
Zäune gegen Schweinepest
Wenn der Amtsschimmel grunzt: Zäune fürs Seuchenglück
Mein Kommentar über virale Panik, tierischen Aktionismus und menschliche Absurditäten.
Stellen Sie sich vor: Ein kleines idyllisches Dorf in Deutschland, umgeben von Feldern, Wäldern – und einem Zaun. Nicht etwa, weil ein gefährlicher Serienkiller unterwegs ist, oder weil Aliens landen könnten. Nein, der Feind ist borstig, grunzt, und trägt keine Maske: Das Wildschwein. Der Grund für die Barrikade? Die Afrikanische Schweinepest (ASP).
Ja, richtig gelesen. Es werden Zäune um Ortschaften gezogen, um zu verhindern, dass infizierte Wildschweine den Weg in unsere Dörfer finden. Man stelle sich das bildlich vor: Ein Wildschwein trabt gut gelaunt Richtung Dorfstraße, sieht den Zaun – bleibt abrupt stehen – murmelt „Ach Mist, abgesperrt“ und dreht wieder um. So ähnlich muss sich das wohl die zuständige Behörde vorgestellt haben.
Man fühlt sich unweigerlich zurückversetzt in die große Zeit der Corona-Maßnahmen, wo Logik und Verhältnismäßigkeit häufig Urlaub machten – vermutlich in einem Hotspot, mit Einreiseverbot.
Wer erinnert sich nicht?
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Die Maskenpflicht im Restaurant: Beim Betreten Maske auf, beim Gehen zur Toilette Maske auf, beim Sitzen – Maske runter. Offenbar war das Virus höflich genug, nicht am Tisch zu stören. Vielleicht mochte es keine Speisekarten.
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Die Sperrstunde für Alkohol nach 22 Uhr: Ab dann wurde der Virus anscheinend besonders aggressiv, zumindest gegenüber Biertrinkern. Ein Glas Wein um 21:59? Kein Problem. Um 22:01? Potenzieller Superspreader.
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Einkaufswagenpflicht im Supermarkt: Auch wenn man nur einen Apfel wollte – ohne Wagen kein Eintritt. Vermutlich galt der Einkaufswagen als magischer Schutzschild gegen Aerosole. Vielleicht hätte man gleich Einkaufswagenpflicht auf der Straße einführen sollen.
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Beherbergungsverbote für Deutsche in Deutschland: Wer aus einem Risikogebiet kam, durfte nicht im Hotel in Bayern übernachten – es sei denn, man reiste über Österreich ein. Der Virus konnte offenbar keine Grenzen überschreiten, solange ein paar Berge dazwischenlagen.
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Abgesperrte Parkbänke und Spielplätze: Frische Luft war gefährlich – es sei denn, man stand im Stau oder saß im vollen Bus. Spielplätze wurden abgesperrt, als hätten Kinder dort Scharfschützen trainiert.
Jetzt also: Zäune gegen die Schweinepest. Dabei ist die ASP für Menschen ungefährlich. Man kann sich nicht anstecken, auch nicht durch versehentliches Wildschwein-Kuscheln. Der wirtschaftliche Schaden für Schweinehalter ist jedoch real – das ist unbestritten. Aber helfen da wirklich kilometerlange Zäune um Ortschaften?
Wenn ja, warum nicht gleich weiterdenken? Wie wäre es mit:
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Drohnenüberwachung im Wald, um Schweineansammlungen frühzeitig zu erkennen – inklusive Lautsprecherdurchsagen: „Falscher Ort für ein Schweine-Meeting – bitte woanders grunzen!“
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Maskenpflicht für Wildtiere – man kann die ja schlecht testen, also lieber gleich alle vermummen. Vielleicht mit kleinen Schweineschnauzenaufklebern für bessere Akzeptanz.
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Einbahnstraßenregelung auf Wildwechseln – denn wer in der falschen Richtung grunzt, riskiert ein Bußgeld.
So sehr man auch den Seuchenschutz ernst nehmen sollte – was derzeit betrieben wird, erinnert eher an eine Mischung aus Provinztheater und Bürokratie-Zirkus. Statt sinnvolle Maßnahmen mit Augenmaß zu treffen, geht man erneut den Weg des Symbolischen: Hauptsache, man tut irgendwas. Es darf absurd sein, es darf teuer sein – aber auf keinen Fall darf es nachlässig wirken.
Die Wahrheit ist: Sowohl beim Corona-Krisenmanagement als auch jetzt bei der ASP ist ein altbekanntes Prinzip am Werk – der politische Reflex des „Aktionismus statt Analyse“. Wenn man nicht mehr weiterweiß, baut man eben einen Zaun. Oder erlässt ein Verbot. Oder ruft eine neue Warnstufe aus. Und das Volk? Soll bitte Verständnis haben. Oder zumindest still bleiben.
Aber vielleicht lernen wir ja etwas daraus. Zum Beispiel, dass man mit Humor oft weiterkommt als mit Zwangsmaßnahmen. Oder dass Schweine intelligenter sind als gedacht – immerhin haben sie noch nie versucht, Menschen mit sinnlosen Regeln zu erziehen.
Mirko Fuchs