Der Feldhase (Lepus europaeus)
Der Feldhase ist ein Meister der Tarnung mit einem ausgezeichneten Gehör. Er ist auch ein exzellenter Sprinter mit einer ausgefeilten Fluchttechnik, den so schnell keiner einholt. Doch die Intensivierung der Landwirtschaft und die Zerschneidung der Landschaft machen dem Feldhasen das Leben schwer.
Im Sommer ist das Fell des Feldhasen erdbraun, im Winter gräulich-braun. Die Hinterläufe und Ohren sind außergewöhnlich lang. Der Feldhase ist kurzsichtig und sieht insbesondere Bewegungen (Bewegungsseher), er hat aber den perfekten Überblick! Durch die seitlich stehenden Augen (Seher) überblickt er einen Bereich von nahezu 360 Grad.
Das Feldhasenfell besteht aus einer feinen Unterwolle und einer festeren Grannenbehaarung, die auf der Oberseite braungelbe und an den Körperseiten rostrote Farbtöne mit schwarzen Spitzen aufweist. Diese Grannenhaare sind besonders feuchtigkeitsabweisend und wärmend. Bauch und Schwanzunterseite sind weiß. Im Winter ist die Fellfärbung häufig heller und eher gräulich-braun. Damit ist der Feldhase auch optisch perfekt an seine Umgebung angepasst. Der Hasenbart ist weiß – seine dicken und festen Haare dienen dem Feldhasen als Tasthaare.
Die Wahl des Partners liegt bei der Häsin. Der Hase muss seine Ausdauer und Kraft in spektakulären Wettläufen und Boxkämpfen unter Beweis stellen. Innerhalb kürzester Zeit paart sich die Häsin mehrmals, so dass selbst innerhalb eines Wurfs Mehrfach-Vaterschaften vorkommen können. Außergewöhnlich ist, dass die Häsin während der Tragezeit erneut trächtig werden kann und sich Embryonen unterschiedlicher Entwicklungsstadien in ihrer Gebärmutter befinden. Das nennt man Superfötation.
Entgegen anders lautender Meldungen ist der Bestand des Feldhasen seit Jahren dramatisch rückläufig. Ein Indiz dafür bieten die jährlichen Zahlen der durch die Jagd getöteten Hasen. Während in den 1980er Jahren noch über 800.000 Feldhasen in deutschen Fluren getötet wurden, waren es im Jagdjahr 2016/17 gemäß der Statistik immerhin noch 212.452 Langohren, die durch Jäger oder durch den Verkehr gestreckt wurden.
Die Jagdverbände weisen alle Verantwortung für den Rückgang der Feldhasen von sich, bemühen eigene Hasenzählungen und reklamieren für sich gar eine „verantwortungsvolle“ Bejagung. Lovis Kauertz, Vorsitzender von Wildtierschutz Deutschland ist da anderer Meinung: „Die Jagdverbände kommen ihrer gesetzlichen Verpflichtung zum Erhalt eines artenreichen Wildbestandes und zur Sicherung der Lebensräume der Feldhasen nicht ausreichend nach.
In vielen Fällen sind es Jäger, die als Landwirte selbst die Lebensgrundlagen der von ihnen bejagten Wildtiere zerstören. Die Jagdverbände, die ansonsten durch ihre erfolgreiche Lobbyarbeit beim Gesetzgeber häufig offene Türen einrennen, haben es über Jahrzehnte versäumt, Einfluss auf die Lebensraumgestaltung gefährdeter Arten zu nehmen. Die nach wie vor intensive Jagd auf den Feldhasen gibt ihm den Rest dadurch, dass erwachsene, starke Tiere, die essentiell für die Fortpflanzung sind , erschossen werden.
Der vom Deutschen Jagdverband und seinen Mitgliedsverbänden reklamierte Artenschutz mit Flinte und mit Falle ist nach Meinung von Wildtierschutz Deutschland nichts als ein Rohrkrepierer. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat die Jagd weder dem inzwischen fast ausgestorbenen Rebhuhn noch dem Feldhasen etwas gebracht. Wir finden, es ist einfach unglaublich, dass der Deutsche Jagdverband dem Abschuss von im Bestand bedrohten Tierarten nicht einen Riegel vorschiebt und stattdessen dem Fuchs und anderen Beutegreifern den Schwarzen Peter zuschiebt.“
Quelle: Deutsche Wildtierstiftung, Fotos: Mirko Fuchs