Die Geheimnisse der Phillipsbuche in Simmersbach

Die Geheimnisse der Phillipsbuche in Simmersbach

Oktober 13, 2024 Aus Von mfsimba

Eine mysteriöse Grabanlage oder ein Gedenkort?

Die Phillipsbuche in Simmersbach, ein Ort der Erinnerung an Landgraf Philipp von Hessen, gibt Anlass zu vielen Fragen. Die heutige Gedenkanlage wurde offiziell zu Ehren des Landgrafen errichtet, doch ein Blick auf historische Fotos zeigt, dass die Geschichte hinter dieser Stätte komplexer sein könnte, als es scheint.

Auf den ersten Blick präsentiert sich die Anlage heute als ordentlich gestalteter Gedenkort mit mehreren Gedenkplatten. Die heutige Hauptplatte, präzise und mit modernen Werkzeugen gefertigt, ist nur eine von vier, die am Mauerwerk angebracht wurden. Doch wer die alten Bilder aus den 1950er Jahren betrachtet, sieht ein völlig anderes Bild: Damals gab es nur eine einzige Gedenkplatte, die ungerade und von Hand gemeißelt war. Sie ruhte zentral im halbkreisförmigen Mauerwerk, umrahmt von Steinen, und unterschied sich deutlich von der heutigen Ausführung.

Bemerkenswert ist auch das Mauerwerk selbst. Die jetzige Struktur besteht aus Schiefer, während das ursprüngliche Bauwerk auf den alten Fotos aus einem anderen Gestein zu bestehen scheint. Zusätzlich sind auf den alten Aufnahmen Flechten und Moose auf dem Mauerwerk erkennbar, was darauf hindeutet, dass dieses schon zu jener Zeit alt und verwittert war. Merkwürdigerweise soll das heutige Bauwerk jedoch erst zur Gedenkfeier errichtet worden sein. Wie kann ein neu errichtetes Bauwerk bereits derart alt und vermoost erscheinen?

Die eigentliche Frage bleibt: Woher stammt dieses Mauerwerk? Alte Zeitzeugen berichten, dass vor den 1950er Jahren dort keine Mauer stand. Doch die verwitterte, vermooste Struktur erzählt eine andere Geschichte. Physikalisch erscheint es unmöglich, dass ein Mauerwerk, das zur Einweihung neu errichtet wurde, bereits alt und überwuchert wirkt. Die Vermutung drängt sich auf, dass es sich nicht um eine moderne, sondern um eine deutlich ältere Anlage handelt.

Noch mysteriöser wird es, wenn man die Bauweise betrachtet: Das Mauerwerk scheint im Stil neolithischer Trockensteinmauern errichtet zu sein, wie sie in alten Grabanlagen häufig vorkommen. Solche Anlagen sind oft mit Erde bedeckt und werden über die Jahrhunderte freigelegt. Könnte es sein, dass die heutige Gedenkstätte in Wirklichkeit auf den Überresten einer uralten Grabanlage unserer heidnischen Vorfahren errichtet wurde?

Die Theorie, dass diese Mauer nicht neu errichtet, sondern lediglich ausgegraben wurde, passt zu den Beobachtungen. Das Mauerwerk war bereits alt und vermoost, als es zur Einweihung freigelegt wurde, und die zentrale Gedenkplatte könnte einst den Eingang zu einer solchen Grabanlage verschlossen haben. Mit der Zeit wurde eine neue Fassade vor das alte Mauerwerk gesetzt, weitere Gedenkplatten hinzugefügt und die ursprüngliche Bedeutung der Anlage verdeckt.

Historische Belege fehlen jedoch. Es existieren keine Bilder vom Bau des Mauerwerks, weder von der alten noch der neuen Struktur, und auch die Namen der Bauleute sind unbekannt. Dies wirft Fragen auf: Wer hat diese Anlage errichtet? Und warum gibt es keine Aufzeichnungen darüber?

Einige vermuten, dass die Kirche eine Rolle bei der Veränderung solcher Anlagen spielte. Auf der ganzen Welt wurden heidnische Stätten umgestaltet, entweiht oder überbaut, um ihre ursprüngliche Bedeutung zu verschleiern. Es wäre denkbar, dass auch hier eine alte Grabanlage mit einer neuen, christlichen Bedeutung überdeckt wurde. Die Gedenkplatte könnte den Anschein einer Ehrenstätte erwecken, während der eigentliche Zweck der Anlage verschleiert wurde.

Wer sich heute mit der Phillipsbuche beschäftigt, sollte einen unvoreingenommenen Blick auf die Geschichte werfen und die Veränderungen selbst vergleichen. Die alten und neuen Mauerwerke unterscheiden sich deutlich, ebenso wie die Gedenkplatten. Die Frage bleibt bestehen: Ist die Phillipsbuche wirklich ein Gedenkort für einen Landgrafen oder verbirgt sich dahinter eine viel ältere Geschichte, die tief in der Vergangenheit wurzelt?

Die Antwort liegt vielleicht in den Steinen selbst – oder in den Geheimnissen, die sie verbergen.

Der Obelisk von Simmersbach: Ein vergessener Zeuge heidnischer Symbolik?

Inmitten der Anlage an der Phillipsbuche in Simmersbach stand einst ein markanter Obelisk, der längst in Vergessenheit geraten ist. Alte Fotografien, die auf der Webseite Sömmaschbuch zu finden sind, zeigen diesen Obelisken deutlich im Zentrum des Bildes, umgeben von Menschen im Stil des frühen 19. Jahrhunderts. Doch ein genauerer Blick offenbart Geheimnisse, die lange Zeit verborgen schienen.

Auf dem Obelisken war ursprünglich eine Figur zu sehen, die auf den ersten Blick einen einfachen Bauersmann darzustellen schien, der die Phillipsbuche im Arm hielt. Darunter war eine Inschrift eingemeißelt, die keine Ähnlichkeit mit deutscher Schrift hatte. Die Symbole erinnerten stark an das Hebräische, doch diese Schrift wurde im Laufe der Zeit überputzt und auf späteren Bildern ist sie nicht mehr zu sehen – als ob sie nie existiert hätte.

Diese Transformation lässt vermuten, dass der „Bauersmann“ ursprünglich eine weitaus ältere Symbolik verkörperte. Die Figur auf dem Obelisken ist nicht der einfache Landmann, als den sie später dargestellt wurde. Vielmehr erinnert sie an eine weltweit bekannte Figur, die in vielen Kulturen als „Der Mächtige“ verehrt wird. Diese Gestalt, die häufig mit einem Baum dargestellt wird, symbolisiert den Schutzpatron der Natur und den Begleiter der Seelen.

Interessanterweise wurde später auf dem Obelisken eine Inschrift hinzugefügt, die ausdrücklich betonte: „Dies stellt KEINEN MÄCHTIGEN der Erde dar, sondern einen einfachen Bauersmann.“ Warum aber war diese Klarstellung notwendig? Niemand würde bei der Betrachtung eines Bauersmannes automatisch an einen „Mächtigen der Erde“ denken. Die Inschrift scheint vielmehr wie eine nachträgliche Rechtfertigung zu wirken – als ob man eine tiefere, ältere Symbolik überdecken wollte.

Diese ursprüngliche Symbolik war in der alten Welt weit verbreitet und wurde von den Naturvölkern verehrt. Der „Wilde Mann“, wie diese Figur oft genannt wurde, verkörpert das Ursprüngliche, das Heidnische, das Natürliche. Im Laufe der Zeit hat die Kirche diese Symbolik übernommen und verändert. Die wilde, tierische Darstellung des Mächtigen wurde vermenschlicht und schließlich als ein Symbol des „Tieres im Menschen“ umgedeutet, das überwunden werden müsse.

Die Verwandlung des Obelisken in Simmersbach ist ein Sinnbild dieser Veränderung. Was einst eine tiefe heidnische Bedeutung hatte, wurde mit der Zeit überformt, entweiht und zu einer christlich geprägten Erinnerung umgedeutet. Der ursprüngliche „Wilde Mann“ mit seinen Ziegenohren und Hufen wurde nach und nach in einen „Bauersmann“ verwandelt – und damit die alte Symbolik verdrängt. Der Obelisk selbst wurde später abgebaut und rechts neben der Mauer vergraben, als ob man die Spuren seiner ursprünglichen Bedeutung vollständig tilgen wollte.

Auch im Fachwerkbau ist der „Wilde Mann“ als Symbol noch präsent. In Hessen ist er als „Hessenmann“ bekannt, oft in Verbindung mit den Lebens- und Todesrunen, die Schutz über ein Haus bringen sollen. Diese Symbole stammen aus einer Zeit, als die Menschen tief mit der Natur und ihren Zyklen verbunden waren. Der Obelisk von Simmersbach, der einst diesen „Wilden Mann“ zeigte, war Teil einer langen Tradition, die bis in die heidnischen Wurzeln Europas zurückreicht.

In den ältesten Kirchen und Gemälden Europas finden sich noch heute Darstellungen des „Wilden Mannes“. Diese Figuren sind stumme Zeugen einer Zeit, in der der Mensch die Natur als heilig ansah und ihre Kräfte verehrte. Doch mit dem Aufstieg des Christentums wurden diese Symbole verdrängt, verändert und umgedeutet. Der „Wilde Mann“ wurde zum „Tier im Menschen“, das überwunden werden müsse – eine Darstellung, die die Natur und das Heidnische als etwas Bedrohliches und Zerstörerisches verurteilt.

Der Obelisk von Simmersbach und die Figur des „Wilden Mannes“ stehen für eine verlorene Geschichte, eine Geschichte, die tief in den Wurzeln unserer Vorfahren verankert ist. Diese Wurzeln wurden durch das Christentum gewaltsam überdeckt, und die Erinnerung an sie verblasst immer mehr. Doch vielleicht sollten wir, wie der Verfasser dieses Artikels anmerkt, zu unseren ursprünglichen Wurzeln zurückkehren – zu einer Zeit, als der Mensch noch im Einklang mit der Natur und ihren Symbolen lebte.

Die Geschichte des Obelisken zeigt uns, dass diese alten Symbole noch immer in unseren Landschaften und Kulturen schlummern, auch wenn sie über die Jahrhunderte hinweg verändert und überdeckt wurden.


Hier am Ende noch ein kurzes Video von Hendrik Reh, der sich seit über einem Jahrzehnt mit dem Thema beschäftigt.


Gastbeitrag von Hendrik Reh