)
1 Albus = 12 Pfennig = 2 Schilling
Hohlmaße
1 Fuder = 6 Ohm = 240 Stübchen = 960 l = 9,6 hl
(Wein, Branntwein) 1 Fuder = 6 Ohm = 240 Stübchen = 960 l = 9,6 hl
1 Ohm = 80 Maß = 160 l = 1,6 hl
1 Ohm Bier = 1,74755Hektoliter (Im Kurfürstentum Hessen)
1 Maß = 2 Liter; 1 Maß = 2 halbe Maß à 1 Liter
Bier 1 Zuber = 36 Maß = 2 Viertel = 80 l
1 Biermaß war um 1/10 größer als das (Wein-)Maß = 2,20 l
Fruchtmaße 1 Cassler Viertel = 1 Malter = 16 Cassler Metzen = 1,6 Hektoliter oder 160 Liter
1 Cassler Viertel = 1 Malter = 16 Cassler Metzen = 1,6 Hektoliter oder 160 Liter
1 Cassler Metze = 4 Becher = 10 Liter
Quellen
Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS), Stand: 16.4.2010, http://www.lagis-hessen.de
Aus der Ortsgeschichte von Simmersbach
Auszug aus dem Kirchenbuch Simmersbach
Aus der Festschrift 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr
Aus der Festschrift 100 Jahre MGV
Aus der Festschrift zur 450-Jahrfeier an der Philippsbuche
Alle Angaben ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit