Die Sinnlosigkeit von Treibjagden im November

Die Sinnlosigkeit von Treibjagden im November

November 16, 2024 Aus Von mfsimba

Treibjagden, die traditionell im Herbst und besonders im November stattfinden, sind ein kontroverses Thema, das viele Emotionen weckt. Während Befürworter sie als notwendiges Mittel zur Wildregulation verteidigen, gibt es immer mehr Stimmen, die die Praktik als unnötig und kontraproduktiv kritisieren. Doch warum sind Treibjagden im November in vielerlei Hinsicht problematisch – sowohl für die Natur als auch für die Gesellschaft?

Im November befindet sich die Natur in einer Übergangsphase. Die Tiere bereiten sich auf den Winter vor, sammeln Reserven und suchen ruhige Rückzugsorte. Treibjagden, bei denen Wildtiere durch Jagdhunde und Treiber aus ihren Verstecken getrieben werden, stören diese natürliche Dynamik erheblich. Die Tiere flüchten in Panik, verbrauchen wertvolle Energie und können in der Fluchtzeit häufig in Straßenverkehrsunfälle verwickelt werden.

Zudem werden bei Treibjagden nicht selten Tiere verletzt, die den Jagdtag zwar überleben, aber später qualvoll verenden. Dieses Leid steht in keinem Verhältnis zu den angeblichen Vorteilen der Jagd.

Ein Hauptargument für Treibjagden ist die Regulierung der Wildbestände, insbesondere von Wildschweinen und Rehen. Doch wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Jagd oft den gegenteiligen Effekt hat. Wird eine Wildpopulation stark dezimiert, reagieren viele Arten mit einer erhöhten Fortpflanzungsrate, was langfristig zu einer Steigerung der Population führen kann.

Außerdem wird häufig übersehen, dass die Überpopulation von Wildtieren nicht ausschließlich auf deren natürliche Vermehrung zurückzuführen ist. Vielmehr tragen menschliche Eingriffe wie intensive Landwirtschaft, Fütterungen und das Zurückdrängen von natürlichen Feinden wie Wölfen und Luchsen zu einem Ungleichgewicht bei. Treibjagden bekämpfen also nur Symptome und keine Ursachen.

Treibjagden bringen auch Sicherheitsrisiken mit sich. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kommt es immer wieder zu Unfällen, bei denen Menschen verletzt oder gar getötet werden. Auch für Spaziergänger und Anwohner in der Nähe der Jagdreviere stellen die Jagden ein Risiko dar.

Hinzu kommt die ethische Frage: Ist es moralisch vertretbar, Tiere zu hetzen und zu töten, wenn Alternativen wie der Einsatz von Vergrämungsmethoden oder der Schutz von natürlichen Lebensräumen bestehen? Viele Menschen, auch Jäger, lehnen Treibjagden ab, weil sie die Jagd auf das Erlegen einzelner Tiere beschränken möchten, die tatsächlich eine Belastung für das Ökosystem darstellen.

Die Akzeptanz der Jagd schwindet in der Bevölkerung. Eine Umfrage des Deutschen Jagdverbands zeigt, dass die Mehrheit der Menschen Jagd zwar akzeptiert, jedoch nur, wenn sie waidgerecht und nachhaltig ausgeführt wird. Treibjagden, bei denen Hunderte Tiere aufgeschreckt und zahlreiche Tiere getötet werden, passen nicht in dieses Bild. Sie hinterlassen vielmehr den Eindruck eines blutigen Spektakels, das weder die Natur schützt noch dem modernen Verständnis von Tier- und Naturschutz entspricht.

Treibjagden im November sind ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der Naturverständnis und Ökologie wenig Beachtung fanden. Heute, im 21. Jahrhundert, gibt es nachhaltigere und ethisch vertretbare Methoden, mit den Herausforderungen des Wildtiermanagements umzugehen. Anstatt an überholten Praktiken festzuhalten, sollte die Jagd mit einem ganzheitlichen Ansatz an die Bedürfnisse der Natur und die Erwartungen der Gesellschaft angepasst werden.

Es ist Zeit, Treibjagden kritisch zu hinterfragen und sie durch zukunftsfähige Alternativen zu ersetzen – im Sinne von Mensch, Tier und Umwelt.


Fotos: Privat